Aktienanleihen oder Discounter? Wer die Nase vorn hat
Die Grundstruktur beider Produkttypen ist gleich - die Renditechancen unterscheiden sich jedoch häufig.
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von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Mit herkömmlichen Anleihen bonitätsstarker Emittenten ist schon lange nichts mehr zu holen. Und weil die Europäische Zentralbank den Leitzins wohl nicht so schnell nach oben schraubt, wird sich an diesem für Anleger und Sparer beklagenswerten Zustand so bald nichts gravierend ändern. Da könnten doch Aktienanleihen genau die richtige Lösung sein. Mit ihnen erhalten Anleger jährlich fixe Kupons, die weit über Marktniveau liegen.
Nur leider - man ahnt es - gibt es einen Haken: Die Bezeichnung "Anleihe" suggeriert, dass Anleger am Laufzeitende den Nominalbetrag des Papiers vollständig zurückbekommen, so wie bei ganz normalen Anleihen. Tatsächlich sind Aktienanleihen aber nichts anderes als Teilschutzzertifikate, deren Wertentwicklung von der Performance des zugrunde liegenden Basiswerts abhängt.
Das Prinzip bei Aktienanleihen: Bei Emission wird ein Basispreis festgelegt, der zumeist leicht unter dem aktuellen Kurs des Basiswerts, also einer Aktie oder einem Index, liegt. Schließt beispielsweise die unterlegte Aktie am Laufzeitende auf oder über dem Basispreis, erhalten Anleger neben den Kuponzahlungen den Nominalwert der Anleihe zurück.
Kursverluste abfedern
Notiert die Aktie jedoch unter dem Basispreis, werden die im Kurs gesunkenen Aktien als Rückzahlung zu einer fest vereinbarten Menge geliefert. In diesem Fall nehmen Anleger damit am Kursverlust der Aktie teil. Falls dieser Wertverlust dann nicht mehr durch den gezahlten Zinskupon kompensiert wird, gerät das Investment in die roten Zahlen.
Für diejenigen, die genau wissen, wie Aktienanleihen funktionieren, können die strukturierten Produkte aber durchaus interessant sein. Zum Teil sind mit ihnen zweistellige Renditen möglich. Der Vorteil gegenüber Direktinvestments: Mit Aktienanleihen verdienen Anleger in seitwärts und leicht aufwärts laufenden Märkten mehr Geld. Darüber hinaus bieten sie durch Zinszahlungen einen Teilschutz bei fallenden Kursen.
Anlegern sollte aber noch etwas klar sein. Aktienanleihen sind im Grunde nichts anderes als Discountzertifikate. Nicht nur, dass es sich bei beiden Produkten rechtlich betrachtet um Schuldverschreibungen handelt, wobei im Insolvenzfall des Emittenten der Kapitaleinsatz verloren gehen kann. Die große Ähnlichkeit beider Produkte liegt in ihrer fast identischen Grundstruktur.
Emittenten sichern ihre Auszahlungsverpflichtungen vom Prinzip her gleich ab: Um die Ansprüche der Anleger zu gewährleisten, verkauft der Emittent am Terminmarkt Optionen. Von deren Verkaufserlös profitieren die Anleger: bei Discountern in Form eines Preisabschlags gegenüber der unterlegten Aktie, bei Aktienanleihen in Form eines Zinskupons.
Achtung: Verpackungszuschlag
Obwohl beide Produkttypen sich ähneln, ziehen Anleger Aktienanleihen häufig den Discountern vor. Experten begründen dies damit, dass Anleger bei Aktienanleihen von vornherein sehen, welche Kupons sie jedes Jahr ausgezahlt bekommen. Diese Gewissheit sorgt für (scheinbare) Sicherheit. Immer wieder ist zu hören, dass Investoren bei Aktienanleihen einen "Verpackungszuschlag" zahlen. Heißt: Aktienanleihen werden teurer verkauft als Rabattpapiere. Das kann, muss aber nicht so sein.
Es empfiehlt sich daher, die Konditionen von vergleichbaren Aktienanleihen und Discountpapieren unter die Lupe zu nehmen. Wichtig: Was bei Aktienanleihen der Basispreis ist, nennt sich bei Discountzertifikaten Cap. Der Cap ist eine Kursmarke, bis zu der Anleger an den Kurssteigerungen des Basiswerts teilnehmen. Weiterhin wichtig zu wissen ist, dass Emittenten vor allem bei volatilen Basiswerten attraktive Renditekonditionen anbieten können. Dies hängt mit der hinterlegten Optionsstruktur der Papiere zusammen. Je schwankungsintensiver der Markt, desto mehr können Emittenten für die verkauften Optionen vereinnahmen und an die Anleger weiterreichen.
Kurzum: je volatiler der Markt, desto höher die Kupons bei Aktienanleihen und desto größer die Rabatte bei Discountzertifikaten.
So eignen sich volatile Aktien wie Lufthansa und RWE als Basiswerte. Beim Produktvergleich empfiehlt es sich, Papiere mit gleichem Basiswert, gleichem Basispreis/Cap und gleicher Laufzeit herauszusuchen. Zudem sollte man sich den Sicherheitspuffer vor Verlusten der beiden Papiere anschauen. Bei Aktienanleihen wird dies durch die Kuponhöhe und bei Rabattpapieren durch die Höhe des Discounts sichtbar.
In der unten stehenden Tabelle wird das anhand von Beispielen deutlich. Die Aktienanleihe der HypoVereinsbank auf Lufthansa hat einen Basispreis von 16,50 Euro, dieser liegt damit in etwa auf dem aktuellen Niveau des Kurses der Lufthansa-Aktie. Der jährliche Kupon beträgt 11,90 Prozent. Notiert der Titel am Laufzeitende Mitte Juni 2018 auf oder über dem Basispreis, erzielen Anleger eine Rendite von 13,9 Prozent.
Das in der Tabelle genannte Pendant ist ein Discountpapier der Commerzbank auf Lufthansa, das ebenfalls bis Mitte Juni 2018 läuft. Der Cap liegt bei 16,50 Euro. Sollte die Lufthansa-Aktie zum Schluss auf oder über dieser Marke notieren, springt bei dem Investment eine Rendite von 14,8 Prozent heraus.
In diesem Beispiel verspricht der Discounter eine etwas höhere Rendite als die Aktienanleihe. Hinzu kommt, dass der Kaufpreis des Discounters aktuell knapp 13 Prozent unter dem Lufthansa-Kurs notiert. Der Sicherheitspuffer ist somit größer als bei der Aktienanleihe mit ihrem Kupon von 11,90 Prozent. In diesem Fall bietet sich also der Kauf des Rabattpapiers an.
Stets die Konditionen vergleichen
Grundsätzlich lohnt sich übrigens bei allen Aktienanleihen und Zertifikaten ein Blick auf das jeweilige Produktinformationsblatt, das Emittenten zumeist auf ihrer Homepage zum Download anbieten. Hier werden einzelne Szenarien durchgespielt.
Ein weiteres Beispiel ist eine Aktienanleihe von BNP Paribas auf RWE, die bis Mitte Juni 2018 läuft und einen Basispreis von 15 Euro hat. Dieser liegt damit in etwa auf der Höhe des aktuellen RWE-Aktienkurses. Der Kupon beträgt neun Prozent. Notiert der RWE-Titel am Laufzeitende auf oder über 15 Euro, erwirtschaftet das Investment eine Rendite von 10,6 Prozent.
Das entsprechende Discountzertifikat der Citi Group auf die RWE-Aktie läuft ebenfalls bis Mitte Juni 2018. Die Gewinnobergrenze (Cap) liegt bei 15 Euro. Notiert die RWE-Aktie zum Schluss auf oder über dem Cap, erzielen Anleger mit dem Papier eine Rendite von rund zwölf Prozent.
Auch hier hat der Discounter gegenüber der Aktienanleihe renditemäßig die Nase vorn. Und: Aktuell liegt der Discount etwa 13,5 Prozent unter dem RWE-Kurs. Bei der Aktienanleihe beträgt der Sicherheitspuffer durch den Kupon hingegen nur neun Prozent. Aber auch hier gibt es einen Zusatz: Die Aktienanleihe notiert bei 99,77 Prozent. Das heißt, der Kaufpreis liegt unter dem Nominalwert der Anleihe. Insofern entsteht auch hier ein kleiner Rabatt, der den Sicherheitspuffer etwas größer als neun Prozent werden lässt.
Fazit: Aktienanleihen und Discountzertifikate sind im Grunde identische Produkte. Der Vergleich kann sich dennoch lohnen. Anleger justieren übrigens mit der Höhe des Basispreises der Aktienanleihe und des Caps bei Discountern das Rendite-Risiko-Profil: je höher der Basispreis oder Cap, desto höher die mögliche Rendite - und das Risiko.
Glossar
Basispreis
Eine wichtige Kennziffer bei Aktienanleihen ist
der Basispreis. Dies ist die Kursmarke, die der entsprechende Basiswert, beispielsweise eine Aktie oder ein Index, am
Laufzeitende erreichen oder überschreiten muss, damit das Produkt die bestmögliche Rendite erzielt. Bei Discountzertifikaten ist der Cap das Pendant dazu.
Nennwert
Im Gegensatz zu Zertifikaten notieren Aktienanleihen in Prozent. Der Nennwert pro Anleihe beträgt in der Regel
1000 Euro. Notiert der Kurs des Basiswerts am Laufzeitende unter dem Basispreis, erhalten Anleger anstatt des Nominalwerts die Aktien ins Depot gebucht, wobei der Wert dann unter dem Nominalbetrag liegt. Beim Emittenten kann man sich vorab erkundigen, wie viel Aktien man geliefert bekommt.
Discount
Der Reiz bei Discountzertifikaten liegt darin, dass Anleger den Basiswert, zum Beispiel eine Aktie, günstiger erwerben können als beim Direktinvestment. Angenommen, eine Aktie kostet 100 Euro und das entsprechende Discountpapier 90 Euro, so beträgt der Rabatt zehn Prozent. Am Laufzeitende orientiert sich der Kurs des Zertifikats am Kurs der Aktie.
Im Überblick: (PDF)
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: MarcelClemens / Shutterstock.com, Zadorozhnyi Viktor / Shutterstock.com
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