Euro am Sonntag

Vor dem Comeback: Zertifikate auf Italien

19.11.15 09:30 Uhr

Vor dem Comeback: Zertifikate auf Italien | finanzen.net

Die Reformen von Ministerpräsident Matteo Renzi beflügeln die Börse in Mailand. Mit Zertifikaten können Anleger profitieren.

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Der Einäugige wird er genannt. Massimo Carminati steht zusammen mit 45 Mitangeklagten in Rom wegen Mafiaverdachts vor Gericht. Er soll Chef der Organisation Mafia Capitale sein, die Lokalpolitiker, Richter und Minister in Rom bestochen haben soll, um lukrative öffentliche Aufträge zu bekommen.



Dieser Prozess zeigt einmal mehr die Probleme, mit denen Italien zu kämpfen hat. Die gewaltige Korruption, ineffiziente Behörden und reformunfähige Regierungen trugen ihren Teil dazu bei, dass die Wirtschaft des Landes immer weiter zurückfiel. In den vergangenen zehn Jahren wies nur Griechenland ein niedrigeres Wachstum auf. Noch immer liegt das BIP Italiens unter dem von vor der Finanzkrise. Von 2012 bis 2014 durchlief das Land eine zähe ­Rezession mit schrumpfender Wirtschaft. Nun gibt es aber Hoffnungszeichen. Das BIP dürfte 2015 um 0,7 Prozent zulegen, 2016 sogar um 1,3 Prozent. Die Reformen von Ministerpräsident Matteo Renzi scheinen zu greifen.

Besonders wichtig war die Arbeitsmarktreform, die Kündigungen erleichtert. Sie führte nicht zu Entlassungen, sondern zu Einstellungen. Die Arbeitslosenrate ist innerhalb eines Jahres um einen Prozentpunkt auf 11,9 Prozent gefallen. Das stärkt den Konsum, der für Italiens Wirtschaft wichtig ist und in den letzten Jahren darbte. Die Einzelhandelsumsätze erholen sich.

Export als robuste Stütze

Durch die anziehende Nachfrage im Inland ruht der Aufschwung nicht mehr nur auf dem Export, der sich auch in der Rezession als robuste Stütze erwies. Vor allem bei Textilien, ­Luxusgütern, Nahrungsmitteln und Maschinenbau ist Italien global konkurrenzfähig.


Auch ein Umbau der ineffizienten Verwaltung wurde beschlossen, steht aber noch am Anfang. Dagegen ist bereits entschieden, dass der Senat künftig weniger Rechte hat. Bisher musste auch er jedes Gesetz beschließen, was oft zu Blockaden führte. "Die Regierung Renzi ist die erste seit Jahrzehnten, die das Land ernsthaft reformiert", sagt Stefan Mütze, Analyst bei der Landesbank Helaba. Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt. Die Wirtschaftskriminalität bleibt ein Riesenproblem, die Bürokratie ist schwerfällig. Zudem ist die Staatsverschuldung mit 131 Prozent vom BIP sehr hoch.

Die Börse sieht derzeit vor allem die Chancen. Der Leitindex FTSE MIB, der aus 40 Bluechips des Landes besteht, stieg seit Januar um 16,4 Prozent, 5,7 Prozentpunkte mehr als der DAX. Bis der Index die Renditelücke zum DAX seit 2010 aufholt, muss er sich sogar verdoppeln. Es ist also viel Potenzial nach oben.

Mit dem Endlos-Knock-out- Zertifikat auf den FTSE MIB (ISIN: DE 000 DX0 2JA 8) der Deutschen Bank partizipieren Anleger an Kursgewinnen mit Hebel 1,5. Bis zur Knock-out-Barriere von 7.260 Punkten beträgt der Abstand 67 Prozent. Eine Alternative ist das Bonuszertifikat der Sociéte Générale (DE 000 SG7 UHK 8). Hier haben Anleger 21,6 Prozent Puffer bis zur Barriere von 17.400 Indexpunkten. Wird diese bis zur Fälligkeit im Herbst 2016 nie berührt, beträgt die Maximal-Jahresrendite bis zum Cap von 25.200 Punkten 10,9 Prozent. Wird die Barriere touchiert, sind hohe Verluste möglich.

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