Regularien in der Derivatebranche: Völlig überdreht

Basisinformationsblätter sorgen für Irritation anstatt für Transparenz und Aufklärung. Der Deutsche Derivate Verband fordert eine zügige Überarbeitung.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Eigentlich sollten die zu Jahresbeginn eingeführten Basisinformationsblätter (BIB) eine Hilfe sein, um zu verstehen, wie
die entsprechenden Finanzprodukte funktionieren. Doch der Schuss ging nach hinten los.
Die EU-Verordnung für die Basisinformationsblätter trägt den sperrigen Namen PRIIPs (Packaged Retail and Insurance-based Investment Products). Dies sind verpackte Anlageprodukte, zu denen auch Zertifikate gehören. Doch anstatt die Produkte verständlich zu erklären und über die wichtigsten Merkmale, Risiken und Kosten zu informieren, sorgen die Blätter vor allem für eines: Verwirrung.
Ein Beispiel, das nicht nur für einen Emittenten, sondern für die ganze Branche steht, ist ein klassisches Bonuszertifikat auf den DAX von der DZ Bank (ISIN: DE 000 DDM 7RP 3). Es läuft bis Ende Dezember 2019, hat eine Barriere bei 9.200 Punkten und kostet aktuell 113,81 Euro. Sollte der DAX bis zur Fälligkeit die 9.200er-Marke nie erreichen, erhalten Anleger eine Bonuszahlung von 122 Euro. Daraus ergibt sich eine Rendite von rund sieben Prozent. Steigt der Index über den Bonuslevel von 12.200 Punkten, partizipieren Anleger vollständig an Kursgewinnen.
Unklare Szenarien
Für Anleger ist nun interessant, was sie in welchem DAX-
Szenario erwartet. Dazu können sie sich im Basisinformationsblatt die Performance-Szenarien für das Laufzeitende anschauen. Dies hilft jedoch nicht weiter.
Zwar sind die Kategorien "Stressszenario" (Rückzahlung bei einem Einsatz von 10.000 Euro: 6.019,56 Euro), "Pessimistisches Szenario" (7.751,24 Euro), "Mittleres Szenario" (10.398,91 Euro) und "Optimistisches Szenario" (12.462,13 Euro) aufgeführt. Jedoch sucht man vergeblich danach, bei welchem DAX-Stand die Verluste oder Gewinne eintreten.
Der Deutsche Derivate Verband (DDV) fordert eine schnelle Überarbeitung der Basisinformationsblätter. Die regulatorischen Vorgaben seien teilweise unausgereift und nicht nachvollziehbar. Insbesondere die gesetzlichen Vorgaben zur Berechnung der Performance-Szenarien und Kosten führten zu abwegigen Ergebnissen. "Wir brauchen ein Basisinformationsblatt, das die Anleger aufklärt und nicht verwirrt", sagt DDV-Geschäftsführer Henning Bergmann. Allen voran die EU-Kommission müsse der Überarbeitung von PRIIPs eine hohe Priorität einräumen.
Um künftig für mehr Transparenz zu sorgen, muss das Basisinformationsblatt nicht unbedingt komplett geändert werden. Zumindest die Risikoeinteilung der Produkte in sieben Stufen ist gleich auf den ersten Blick verständlich.
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