Quanto-Zertifikate: Keine Angst vor der Währung
Wer mit Derivaten auf Werte setzt, die in Fremdwährung notieren, geht mit dem Investment ein Wechselkursrisiko ein. Zertifikate mit "Quanto" schalten dieses aus.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Warum läuft der Kurs meines Zertifikats eigentlich so schlecht, obwohl sich der Basiswert so gut entwickelt hat? Manchmal steckt der Teufel im Detail. Wer in Derivate investieren will, sollte am besten vor dem Kauf genauer hinsehen, wovon die Performance des Papiers im Einzelnen abhängt. Ein Beispiel dafür ist der Währungsfaktor.
Für Anleger aus dem Euroraum, die auf Werte setzen, die nicht in Euro notieren, gilt: Verliert die ausländische Währung gegenüber dem Euro an Wert, kommt es zu Währungsverlusten. Umgekehrt gilt allerdings auch: Steigt der Wert der Fremdwährung, entstehen Devisengewinne.
So setzen Anleger häufig mit Derivaten auf US-amerikanische Werte, beispielsweise auf Aktien oder Rohstoffe. Vor einem Jahr war der Euro 1,36 Dollar wert, inzwischen steht er bei 1,13 Dollar. Der Greenback hat damit gegenüber der europäischen Leitwährung um circa 17 Prozent zugelegt.
Für Investoren hierzulande, die in der gleichen Zeit etwa in Gold investiert haben, heißt das: Der Goldpreis ist zwar in Dollar um sieben Prozent gefallen, aufgrund der Währungsgewinne liegen sie jedoch in Euro mit ihrem Investment im Plus.
Wenn Anleger draufzahlen
Das Spiel kann aber auch zu Ungunsten der Anleger ausgehen. So hat der Euro zum Dollar in den vergangenen drei Monaten knapp sechs Prozent zugelegt. In diesem Zeitraum ist es für Dollar-Anleger aus dem Euroraum zu Währungsverlusten gekommen. Wer diese Schwankungen lieber ausschließen und sich einzig und allein auf die Basiswertentwicklung konzentrieren möchte, der kann sich Zertifikate mit dem Zusatz "Quanto" ins Depot legen.Wie sich der Euro-Dollar-Kurs auf die Performance eines Zertifikats auswirkt, zeigt der Vergleich zwischen zwei endlos laufenden Partizipationspapieren der Deutschen Bank auf Gold. Das Zertifikat ohne Quanto (ISIN: DE 000 722 373 7) verlor von Mitte März bis Mitte Juni 2015 rund 3,5 Prozent seines Wertes. Das Quanto-Papier (ISIN: DE 000 DB0SEX9 ) hingegen legte in der gleichen Zeit um 2,3 Prozent zu. Unter dem Strich ist das ein Unterschied von 5,8 Prozentpunkten.
Natürlich kommt es beim historischen Performancevergleich immer auf den Zeitraum an. Auf Basis der vergangenen zwölf Monate schlägt das obige Non-Quanto-Papier (plus 11,6 Prozent) das währungsabgesicherte Zertifikat (minus 10,7 Prozent) klar.
Wichtig: Wer sich für QuantoPapiere entscheidet, hat nicht mehr die Chance, von Währungsgewinnen zu profitieren. Deshalb kommt es immer auch auf die Marktmeinung des Anlegers an. Wer glaubt, dass die Zielwährung in Zukunft gegenüber der Heimatwährung steigt, verzichtet besser auf die Absicherung. Für Anleger, die das Gegenteil erwarten oder keine klare Meinung zur Devisenentwicklung haben, sind Quanto-Papiere die bessere Wahl.
Japan:
Quanto war sinnvoll
Ein anderes Beispiel ist das Zertifikate-Investment in japanische Aktien. Der Yen hat gegenüber dem Euro in den vergangenen drei Monaten deutlich abgewertet. Daher hätte sich in dem Fall die Absicherung gelohnt.
Als Beispiel dienen zwei Open-End-Produkte der Commerzbank auf den Nikkei 225. Der Kurs des Quanto-Zertifikats (ISIN: DE 000 702 976 1) stieg um 4,7 Prozent. Das nicht währungsgesicherte Zertifikat (ISIN: DE 000 CB5 UYN 4) gab hingegen 4,6 Prozent an Wert ab. Daraus ergibt sich eine Performance-Differenz von 9,3 Prozentpunkten.
Der Begriff "Quanto" stammt übrigens aus der Optionspreistheorie. Eine Quanto-Option ist eine Option, deren Basiswert in einer Währung notiert, während die Auszahlung der Option in einer anderen Währung erfolgt. Dabei ist der Wechselkurs - im Gegensatz zu herkömmlichen Optionen - im Voraus festgelegt. Entstehen bei der Währungsabsicherung Kosten, reichen die Zertifikatehäuser sie an die Anleger weiter. Was sie dafür bezahlen, hängt von verschiedenen Marktfaktoren ab (siehe Investor-Info).
Zinsunterschied als Faktor
Eine wesentliche Einflussgröße ist dabei der Zinsunterschied zwischen den Währungszonen. Die Regel: Je geringer der aktuelle Zinssatz im Ausland (im Vergleich zum Eurozins), desto günstiger ist die Quanto-Absicherung. So lässt sich auch erklären, warum die Absicherung bei Zertifikaten auf amerikanische Aktien und Rohstoffe Geld kostet, bei Papieren auf japanische Werte aber nicht: Die Zinsen in Japan sind niedriger als in der Eurozone. Das US-Zinsniveau liegt hingegen über dem der Euroländer.Absicherungskosten können die Performance der Investments mindern. Bei endlos laufenden Papieren berechnen Emittenten eine jährliche Quanto-Gebühr, die täglich vom Kurs des Zertifikats abgezogen wird. Bei Papieren mit Laufzeitbegrenzung wie Bonus- und Discountzertifikaten werden die Gebühren dagegen im Preis berücksichtigt.
Gebühren vergleichen
Bevor Anleger sich für ein Quanto-Zertifikat entscheiden, sollten sie die Gebühren der verschiedenen Anbieter miteinander vergleichen. Dies können sie zum Beispiel tun, indem sie sich auf den Internetseiten der Zertifikateanbieter die Kennzahlen der Papiere ansehen oder sich per Telefon bei der Info-Hotline erkundigen.Die HypoVereinsbank verlangt wie die Deutsche Bank zwei Prozent per annum für das endlos laufende Goldzertifikat. Die Commerzbank berechnet aktuell eine Gebühr ("Anpassungszinssatz") von 2,1 Prozent und die DZ Bank 2,5 Prozent. Deutlich höher sind die Kosten, die die Société Générale bei ihrem Goldpapier veranschlagt: 4,7 Prozent.
Mit einer einfachen Methode können Anleger feststellen, wie günstig oder teuer die Papiere in der Vergangenheit waren: Dabei suchen sie sich vergleichbare devisengesicherte Zertifikate der verschiedenen Emittenten heraus und sehen sich die Kursperformance an. Das Prinzip: Je besser die Wertentwicklung, desto günstiger die Kostenstruktur des Zertifikats.
Vor der Entscheidung, ob man Zertifikate mit oder ohne Währungsabsicherung kaufen soll, lohnt sich also der Blick auf die damit verbundenen Kosten und auf die Devisenentwicklung. Wer etwa in den vergangenen drei Jahren mit Quanto-Zertifikaten auf japanische Aktien gesetzt hat, kann sich glücklich schätzen.
Günstige Yen-Absicherung
Zum einen verlor der Yen gegenüber dem Euro um 40 Prozent an Wert, was bei Quanto-Investments keine Folgen hatte. Zum anderen lag das Zinsniveau in Japan deutlich unter dem der Eurozone, nicht zuletzt hervorgerufen durch den neuen wirtschaftspolitischen Kurs von Japans Premierminister Shinzo Abe ("Abenomics"). So konnten die Zertifikatehäuser den Anlegern den Quanto-Zusatz kostenfrei anbieten.Investor-Info
Zertifikate auf den FTSE 100
Besser ohne Pfund-Risiko
Das währungsgesicherte Indexzertifikat der Société Générale (ISIN: DE 000 SG3 4LF 9)
auf den britischen Akienleitindex FTSE 100 konnte sich in den vergangenen drei Jahren besser entwickeln als sein Pendant, das nicht devisengesicherte Indexzertifikat der HypoVereinsbank (DE 000 HV0 95Q 3). Der Grund: Das Britische Pfund hat gegenüber dem Euro an Wert verloren.
Absicherungskosten
Zinsen, Vola und Korrelation
Die Quantogebühr hängt von drei Faktoren ab: der Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsräumen, der Korrelation (Gleichlauf) zwischen Valuta und Basiswert sowie der Volatilität (Schwankungsbreite) von Basiswert und Fremdwährung. Eine positive Zinsdifferenz - die Zinsen der Fremd-Valuta sind geringer als die der Heimatwährung -, eine hohe Korrelation des Basiswerts zu seiner Währung sowie eine niedrige Volatilität führen zu günstigen Sicherungskosten - und umgekehrt. Die Gebührenhöhe spielt auch eine wichtige Rolle bei der Performance des Zertifikats. Da sich die Parameter laufend ändern können, wird die Höhe der Kosten laufend neu kalkuliert. Anleger sollten bedenken: Devisensicherung heißt im Gegenzug auch, dass ihnen die Chan- ce entgeht, Währungsgewinne zu erzielen.
Quanto-Zertifikate auf Indizes
Yen, Greenback und Pfund
Anleger können mit Zertifikaten an der Entwicklung des jeweiligen Index partizipieren. Wer das Devisenrisiko ausschalten will, für den eignen sich Quanto-Zertifikate. Die Sicherung ist teilweise kostenfrei, oder es wird eine Gebühr von den Emittenten verlangt.
Index ISIN Laufzeit Quantogebühr1)
Nasdaq DE 000 SG0 HGM 8 endlos 0,50 %
S & P 500 DE 000 SG0 HGN 6 endlos 0,60 %
Nikkei DE 000 CZ5 1L4 4 endlos 0,00 %
FTSE 100 DE 000 SG3 4LF 9 endlos 0,62 %
1) p. a., Quantogeb. kann sich ändern; Quelle: Emittent
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