Verkehrte Bilderwelt
Der Anleger ist ein scheues Reh. Sobald er Witterung aufgenommen hat und Gefahr zu drohen scheint, ergreift er die Flucht.
Gemeinhin bleibt der Privatanleger dann auch länger in Deckung bevor er wieder zu Finanzprodukten Vertrauen fasst und an die Märkte zurückkehrt. So zumindest ließe sich beschreiben, wie deutsche Kleinanleger wahrgenommen werden. Doch, was strukturierte Wertpapiere betrifft, weit gefehlt: Das Verhalten von Zertifikate-Anlegern in Deutschland ist weitgehend konstant. Und das durch alle Marktturbulenzen hinweg.
Der Grund hierfür ist auch ganz simpel zu erklären: Mit einer Investition in Anlage- oder Hebelprodukte kann ein Anleger sowohl an steigenden als auch an fallenden Kursen des Basiswertes gewinnbringend partizipieren. Auch im Falle seitwärts tendierender Kurse können positive Renditen erzielt werden. So lassen sich die individuellen Erwartungen in Bezug auf die weitere Entwicklung des zugrunde liegenden Wertes in einem entsprechenden Produkt umsetzen. Der Anleger kann somit in jeder Marktphase attraktive Renditen erzielen.
Mehr als die Hälfte der Zertifikate-Anleger hat dabei erstmals ab dem Jahr 2002 in Zertifikate investiert. Das geht aus der aktuellen Online-Umfrage des Deutschen Derivate Verbands hervor. An der Umfrage, die im April gemeinsam mit sechs großen Finanzportalen durchgeführt wurde, beteiligten sich rund 2.500 Personen. Jeder Fünfte der Befragten kaufte sein erstes Zertifikat zwischen 1990 und 1995, den Anfangsjahren der Zertifikatebranche. 19 Prozent investieren erstmals zwischen 1996 und 2001 in strukturierte Wertpapiere. Ein Fünftel der Teilnehmer haben zwischen den Jahren 2002 und 2007 erstmalig Zertifikate erworben. Zwischen 2007 und 2012 legten 19 Prozent der Befragten zum ersten Mal in Zertifikaten an. Für 22 Prozent der Befragten sind Zertifikate eine noch recht neue Anlageklasse, sie kauften ihr erstes Zertifikat nach 2012. Das allererste Zertifikat war ein Index-Zertifikat. Es wurde im Juni 1990 von der Dresdner Bank aus der Taufe gehoben. Sein Basiswert war der DAX. Käufer des Index-Zertifikats waren insbesondere private Anleger, die von steigenden Kursen des DAX mit einem einzigen Wertpapier profitieren wollten.
Fast 25 Jahre später steht den Anlegern eine Vielzahl verschiedener Basiswerte zur Verfügung, seien es Aktien, Rohstoffe oder Indizes. Darüber hinaus können sie in eine Strategie, Branche oder Region investieren und attraktive Renditen erzielen, ganz gleich ob die Märkte steigen, fallen oder seitwärts tendieren.
Und so verwundert es auch nicht, dass das Bild des scheuen Rehs auf Käufer von Zertifikaten nicht zutrifft.
Der DDV ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten derivativer Wertpapiere. Er fördert den Derivatemarkt und somit die Akzeptanz von Zertifikaten, Aktienanleihen und Optionsscheinen. Zu den Zielen zählen Anlegerschutz, Verbesserung der Verständlichkeit und Transparenz. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.