Ausgeprägter Home Bias
"Zuhause ist es doch am schönsten", das klingt oft durch, wenn Menschen nach ihren Urlaubserlebnissen befragt werden.
Viele Bundesbürger haben die zurückliegenden Wochen genutzt, den Stress des Alltags einfach mal hinter sich zu lassen und auszuspannen. Fernab jeder Routine einfach die Seele baumeln lassen und abschalten. Und nach wie vor verbringen viele ihren Urlaub vorzugsweise in der Heimat und nicht im fernen und exotischen Ausland. Gefragt nach dem Wunschziel wird Deutschland in einer aktuellen Umfrage an zweiter Stelle hinter den USA genannt. Und auch die Zahlen bestätigen die Beliebtheit von Inlandsreisen; pro Jahr verleben demnach insgesamt 85 Prozent der Deutschen innerhalb des eigenen Landes ihren Urlaub. Sowohl für Kurzreisen als auch für längere Aufenthalte bleiben viele in Deutschland. So unterschiedlich die Gründe für das "Daheimbleiben" sein mögen, die Vielfalt der Möglichkeiten zieht eben viele an.
Aber nicht nur Urlauber schätzen die Regionen von Flensburg bis Berchtesgaden, auch viele Anleger wissen scheinbar um die Attraktivität deutscher Aktien und Indizes. Der Deutsche Derivate Verband wollte in seiner Trend-Umfrage im August wissen, welchen Index Anleger als Selbstentscheider bei ihren Investitionsentscheidungen primär berücksichtigen. 60 Prozent sprachen sich hierbei für den deutschen Leitindex DAX aus. Wenngleich dieser Prozentsatz im Vergleich zur Umfrage in 2016 etwas rückläufig ist, so spricht er dennoch eine eindeutige Sprache. Und mit der Wertentwicklung des DAX in den zurückliegenden Jahren konnten Investoren durchaus zufrieden sein. Die Geldpolitik und eine starke heimische Wirtschaft beflügelten den Index. Wenngleich die Börsen aktuell im Würgegriff der Politik sind (Handelsstreit USA-EU-China), so ist ein nachhaltiger Rücksetzer bis dato ausgeblieben; stattdessen hält der Seitwärtstrend an. Auf den zweiten Platz kam in unserer Trend-Umfrage der Dow Jones Industrial Average. Wenngleich dem ältesten Leitindex zuletzt etwas die Luft ausging, so konnten sich Anleger mit US-Investments in der Vergangenheit durchaus glücklich schätzen. Die US-Wirtschaft boomt, das BIP-Wachstum soll in diesem Jahr 4,1 Prozent betragen. Auf dem dritten Platz folgen dann M-DAX und/oder S-DAX mit 13,6 Prozent gefolgt vom EURO STOXX 50, für den sich 6,4 Prozent der insgesamt 2.106 Umfrageteilnehmer entscheiden. Auf dem letzten Platz landet der japanische Leitindex Nikkei 225 mit 4,6 Prozent.
Zu bedenken ist, dass diejenigen, die ausschließlich heimatverbunden investieren, eine breitere Streuung ihrer Geldanlage vernachlässigen. Hinzu kommt, dass der DAX immer weniger "deutsch" ist. Einer Untersuchung von EY zufolge liegt der Anteil der Auslandsinvestoren im DAX bei 54 Prozent.
Mit einer breiten Streuung über verschiedene Assetklassen und Regionen hinweg, sollten Privatanleger langfristig gut aufgestellt sein. Natürlich müssen sich Investoren darüber im Klaren sein, dass etwaige Abschwünge, rezessive Tendenzen oder ein mögliches Drehen an der Zinsschraube in 2019 immer auch spürbare Auswirkungen auf andere Märkte haben. Generell kann es aber auch künftig durchaus Sinn machen, über die eigenen Landesgrenzen zu schauen.
Der DDV ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten derivativer Wertpapiere. Er fördert den Derivatemarkt und somit die Akzeptanz von Zertifikaten, Aktienanleihen und Optionsscheinen. Zu den Zielen zählen Anlegerschutz, Verbesserung der Verständlichkeit und Transparenz. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.