Nordex - Gewaltiger Niedergang
"Die Luft wird dünner" lautete die Überschrift bei Besprechung der Nordex-Aktie in ZJ 34.2016.
Damals war die Aktie nach Vorlage der Halbjahreszahlen auf Tauchstation gegangen. Die Talfahrt beschleunigte sich, als Nordex im November eine Umsatz- und Gewinnwarnung aussprach. Gut drei Monate später warnt der Konzern erneut. Laut Nordex-Chef Lars Bondo Krogsgaard laufen vor allem die Geschäfte in Kernmärkten wie Brasilien, Indien und Südafrika schlechter. Daher rechnet Krogsgaard für 2017 nur noch mit einem Umsatz von 3,1 bis 3,3 Mrd. Euro statt bislang 3,35 Mrd. Euro. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) soll zwischen 7,8 bis 8,2 Prozent liegen und damit unter dem Vorjahreswert von 8,3 Prozent. 2018 strebt Nordex bei einem Umsatz von 3,4 bis 3,6 Mrd. Euro eine stabile Marge an. Ursprünglich waren 4,2 bis 4,5 Mrd. Euro avisiert worden bei einer Ebitda-Marge von über zehn Prozent. Das bedeutet: Im Worst Case würde das Ebitda 2018 um 40 Prozent niedriger ausfallen als bislang angenommen. Kein Wunder, dass die Nordex-Aktie nach unten rauschte. Dem massiven Kursverfall hielt auch die Barriere des empfohlenen Capped Bonus nicht stand (ISIN DE000CD5E765). Dreh- und Angelpunkt des Niedergangs scheint die Übernahme der Windaktivitäten des spanischen Acciona-Konzerns zu sein. Schon die per 30. Juni 2016 erstmalige Konsolidierung des Zukaufs förderte Erstaunliches zutage. Die Bilanz von Nordex wurde durch den Goodwill im Zuge der Akquisition kräftig aufgebläht. Gleichzeitig ist aus einem Nettoguthaben von 322 Mio. Euro eine Nettoverschuldung von 188 Mio. Euro geworden. Daher ist höchste Vorsicht angebracht. Denn wegen der drastisch verschlechterten Geschäftsaussichten in Brasilien, wo Acciona Windpower stark vertreten ist, drohen größere Ab-schreibungen auf den Goodwill. Im Worst Case würden sich die Bilanzrelationen von Nordex derart verschlechtern, dass eine Kapitalerhöhung unumgänglich sein wird. Anleger sollten sich daher auf die Short-Seite stellen, zum Beispiel mit einem Turbo von HVB onemarkets. Der Hebel des Papiers liegt bei 4,2 (ISIN DE000HU8BLB2).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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