Christian Scheid

Magnificent 7: Die Spreu trennt sich vom Weizen

15.02.24 10:32 Uhr

Magnificent 7: Die Spreu trennt sich vom Weizen | finanzen.net

Die "Magnificent 7" Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla spielen in einer eigenen Liga.

Inzwischen haben die glorreichen Sieben gemessen am Marktwert die Marke von zehn Billionen Dollar überschritten. Die Marktdominanz und -konzentration ist gewaltig, schließlich stehen die Tech-Schwergewichte für beinahe 30 Prozent des Gewichts im S&P 500.

Entsprechend groß waren die Erwartungen vor den jüngsten Geschäftszahlen. Prognosen zufolge sollten sechs der sieben Unternehmen der "Magnificent 7" im vierten Quartal 2023 zu den Titeln gehören, die im Vergleich zum Vorjahr am meisten zum Gewinn des S&P 500 beitragen: Nvidia, Amazon, Meta, Alphabet, Microsoft und Apple. Insgesamt wurde für diese sechs Unternehmen im vierten Quartal ein Gewinnwachstum von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet, während für die restlichen 494 Unternehmen im S&P 500 sogar ein Gewinnrückgang von gut zehn Prozent prognostiziert wurde. Für den gesamten S&P 500 betrug der erwartete Rückgang somit nur rund 1,4 Prozent. Das zeigt sehr deutlich, wie stark der Gesamtmarkt auch aus fundamentaler Sicht vom Erfolg der sechs Schwergewichte abhängt.

Die Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden, wobei nicht alle sieben Unternehmen gleichermaßen überzeugen konnten - die Spreu trennt sich langsam vom Weizen. Entsprechend macht es auch für Zertifikate-Anleger Sinn, mittels unterschiedlicher Strategien auf die Aktien der Magnificent 7 zu setzen.

Googles Werbegeschäft enttäuscht

Alphabet etwa hat enttäuscht. Das Werbegeschäft der Tochter Google wächst weiter stark - aber nicht ganz so schnell, wie an der Wall Street erwartet. Im vergangenen Quartal stiegen die Anzeigenerlöse im Jahresvergleich um elf Prozent auf 65,5 Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt eher mit 65,8 Mrd. Dollar gerechnet. Das Cloud-Geschäft wuchs von 7,3 Mrd. auf 9,2 Mrd. Dollar. Der Bereich, der im Vorjahresquartal einen operativen Verlust von 186 Mio. Dollar verbucht hatte, verdiente nun 864 Mio. Dollar. Insgesamt erwirtschaftete Alphabet im Schlussviertel einen operativen Gewinn von 23,7 Mrd. Dollar. Auch diese Kennziffer verfehlte die Erwartungen der Analysten leicht. Es ist daher wenig überraschend, dass die Aktie im Anschluss an die Meldung unter die Räder gekommen ist. In der Vergangenheit waren solche Rücksetzer stets gute Kaufgelegenheiten. Jedoch sollten Anleger nicht volles Risiko gehen. Es empfiehlt sich ein Discount Call von Morgan Stanley (ISIN DE000MB79HV3).

Microsoft überzeugt voll und ganz

Microsoft hingegen hat einmal mehr mit seinen Quartalszahlen vollends überzeugt. Der Umsatz stieg im Ende Dezember abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal um fast ein Fünftel auf 62 Mrd. Dollar. Der Gewinn kam um ein Drittel auf fast 22 Mrd. Dollar voran. Treiber war das Geschäft mit Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI): Von dem 30-prozentigen Wachstum in der Cloud-Plattform Azure ging laut Finanzchefin Amy Hood rund ein Fünftel auf KI-Anwendungen zurück. Dank der KI-Euphorie ist Microsoft mit einem Börsenwert von mehr als drei Billionen Dol¬lar aktuell zum wertvollsten Unternehmen der Welt vor Apple aufgestiegen. Daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Darauf können Anleger mit einem Discount Call von Vontobel setzen (ISIN DE000VU6TRW3).

Amazon überrascht positiv

Überraschend gut hat auch Amazon im Schlussviertel 2023 abgeschnitten. Die Erlöse wuchsen um 14 Prozent auf 170 Mrd. Dollar. Der Gewinn sprang sogar von 300 Mio. auf 10,6 Mrd. Dollar nach oben. Analysten hatten deutlich weniger erwartet. In der wichtigen Cloud-Sparte AWS kletterten die Erlöse um 13 Prozent auf 24,2 Mrd. Dollar. Damit beschleunigte sich das Wachstum wieder etwas, nachdem es im vergangenen Quartal bei zwölf Prozent gelegen hatte. Zugleich steigerte AWS das operative Ergebnis deutlich überproportional, nämlich von 5,2 Mrd. auf rund 7,2 Mrd. Dollar. Kein Wunder, dass die Amazon-Aktie deutlich zulegen konnte. Nun rückt sogar das Rekordhoch bei knapp 189 Dollar aus dem Jahr 2021 in Reichweite, was viele andere Tech-Aktien längst erreicht haben. Gelingt der gut achtprozentige Anstieg wirft ein Turbo von der HVB rund 60 Prozent ab (ISIN DE000HD177L2).

Meta legt fast 200 Milliarden zu

Den Vogel hat in der bisherigen Berichtssaison Meta Platform abgeschossen. Um satte 196,8 Mrd. Dollar ging es mit dem Börsenwert des Facebook-Konzerns nach Vorlage der Quartalszahlen nach oben - der größte tägliche Zugewinn aller Zeiten. Das Werbegeschäft der Gesellschaft läuft weiter auf Hochtouren. Der Umsatz stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um ein Viertel auf 40,1 Mrd. Dollar. Unter dem Strich sprang der Gewinn sogar von 4,65 Mrd. Dollar vor einem Jahr auf 14 Mrd. Dollar hoch. Die Zahlen lagen über den Erwartungen. Meta will nun erstmals eine Quartalsdividende zahlen. Auch der Ausblick überzeugte die Investoren. Trotz der starken Rally ist die Bewertung nicht überzogen. Mit einem Discount Call von der UBS können Anleger mit angezogener Handbremse auf eine Fortsetzung der Rally setzen (ISIN DE000UM0A5L3).

Die Apple-Maschine stottert

Bei Apple hingegen ist der Wachstumsmotor ins Stocken gekommen. Der Konzern hat im Weihnachtsgeschäft dank der ungebrochenen Nachfrage nach seinem iPhone einen Gewinn von fast 34 Mrd. Dollar eingefahren. Inzwischen sind insgesamt mehr als 2,2 Mrd. Geräte des Konzerns im Einsatz. Der Umsatz legte jedoch nur um zwei Prozent auf 119,6 Mrd. Dollar zu. Die Wachstumsflaute bei Apple hält also an, auch wenn es das erste Umsatzplus nach vier Quartalen mit Rückgängen war. Für das laufende Quartal sagte das Management zudem lediglich stagnierende Erlöse voraus. Um das Geschäft wieder anzukurbeln, stößt der Konzern zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt in eine neue Produktkategorie vor - mit der Computer-Brille Apple Vision Pro - laut CEO Tim Cook ein "revolutionäres Gerät". Mit einem Discount-Zertifikat von HSBC (ISIN DE000HS31M42) sind Anleger für eine anhaltende Wachstumsflaute positioniert. Risikobereite Anleger können auch zu einem Discount Put (ISIN DE000VU621N6) von Vontobel oder - noch spekulativer - zu einem Inliner (ISIN DE000HD1YAP3) der HVB greifen und darauf setzen, dass die Marke von 200 Dollar weiterhin nicht überschritten wird. Die erzielbaren Maximalrenditen liegen bei 64,5 Prozent bzw. 179,6 Prozent.

Tesla bleibt auf der Verliererstraße

Nicht ganz überraschend hat Tesla mit den Zahlen für das Schlussviertel 2023 die Markterwartungen verfehlt. Während der Umsatz um drei Prozent auf 25,17 Mrd. Dollar vorankam, hatten Analysten im Schnitt mit Erlösen von fast 25,9 Mrd. Dollar gerechnet. Wegen einer steuerlichen Sondereffekts sprang der Gewinn im Jahresvergleich von 3,7 Mrd. auf 7,9 Mrd. Dollar hoch. Auf bereinigter Basis verdiente der Elektroautobauer mit 71 Cent je Aktie jedoch weniger als erwartet. Tesla gab keine Prognose für die Auslieferungen im laufenden Jahr ab. Jedoch stellte das Unternehmen in Aussicht, dass sich das Wachstum abschwächen wird - angeblich, weil der Konzern ein neues Modell entwickelt. Börsianer ließen sich von der Aussage nicht blenden und schickten die Aktie auf Talfahrt. Da sich daran so schnell nichts ändern dürfte, verspricht ein Discount Put von der HVB hohe Erfolgschancen (ISIN DE000HC3UX91).

Spannung bei Nvidia

Als letzter im Bunde der Magnificent 7 wird Nvidia am 21. Februar seine Zahlen zum Dezember-Quartal verkünden. Geht es nach bisherigem Muster, könnte die Aktie bis zu diesem Termin gefragt sein, um dann eine Konsolidierungsphase zu starten - so zumindest gestaltete sich der Kursverlauf bei Vorlage der vergangenen beiden Quartalsergebnisse, die außerordentlich stark ausgefallen sind. Sollten sich die Ereignisse wiederholen, könnte sich ein Discount-Zertifikat von BNP Paribas lohnen, das bereits im Juni einen Ertrag von 8,2 Prozent bzw. 22,6 Prozent p.a. ermöglicht, auch wenn die Nvidia-Aktie dann um bis zu zwölf Prozent tiefer steht als aktuell (ISIN DE000PC4HXF6).

Index-Investment als Basis

Egal, wie die Nvidia-Zahlen auch ausfallen - an der Dominanz der Magnificent 7 dürfte sich so schnell nichts ändern. Analysten gehen davon aus, dass sie 2024 und 2025 beinahe 20 Prozent zum Gewinn des S&P 500 beisteuern werden. Insofern können langfristig orientierte Anleger mit dem Tracker von Morgan Stanley (siehe Tabelle unten) auch weiterhin gebündelt auf den Siebenerpack setzen. Die Papiere von Tesla, denen wir weiterhin skeptisch gegenüberstehen, sind darin aktuell nur noch mit gut zehn Prozent gewichtet - ein verschmerzbares Manko.

Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.


Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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