Ein Ausreißer beim FANG-Quartett
Mit Spannung haben Börsianer die Quartalszahlen von Facebook, Amazon, Netflix und Google (jetzt Alphabet) erwartet.
Denn die Aktien des Quartetts, das mittlerweile auch unter dem Begriff "FANG" bekannt ist - das Schlagwort setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der vier Firmen zusammen -, gehören seit Jahren zu den Lieblingen an der Wall Street. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nur bei Facebook kam es zu Irritationen. Dagegen konnten Alphabet und Netflix überzeugen.
Auf der ganzen Linie überzeugt
Vor allem bei der Google-Mutter Alphabet sind keine Anzeichen von Schwäche zu erkennen. Im Quartal per Ende September stiegen die Erlöse um ein Fünftel auf 22,45 Mrd. Dollar. Der Gewinn sprang um gut 27 Prozent auf 5,06 Mrd. Dollar nach oben. Während Google mit dem Internetgeschäft und dem Betriebssystem Android gutes Geld verdient, verursacht der Rest von Alphabet bei niedrigen Umsätzen hohe Kosten. Allerdings könnte unter den zukunftsträchtigen Geschäftsbereichen auch ein neuer Highflyer dabei sein. Die Aktie ist sicherlich nicht günstig, bleibt im US-Hightechsektor aber ein Muss.
Netflix kriegt die Kurve
Für Furore hat das bisherige FANG-Sorgenkind Netflix gesorgt: Während der des Spezialist für Videostreaming 2,6 Mio. neue Abo-Nutzer in Aussicht gestellt hatte, wurden es am Ende 3,57 Mio. Auch der Umsatz übertraf mit einem Plus von 32 Prozent auf 2,29 Mrd. Dollar die Erwartungen. Der Gewinn schoss im Jahresvergleich um 75 Prozent auf 51,5 Mio. Dollar hoch. Mit den jüngsten Zahlen sind die Zweifel am Erfolg der internationalen Expansion wie-der ein wenig kleiner geworden. Prompt schoss die Aktie um rund 20 Prozent nach oben.
Amazon enttäuscht leicht
Nicht ganz den hohen Erwartungen gerecht wurde der weltgrößte Onlinehändler Amazon. Der Überschuss kletterte zwar im Jahresvergleich von 79 auf 252 Mio. Dollar. Analysten hatten jedoch mit erheblich mehr gerechnet. Entsprechend kam die Aktie in einer ersten Reaktion unter Druck. Beim Umsatz lag das Ergebnis hingegen im Rahmen der Erwartungen: Die Erlöse legten vor allem dank boomender Geschäfte mit Cloud-Diensten um 29 Prozent auf 32,7 Mrd. Dollar zu. Für das laufende Weihnachtsquartal stellte Amazon einen Umsatz zwischen 42 Mrd. und 45,5 Mrd. Dollar in Aussicht.
Facebook warnt
Bei der Aktie des sozialen Netzwerks Facebook kam es nach Vorlage der Zahlen zu einem Kurseinbruch. Verantwortlich dafür waren weniger die einmal mehr fantastischen Zahlen: In den drei Monaten per Ende September legte die Zahl der Nutzer um 16 Prozent auf 1,79 Mrd. zu. Der Gewinn hat sich sogar fast verdreifacht. Allerdings warnte Facebook Investoren vor sinkenden Wachstumsraten und steigenden Investitionen. Der langfristigen Wachstumsstory dürfte das jedoch keinen Abbruch tun.
Der Ausreißer innerhalb des FANG-Quartetts sollte Anleger nicht davon abhalten, weiterhin in den Papieren investiert zu bleiben. Dazu bietet sich das von der Deutschen Bank lancierte Zertifikat auf den FANG-Index an, es bildet die Aktien des Quartetts ab. Wer der Erstempfehlung in ZJ 08.2016 gefolgt ist, liegt nun mit knapp 15 Prozent im Plus - in einem äußerst schwierigen Gesamtmarkt wohlgemerkt.
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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