Der Handelsriese greift im E-Commerce an
Wal-Mart Stores hat ein schwieriges Jahr 2015 hinter sich. Quartal für Quartal verfehlte der US-Einzelhandelskonzern die Erwartungen des Marktes.
Neben dem starken Dollar belastete die starke Konkurrenz durch Discounter wie Aldi und Onlinehändler wie Amazon. Auch im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres war keine Bes-serung in Sicht. Das zweite Jahresviertel gibt jedoch Anlass zur Hoffnung. Denn Wal-Mart ist besser als erwartet durch das Quartal gekommen und hat die Prognose für das Geschäftsjahr 2016/17 erhöht. Der Gewinn erreichte in den drei Monaten per Ende Juli 3,77 Mrd. Dollar, nach 3,48 Mrd. Dollar vor Jahresfrist. Bereinigt verdiente der Konzern 1,07 Dollar je Aktie, während Analysten Wal-Mart nur 1,02 Dollar je Anteilschein zugetraut hatten. Der Umsatz stieg auf 120,85 Mrd. Dollar, ein Plus von 0,5 Prozent.
Flächenbereinigt hat das Erlöswachstum sogar 1,6 Prozent betragen. Auch das war mehr als von Analysten erwartet. Sie hatten mit einem Anstieg von nur einem Prozent gerechnet. Auch der Konzern selbst hatte ein Plus von einem Prozent in Aussicht gestellt. Damit entwickelt sich der Einzelhandelsriese besser als viele Wettbewerber, die zuletzt unter einem ausbleiben der Kundschaft in den Geschäften gelitten hatten. Im laufenden Jahresviertel, das bis Oktober läuft, will Wal-Mart den flächenbereinigten Umsatz in den USA um ein bis 1,5 Prozent steigern.
Gewinnprognose angehoben
Damit nicht genug: Wal-Mart kündigte an, im laufenden Geschäftsjahr, das im Januar 2017 endet, einen bereinigten Gewinn von 4,15 bis 4,35 Dollar je Anteilschein erzielen zu wollen. Bislang hatte Wal-Mart nur 4,00 bis 4,30 Dollar je Aktie veranschlagt. An der Börse kamen Zahlen und Prognose gut an. Die Aktie legte deutlich zu. Auch Analysten zeigten sich ange-tan. Jefferies hat das Kursziel für die Aktie von 85 auf 86 Dollar angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Daraus errechnet sich ein Kurspotenzial von fast 20 Prozent. Nicht ganz so optimistisch ist Goldman Sachs mit einer "Neutral"-Empfehlung. Doch immerhin haben die Experten das Kursziel von 71 auf 76 Dollar erhöht.
E-Commerce-Geschäft gestärkt
Für Phantasie sorgt der vor wenigen Tagen gemeldete Zukauf der E-Commerce-Plattform Jet.com. Mit dem 3,3 Mrd. Dollar schweren Deal, der si-cherlich kein Schnäppchen ist, unter-streicht der Handelskonzern seine Am-bitionen im Online-Geschäft. "Wir suchen nach Wegen, unsere Preise zu senken, unser Sortiment zu erweitern und das simpelste und einfachste Shopping-Erlebnis zu bieten", verkündete Wal-Mart-Chef Doug McMillon. Die Analysten von Jefferies beurteilen den Kauf, der noch in diesem Jahr abgabgeschlossen werden soll, als "strategisch überzeugend".
Attraktiver Seitwärtsertrag
Alles in allem stehen die Chancen gut, dass die Aktie ihren im November 2015 eingeschlagenen Aufwärtstrend fortsetzt. Jedoch könnte die Angst vor einem Abflauen der US-Konjunktur - und somit auch der Konsumlust - den Titel bremsen. Daher können sich vorsichtige Anleger als Alternative zur Aktie einen Discounter von Citi mit Cap bei 72,50 Dollar ansehen. Selbst wenn die Aktie im Juli 2017 nur auf dem heutigen Niveau notiert, ist mit dem Papier ein Ertrag von 6,1 Prozent drin. Das entspricht einem aufs Jahr hochgerechneten Ertrag von 7,6 Prozent.
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.