Das Übernahmekarussell dreht sich wieder
Monatelang haben vor allem Übernahmen im Ausland die Schlagzeilen beherrscht.
Doch nun geht es auch in Deutschland wieder Schlag auf Schlag. Der Stockholmer Industriekonzern Atlas Copco will den Spezialmaschinenbauer Isra Vision übernehmen und bietet dazu 50,00 Euro je Aktie in bar. Das entspricht einer Prämie von 43 Prozent auf den letzten Schlusskurs vor der Ankündigung. Wir hatten Isra mehrfach auf der Long-Seite empfohlen, zuletzt in ZJ 36.2019 mittels eines Minis von HSBC (ISIN DE000TR6H7K9). Das Papier liegt mit 41 Prozent im Plus.
Zudem kündigte der Industriekonzern Schneider Electric an, den Softwareanbieter RIB für 29 Euro je Aktie übernehmen zu wollen. Das entspricht einer Prämie von rund 40 Prozent. Der RIB-Verwaltungsrat unterstützt das Angebot, das eine Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent beinhaltet.
Zu guter Letzt kam es auch zu einem Übernahmeangebot für Godewind: Der erst 2018 an die Börse gegangene Büro-Vermieter wird vom französischen Unternehmen Covivio für 6,40 Euro je Aktie in bar geschluckt - ein Aufschlag von 42,5 Prozent auf den letzten Schlusskurs. Beim in ZJ 04.2019 empfohlenen Faktor von Morgan Stanley sind sogar Gewinne von mehr als 500 Prozent aufgelaufen (ISIN DE000MF9MHD3).
Mit Blick auf positive Kurseffekte, die von Übernahmeangeboten in der Regel ausgehen, stellt sich die Frage, wie Anleger davon systematisch profitieren können. Der Solactive German Mergers & Acquisitions Performance-Index, an dessen Entwicklung das Indexzertifikat eins zu eins und ohne Laufzeitbegrenzung teilnimmt, enthält deutsche Aktiengesellschaften, die mit einer vergleichsweise hohen Wahrscheinlichkeit das Ziel einer Übernahme werden könnten. Welche Unternehmen das sind, darüber entscheidet vierteljährlich ein Indexkomitee. Neben quantitativen Kriterien wie Mindestwerten bei Marktkapitalisierung und Handelsvolumen werden auch diverse qualitative Faktoren berücksichtigt. Zum einen sollten das Produktportfolio und/oder die Marktstellung des Unternehmens für einen Firmenkäufer interessant sein. Zum anderen müssten die Eigentumsverhältnisse eine Übernahme zulassen. Außerdem sollte die Börsenbewertung der Firma im Fall einer Übernahme noch Potenzial nach oben lassen. Schließlich ist auch eine gute Bilanz- und Finanzlage ein wichtiger Aspekt.
Aktuell sind 20 Unternehmen im Index enthalten - unter anderen RIB Software. Damit hat das Indexkomitee erneut einen Treffer gelandet. Geht es in diesem Stil weiter, dürfte das Zertifikat seine stramme Outperformance gegenüber den deutschen Auswahlindizes fortsetzen können (ISIN DE000HU5JPC0).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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