Da ist Musik drin!
Mit den Aktien der deutschen Autobauer ist kein Blumentopf zu gewinnen.
Mit den Aktien der deutschen Autobauer ist kein Blumentopf zu gewinnen. Während BMW und Daimler jeweils etwas mehr als 35 Prozent vom Top verloren haben, ist bei den Papieren von Volkswagen sogar ein Verlust von knapp über 50 Prozent aufgelaufen. Die Gründe sind hinlänglich bekannt. Als größter Belastungsfaktor stellen sich die diversen Abgasskandale heraus, die mit den im Herbst 2015 bekanntgewordenen Manipulationen bei Volkswagen ihren Anfang nahmen. Bestätigt sich jetzt auch noch der Kartellverdacht, könnten Bußgelder in Milliardenhöhe die Folge sein und die Ergebnisse auf Jahre hinaus belasten.
Ganz anders sieht es bei Fiat Chrysler aus. Die Aktie des italienisch-amerikanischen Autobauers ist im Aufwind. Allein seit Jahresbeginn ist ein Plus von gut 48 Prozent aufgelaufen. Zwar wird auch Fiat Chrysler beschuldigt, illegale Software zur Abgaskontrolle in rund 104.000 Dieselwagen installiert zu haben. Die US-Umweltbehörde EPA hat den Konzern deshalb bereits im Mai angeklagt - es drohen ein aufwendiger Rechtsstreit und hohe Strafen.
Doch an der Börse spielen die möglichen negativen Auswirkungen derzeit überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil: Zuletzt hat sich der Aufwärtstrend der Aktie nochmals beschleunigt. Auslöser waren umfangreiche Spekulationen. Demnach prüft Fiat Chrysler die Trennung von Luxusmarken wie Maserati und Alfa Romeo. Auch ein Verkauf des Komponentengeschäfts werde erwogen, berichtete Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Auf diese Weise könne sich Fiat Chrysler ganz auf den Massenmarkt konzentrieren. Auch ein Zusammengehen mit einem Wettbewerber werde so erleichtert.
Fiat Chrysler wollte sich auf Nachfrage der Agentur nicht zu den Spekulationen äußern. Nichtsdestotrotz stürzten sich Anleger auf die Aktie. Kein Wunder: Analysten schätzen den Wert der Luxusmarken auf bis zu sieben Mrd. Euro, den des Komponentengeschäfts auf bis zu fünf Mrd. Euro. Den Kreisen zufolge ist vor allem die Agnelli-Familie als Mehrheitseigner unzufrieden mit der Wertentwicklung des Unternehmens. An Marken wie Fiat, Chrysler, Ram Trucks oder Dodge wolle der Konzern in den derzeitigen Planspielen hingegen festhalten. Dies gelte auch für Jeep. An der Geländewagenmarke hatte erst vor wenigen Tagen der chinesische Autobauer Great Wall Motor Interesse bekundet.
Nach Schätzungen von Goldman Sachs sind die Einzelteile des Konzerns doppelt so viel Wert wie die aktuelle Börsenbewertung. Eine Entscheidung über eine mögliche Umstrukturierung soll zwar erst Ende 2018 fallen. Sollte sich der Konzern aber schon früher zu einem Verkauf einer oder mehrerer Töchter entschließen, könnte der jüngste Kursaufschwung erst der Anfang gewesen sein. Analysten haben reihenweise ihre Kursziele erhöht, wobei Goldman Sachs mit 19,20 Euro am optimistischsten ist. In dem Titel ist also Musik - beste Voraussetzungen für ein Faktor-Zertifikat von Vontobel.
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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