Covestro: Anleger müssen sich in Geduld üben
Vor einigen Tagen sickerten Neuigkeiten bezüglich der Übernahmegespräche zwischen dem arabischen Ölkonzern Adnoc und dem Kunststoffkonzern Covestro durch. Adnoc habe detailliertere Infos zum Geschäft der Leverkusener erhalten und könnte die informelle Offerte auf etwas mehr als 60 Euro je Aktie anheben, berichtete Bloomberg unter Berufung auf Insider. Damit könnte in die seit einigen Monaten laufenden Gespräche Bewegung kommen.
Jedoch dürfte eine etwaige Übernahme noch auf sich warten lassen. Zu diesem Schluss sind die Analysten von Jefferies nach einem Treffen mit dem Covestro-CEO gekommen. Die Verhandlungen mit Adnoc liefen zwar weiter, ein Zeitrahmen sei aber nicht genannt worden. Da eine Vielzahl von internen Zustimmungen nötig sei, könne es noch Monate bis zu einer Entscheidung dauern. Derweil fiel das 2023er-Zahlenwerk von Covestro gemischt aus. Der Umsatz gab um ein Fünftel auf 14,4 Mrd. Euro nach, erreichte damit aber die Konsensprognosen. Beim Ebitda stand ein Einbruch von 1,62 Mrd. auf 1,08 Mrd. zu Buche. Für 2024 rechnet Covestro mit einem Ebitda zwischen 1,0 Mrd. und 1,6 Mrd. Euro.
Gegenüber Jefferies ließ das Management durchblicken, dass Nachfrage und Aktivität sich im ersten Quartal beleben. Covestro rechne mit einem Volumenwachstum um einen hohen einstelligen Prozentsatz, was zum Teil einer höheren Verfügbarkeit von Produktionsanlagen zu verdanken sei, zum Teil aber auch der höheren Nachfrage.
In Europa holten die Volumina mit einem Plus zwischen 13 und 19 Prozent auf, in Asien liege das Wachstum im niedrigen Bereich zwischen 13 und 19 Prozent, in Nordamerika im mittleren einstelligen Bereich. Der Mittelwert des Prognosekorridors für das erste Quartal werde durch die aktuelle Nachfrage unterstützt. Covestro habe festgestellt, dass die Produktpreise stärker stiegen als Rohstoffpreise, doch sei die Prognosesicherheit gering.
Der holprigen operativen Entwicklung steht also die latente Übernahmefantasie gegenüber. Auf dieses Szenario ausgerichtet ist ein knapp im Geld liegender Discounter von Vontobel (ISIN DE000VU9P7H2). Das Papier spielt bei einem anhaltenden Seitwärtstrend seine volle Stärke aus. Maximal sind im Dezember 2024 knapp 14 Prozent zu holen, auch wenn die Aktie am Ende 5,4 Prozent tiefer steht. Wer hingegen rein auf eine Übernahme von Covestro setzen möchte, kommt am Turbo Long-Zertifikat von Morgan Stanley aus ZJ 32/23 nicht vorbei (ISIN DE000MB8DJ22).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.
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