Comeback der Übernahmen
Die Übernahmegespräche zwischen Adnoc und Covestro gewinnen an Dynamik.
Der Kunststoffkonzern hat dem staatlichen Energiekonzern aus Abu Dhabi eine tiefgehende Prüfung der Bücher im Rahmen einer Due Diligence gewährt. Dabei steht eine Offerte von 62 Euro je Aktie im Raum, was Covestro mit 11,7 Mrd. Euro bewerten würde. Mit dem Deal käme der deutsche M&A-Markt wieder in die Gänge.
Warburg Research sieht hierzulande eine Reihe attraktiver Übernahmeziele. Insbesondere kleinere und mittelgroße Unternehmen böten derzeit für langfristig orientierte Investoren interessante Einstiegschancen. Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank mache Unternehmen mit niedrigeren Marktkapitalisierungen noch attraktiver. Als Investitionskriterien sieht Warburg neben der Bewertung die Barmittelschöpfung und die Eignung für eine schuldenfinanzierte Übernahme. Am wichtigsten sei aber, dass das Ziel strategisch zum Interessenten passe - sonst nütze ihm auch die günstige Bewertung nichts. Im Fokus stünden daher Firmen mit attraktiven Marktpositionen, Expertise bei spezifischen Technologien oder einer regionalen Führungsstellung. Eine Rolle könne zudem der Wunsch einer Firma spielen, dem Kapitalmarkt den Rücken zu kehren.
Aus diesen Überlegungen resultiert für die Warburg-Experten eine Liste von insgesamt 38 Unternehmen. Mit dem Autobauer Mercedes-Benz ist sogar ein DAX-Konzern dabei - eine starke Marke in der Branche und mit seinen Produkten im Premium-Bereich vertreten. Dazu komme die Abwesenheit größerer oder staatlicher Aktionäre. Im Nebenwerte-Index SDAX sieht Warburg Norma Group, Jost Werke, SAF-Holland und PNE als besonders attraktive Übernahmeziele an. Weitere Kandidaten seien DocMorris, Bastei Lübbe, Clearvise, Edag Engineering, Francotyp-Postalia, New Work und Stemmer Imaging. Einige Namen davon finden sich auch im Solactive German M&A-Index, mit dem Anleger auf deutsche Übernahmekandidaten im Paket setzen können (ISIN DE000HU5JPC0).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.
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