US-Tech-Aktien: Angst ist gut, Panik wäre besser
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Anleger erleben derzeit ein ungewohntes Bild: Lieblinge wie Nvidia, Tesla und Microsoft stürzen ab und notieren zehn bis 20 Prozent unter ihren Hochs. Platzt nun der so lange gefeierte KI-Hype?
356 Tage hat der S&P 500 ohne einen Tagesverlust von mehr als zwei Prozent überstanden. Eigentlich ist dies nur eine unbedeutende Zahl. Und doch sagt sie viel über die Entwicklung der vergangenen Monate an der Wall Street aus. Viele Neulinge auf dem Parkett haben Verluste noch nie erlebt, aber die Börse ist keine Einbahnstraße. Je stärker die Kurse auf der einen Seite übertreiben, desto kräftiger fallen in der Regel die Gegenbewegung aus, denn Märkte streben grundsätzlich immer nach ihrem Gleichgewicht.
So waren die Glorreichen Sieben (Magnificent 7) mit ihrer KI-Fantasie lange Zeit die Treiber der Rally und erweisen sich jetzt als Achillesferse des Marktes. In den vergangenen 2 Wochen haben die Magnificent 7 mit Apple, Microsoft und Nvidia an der Spitze rund zwei Billionen Dollar an Börsenwert verloren. An den Börsen hierzulande wie etwa bei gettex exchange gehörten diese Titel zu den am meisten gehandelten Basiswerten. Eigentlich waren die Zahlen von Tesla und Alphabet nicht so schlecht, um Abschläge von 13 beziehungsweise sechs Prozent zu rechtfertigen. Genauer gesagt waren sie nur nicht gut genug, um die hohen Erwartungen zu erfüllen. Und es zeigte sich, dass Tesla-Chef Musk anders als zuletzt mit seinen großen Zukunftsvisionen - Stichwort Roboter-Taxi - Anleger nicht mehr aus der Reserve locken kann.
US-Tech-Aktien werden geerdet
Jetzt zählen Fakten, nicht Versprechungen und teure Visionen. Der Markt will Gewinne und Ausblicke sehen, die über den Prognosen liegen. Das hat sich auch bei Alphabet gezeigt. Die Google-Mutter hat viel Geld in ihre KI-Infrastruktur investiert, aber die Gewinne sprudeln noch nicht. Stattdessen ist Geduld gefragt, eine Tugend, die nicht zum jüngsten KI-Hype an der Börse passt. Bis sich die Investitionen in KI auszahlen, wird noch Zeit vergehen.
Starke Ergebnisse der Marktführer könnten die jüngsten Befürchtungen zerstreuen, einschließlich der Sorgen über überhöhte Bewertungen. Wobei eine richtige Einordnung wichtig ist, um nicht die Orientierung zu verlieren. So wird für die Magnificent 7 eine Halbierung des starken Gewinnwachstums von rund 50 Prozent auf gut 20 Prozent prognostiziert. Die übrigen 493 Mitglieder des S&P 500 sollen dagegen erstmals seit langem wieder ein Gewinnwachstum von gut vier Prozent aufweisen. In den nächsten Quartalen wird eine Angleichung erwartet, im ersten Quartal 2025 könnten die kleineren Titel stärker wachsen als die Tech-Schwergewichte. Aus fundamentaler Sicht ist dies positiv, da die massiven Ungleichgewichte abnehmen und sich der Markt auf eine breitere Basis stellt.
Der Rotationstrade hält an
Da an der Börse bekanntlich die Zukunft gehandelt wird, preist der Markt diese Entwicklung schon jetzt ein. Gewinnmitnahmen bei den Tech-Giganten und Umschichtungen in die Nebenwerte, der Rotations-Trade brummt. Verstärkt wird dies durch die wieder deutlich gestiegenen Zinssenkungshoffnungen, gerade für kleinere Unternehmen verbessern sich damit die Refinanzierungsbedingungen.
Unter dem Strich schließt sich mit der Korrektur im Tech-Segment teilweise die Performance-Lücke zum Rest des Marktes, wie der Onlinebroker LYNX in einer Analyse erklärte. Die Kursrückgänge sind heftig, doch man darf nicht vergessen, dass der Nasdaq 100 seit Oktober 2023 in der Spitze um fast 50 Prozent gestiegen ist. Da ist eine Korrektur von zehn oder 15 Prozent völlig normal. Wenn andere die Nerven verlieren und aussteigen, gilt es mutig zu sein und die Gelegenheit zu nutzen. Viele Chancen wird der Markt in den nächsten Monaten nicht liefern. Allerdings sollten Anleger die Volatilität aushalten können.
150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!
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