Benjamin Feingold-Kolumne

So kauft man Aktien am besten

22.03.24 14:46 Uhr

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So kauft man Aktien am besten | finanzen.net

Die zwei häufig genannten Hürden bei Geldanlage und Aktienhandel sind der Mangel an Kenntnis und der vermeintlich große Zeitaufwand. Beides lässt sich entkräften, es ist einfacher als man denkt.

Der ein oder andere kennt es aus dem Bekanntenkreis. Wenn ein Gespräch auf die Geldanlage kommt, dann gibt es meist Teilnehmer, die aktiver Geldanlage über ETFs, Aktien, Zertifikaten oder Fonds zugeneigt sind aber nicht so recht wissen, wie sie anfangen sollen. Wissensaufbau ist dabei nicht allzu kompliziert, denn primär geht es um das Finden eines passenden Brokers und dem Verständnis wie eine Order leicht und unkompliziert aufgegeben werden kann. Die meisten Menschen können sich gut vorstellen, dass Aktien oder verwandte Produkte die Kursentwicklung von CocaCola, SAP, Tesla oder Meta widerspiegeln. Man kauft demnach bestenfalls das, was man versteht. Doch wie schalte ich das Vorurteil aus, dass Geldanlage zeitaufwendig ist oder man tagsüber keine Luft dafür findet? Orderformen helfen dabei.

Einfach und zeitsparend

"Mit unterschiedlichen sogenannten Orderformen lässt sich vieles automatisieren", erklärt Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung der Börse München/gettex. "So lässt sich einstellen, wann und auf welchem Handelsplatz man kaufen möchte und wenn die Aktie dann erworben wurde, wann man sie wieder loswerden möchte und zu welchem Preis", so Betz weiter. Das Ganze geht bequem innerhalb weniger Minuten je Woche. In den 1990er-Jahren war Aktien- oder Derivatekauf in der Tat noch ein verdammt mühseliges Geschäft mit Anrufen bei der ortsansässigen Sparkasse im schlimmsten Fall. Heute dauert es beim Smartbroker oder Consorsbank im Test mitunter weniger als eine halbe Minute bis man einen ETF, eine Aktie oder ein Zertifikat geordert hat. So wird aus 15 Minuten kompliziertem Zeitaufwand und Gebühren von 30 oder 40 Mark Ende der 90er-Jahre heute eine Sache von einer Minute und oft ohne Ordergebühren.

Orderformen helfen weiter

"Wer sein Geld anlegen möchte, sollte auch beim Kauf und Verkauf genau hinschauen, um die Erfolgsaussichten zu steigern", meint Betz. Die Handhabung sei dabei oft Apple-like und somit einfach und selbsterklärend. So wird bei einer Limit-Kauforder eine Aktie ausgewählt, beispielsweise Nvidia, klickt sich durch die Angaben für Limit und Gültigkeit der Orderdauer, den Börsenplatz und tippt den maximalen Preis ein, den man bezahlen möchte und das war es. Doch es gibt auch andere nützliche Ordertypen, allerdings gilt es, auf die Details zu achten.

Bestens ist nicht bestens

Der am häufigsten genutzte Order-Typ, die Market-Order, kann für Neulinge aber unliebsame Überraschungen bereithalten und ist ein Plädoyer für die Limit-Order. Bei der Market-Order wird billigst gekauft und bestens verkauft, also zum nächstmöglichen Zeitpunkt und zum dann aktuellen Kurs. Dieser kann aber deutlich schlechter ausfallen als geplant. Als Eselsbrücke merkt man sich, dass bestens oft schlechtestens ist. Mit Limit-Aufträgen sind Anleger auf der sicheren Seite.

"Bei hochliquiden Blue Chips ist die Market-Order eher selten ein Problem", erklärt Klaus Schulz Deutschlandchef des Online-Brokers LYNX. Im Nebenwertesegment der Aktien von SMA Solar, Krones, Varta oder Nordex und bei den oft beliebten spekulativeren Titeln sieht die Lage hingegen ganz anders aus. Gerade hier ist es wichtig, den Kauf- und Verkaufsauftrag mit Limits zu versehen. Beim Kauf wird so der selbst festgesetzte Höchstpreis nicht überschritten sowie beim Verkauf ein Mindestpreis erzielt. "Limit-Orders sind quasi das Gegenteil von Market-Orders", resümiert Schulz. Übrigens kann man seinen Limit-Kauf auch nachts um zwei Uhr in die Ordermaske eingeben, die Gültigkeit festlegen und dann wird sie abgearbeitet, sobald die Börsen geöffnet sind.

Weniger Stress, mehr Zeit

"Viel weniger Stress, selbst in hektischen Phasen bieten zudem Stop-Orders", meint Schulz. Bei einer Stop-Buy-Order erfolgt die Ausführung erst dann, wenn ein festgelegter Kurs erreicht oder überschritten wird. Hingegen geht die Stop-Loss-Verkaufsorder an den Markt, sobald ein vorab definierter Kurs aufgerufen oder unterschritten wird. Hierzu muss man allerdings wissen, dass das Auslösen eines Stops zur Übermittlung einer Market-Order führt. Manche Broker bieten aber auch hier mit der Stop-Limit-Order eine Alternative, bei der mit Auslösung des Stops keine Market- sondern eine Limit-Order an die Börse geschickt wird. Der Nachteil ist hier aber, dass wenn das Limit zu weit entfernt vom dann aktuellen Kurs ist, es eventuell zu keiner Ausübung kommt, was man bei einer Stop-Order aber in der Regel möchte.

Zu den wichtigen Börsenregeln zählt derweil das Grundprinzip "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen". Ältere Stoppkurse könnten aber die Risikobegrenzung gefährden, meint Schulz: "Gerade wenn sich Positionen gut entwickeln und weiter ins Plus laufen, bietet ein älterer Stoppkurs nur noch wenig Schutz, weil er zu weit entfernt liegen könnte."

Kaum jemand hat aber Zeit, die Absicherungen aller Depotpositionen fortlaufend anzupassen. Daher gibt es ein sinnvolles Vehikel, dass Gewinne quasi sichert und wie ein Trendkanal nachzieht. Mit dem Orderzusatz Trailing-Stop läuft der Stop automatisch mit dem Aktienkurs nach oben.

Der Abstand zum aktuellen Kurs wird in absoluten Beträgen eingegeben und bleibt somit bei steigenden Kursen gleich. Dies führt dazu, dass bei kräftig anziehenden Notierungen die relative Differenz zwischen Kurs und Trailing-Stopp immer geringer wird und die Wahrscheinlichkeit somit steigt, bei Korrekturen ausgestoppt zu werden. Fällt der Kurs unter den Trailing-Wert, wird die Position automatisch verkauft.

Sparpläne - fünf Minuten im Monat reichen schon

Wer für den aktiven Handel an der Börse keine Zeit hat, sollte zumindest die zahlreichen Sparpläne der Broker nutzen. Am Anfang werden nur Höhe und Intervall der Sparrate meist bezogen auf ETFs, Indexzertifikate oder Fonds festgelegt. Anschließend läuft alles automatisch ab: Der Betrag wird vom Konto abgebucht und in die gewünschten Wertpapiere investiert. Ohne sich lange mit den Märkten beschäftigen zu müssen, ergibt sich dadurch ein guter Durchschnittskurs. Noch einfacher kann langfristiger Vermögensaufbau nicht sein. Man sieht also - von den 90er-Jahren ist beim Aktienhandel fast nichts mehr übrig geblieben.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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