Negativen Zinsen trotzen
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Deutsche Sparer werden von den Minuszinsen in Eigentum und Aktien gezwungen. Glauben Sie nicht? Dann schaue man sich eine 100-jährige Österreich-Anleihe an oder die baldige Option negativer Zinsen beim Immobilienkauf.
Es gibt Dinge, die schienen vor Jahren undenkbar. Negative Zinsen per se gehören dazu. Doch die Möglichkeit negativer Zinsen beim Immobilienkauf, wie sie ein Finanzblog in dieser Woche aufwarf, scheinen schier unglaublich. Die Deutschen sparen zu viel und sie sind selbst mit Schuld an Null- und Negativzinsen. Dies besagt eine aktuelle Studie und sie deckt sich mit dem Sparvermögen der Deutschen. Es ist milliardenschwer und verkümmert vielfach auf Sparkonten. Dass der Sparkassenpräsident jüngst EZB-Chef Draghi vorwarf, die Sparkassen unter Druck zu bringen, ist zum einen sachlich falsch, zum anderen noch ein Schlag ins Gesicht der Kunden, die millionenschwere Gehälter und Pensionen der Sparkassenchefs zahlen müssen.
Die Zinsproblematik führt nunmehr dazu, dass all jene, denen Investmentmöglichkeiten offen stehen, nicht den gleichen Fehler machen sollten wie seit einem Jahrzehnt. Ohne Risiko gibt es keine Rendite, doch mit Risiken sind am Aktienmarkt jährlich rund 6 Prozent drin - im Schnitt. Wichtig ist, wo und wie man in komplexen Zeiten handelt. Gerade hier müssen Anfänger genau hinschauen.
Anders als noch vor einigen Jahrzehnten ist der Börsenhandel inzwischen auch für Privatanleger denkbar einfach. Das eigene Depot ist nach der Einstufung der Risikoklasse schnell eingerichtet, jeder kann am Kapitalmarkt aktiv werden. Die Börse fungiert dabei als Marktplatz, die Preisbildung von Aktien hängt ab von Angebot und Nachfrage. Zu den Handelszeiten können Anteile ge- und verkauft werden. Steigen die Aktien nach dem Kauf, ist ein Verkauf mit Gewinn möglich. Allerdings verdienen auch andere Akteure mit, egal ob die Spekulation positiv oder negativ verläuft. Und damit rücken die Kosten in den Fokus, die nicht nur Anfänger im Blick behalten müssen.
Zwar sind die Gebühren in den vergangenen Jahren deutlich gefallen. Dennoch lohnt es sich, die verschiedenen Angebote der Broker zu vergleichen. Zwei Faktoren bestimmen die Höhe der Transaktionskosten: die Börsengebühren sowie die Brokergebühren. Die Börsengebühren sind abhängig vom Handelsplatz. Wer an ausländischen Börsen aktiv ist, muss höhere Kosten veranschlagen als im Inland. Aber auch an den deutschen Handelsplätzen gibt es Unterschiede: So haben sich einige Regionalbörsen wie München, Stuttgart oder Berlin auf bestimmte Wertpapiere und Aktiensegmente fokussiert. Anleger profitieren vom harten Wettbewerb wie beispielsweise bei der Online-Börse gettex. Die Münchner bieten mit ca. 100.000 Zertifikaten aus aller Welt das breite Produktspektrum ab - ohne Entgelte und ohne Courtage.
Keine Depotgebühren
Natürlich verdient auch der Broker mit, hier lohnt es sich die Ordergebühren zu vergleichen. Wichtig ist dies besonders für Anleger, die häufig handeln möchten. Je höher die Transaktionsgebühren, desto mehr Gewinn ist notwendig, um an der Börse Geld zu verdienen. Entscheidend ist daher auch das gehandelte Volumen: Je kleiner der eingesetzte Betrag, desto höher die (relative) Belastung durch die Transaktionskosten. Um diese möglichst gering zu halten, sollten Anleger darauf achten, dass keine Depotgebühren anfallen.
Von anderen lernen
Hat man schließlich den passenden Broker gefunden, kann theoretisch der erste Kauf innerhalb weniger Sekunden abgewickelt werden. Während die Einstiegshürden denkbar einfach sind, besteht die Herausforderung vor allem darin, Aktien gewinnbringend zu verkaufen. Hier ist es unerlässlich, sich zunächst die Grundlagen im Bereich der fundamentalen und technischen Aktienanalyse anzueignen. Social-Trading-Anbieter wie eToro bringen dabei über ihre Plattform erfahrene Anleger mit Neueinsteigern zusammen.
Grundsätzlich sollte man nur in Produkte investieren, deren Funktionsweise man vollständig versteht. Dies gilt auch für Aktien: Als Anleger muss man wissen, womit das Unternehmen sein Geld verdient und wo Gefahren lauern. Um die Erfolgsaussichten zu verbessern, sollte das Risiko zudem möglichst breit gestreut werden. So ist die Wahrscheinlichkeit höher, Verluste bei einigen Werten durch Gewinne in anderen Positionen auszugleichen. An der Börse sollte daher nur Vermögen eingesetzt werden, dessen Verlust man verschmerzen kann.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
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