Benjamin Feingold-Kolumne

KI als Million-Dollar-Frage für Anleger

25.05.23 13:21 Uhr

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KI als Million-Dollar-Frage für Anleger | finanzen.net

Mit dem vielbeachteten Projekt Chat GPT hat der Hype um Künstliche Intelligenz kräftig Schub erfahren und wurde an der Börse gefeiert. Es geht um viel Geld und Fantasie. Wer hier einsteigen möchte, sollte aber besser einen cleveren Umweg wählen.

Künstliche Intelligenz war für viele bis vor wenigen Monaten nicht richtig greifbar und wurde auch an den Aktienmärkten kaum beachtet. Mit ChatGPT hat sich dies seit Ende vergangenen Jahres schlagartig geändert. Knapp vier Monate, nachdem das Vorgängermodell GPT-3.5 veröffentlicht wurde, ist das neue KI-Modell GPT-4 zu weitaus größeren Leistungen fähig. Wie die Herstellerfirma OpenAI behauptet, gehört GPT-4 beim amerikanischen Juristenexamen zu den besten 10 Prozent. Zum Vergleich: GPT-3.5 lag bei den untersten 10 Prozent.

Ob KI wie von Optimisten erhofft, die Menschheit aber auch wirklich in ein neues Zeitalter katapultieren wird und Ausgangspunkt der vierten industriellen Revolution ist, kann aktuell nicht beantwortet werden. Für Fantasie ist jedenfalls gesorgt, denn es geht um viel Geld. So soll sich der Markt für KI innerhalb von zehn Jahren bis 2030 auf fast zwei Billionen Dollar etwa verzwanzigfachen.

Schätzungen des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC zufolge könnte KI bis 2030 einen Beitrag von 15,7 Billionen Dollar zur Weltwirtschaft leisten. Angesichts dieser Zahlen ist es kein Wunder, dass KI-Aktien die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich gezogen haben.

Eingeschränktes Universum

Das Universum an börsennotierten Unternehmen ist allerdings überschaubar und vor allem auf die großen US-Tech-Titel beschränkt. KI-Aktien lassen sich in der Regel in zwei verschiedene Kategorien einteilen, meint Jürgen Molnar, Kapitalmarktexperte vom Broker RoboMarkets: "Wir sehen zum einen große Blue-Chip-Technologieunternehmen, die in KI-Entwickler investiert haben oder mit ihnen zusammenarbeiten. Zum anderen findet man kleine Unternehmen, die sich ganz auf die KI-Entwicklung konzentrieren".

Am einfachsten ist ein Investment in große Unternehmen, auch wenn der Hebel nicht so groß ist wie bei den kleinen Firmen. Denn zahlreiche KI-Projekte erfordern eine enorme Datenmenge und einen großen Kapitalaufwand, den meist nur große Unternehmen sich leisten können. Kleinere Firmen arbeiten meist mit größeren zusammen, weil dort die Infrastruktur besser ist, um KI-Modelle in kommerziellem Maßstab zu betreiben. Ähnlich wie bei der Verbreitung des Internets spezialisieren sich die Unternehmen auf unterschiedliche Bereiche.

Das sind die KI-Profiteure

"Das Chip-Unternehmen Nvidia ist heute führend im Bereich der KI- und Machine-Learning-Hardware, während Wettbewerber Taiwan Semiconductor Manufacturing TSM sich auf hochwertige für KI geeignete Halbleiter spezialisiert hat", erklärt Christian Henke, Senior Analyst beim Broker IG Europe. Meta investierte ebenfalls bereits stark in KI, insbesondere in Large Language Models, die mit Hilfe eines neuronalen Netzwerks bestimmte Parameter trainieren können.

Cloud-Unternehmen dürften ebenfalls die großen Profiteure der KI-Entwicklung sein, da sie die großen Datenmengen effizient verarbeiten können. Sie haben bereits viele der benötigten Chips und Infrastrukturen, die für die Ausführung dieser großen KI-Modelle benötigt werden, etwa Amazon, Microsoft und Alphabet. Microsoft hat 10 Mrd. Dollar in Open AI investiert und verstärkt seine Bemühungen in die KI-Forschung und -Entwicklung.

Alphabet hat erst kürzlich eine strategische Investition angekündigt, in einen Konkurrenten von OpenAI. Snowflake ist ein weiteres Cloud-Computing-Unternehmen, das neben Microsoft, Amazon und Alphabet von der steigenden Nachfrage nach KI-Computing-Infrastruktur profitieren könnte.

"Auch wenn die hohen Wachstumsraten durchaus beeindrucken und satte Gewinne für Unternehmen versprechen, die sich im Bereich KI eine starke Marktstellung erarbeiten, sollten Anleger auch immer die Risiken beachten", so Christian Henke von IG. "Wir befinden uns noch ganz am Anfang und viele Unternehmen dürften nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, das Ziel zu erreichen".

KI-Investments

Um das Einzelwertrisiko zu reduzieren, bietet es sich daher an, breit über mehrere Werte zu streuen. Eine Möglichkeit stellt das Partizipationszertifikat von Vontobel dar (WKN: VL3SJB). Anleger setzen so auf einen umfangreichen Korb an Aktien, die im Bereich Künstlicher Intelligenz aktiv sind. Unter den drei größten Positionen finden sich bekannte Namen wie Meta, Microsoft und Amazon. Das Papier ist seit Ende 2017 am Markt und klettere seitdem um rund 120 Prozent. Für die Berechnung wird eine vergleichsweise geringe Performancegebühr von 1,2 Prozent pro Jahr fällig.

Erst seit Februar ist hingegen ein Künstliche Intelligenz Index am Start. Anleger setzen so über das Indexzertifikat mit der WKN DA0ABV auf 20 Werte wie Meta, Amazon, Microsoft, Nvidia und Shutterstock. Zweimal jährlich im April und Oktober werden die Indexkomponenten auf jeweils fünf Prozent Gewichtung zurückgesetzt. Die Managementgebühr liegt bei einem Prozent.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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