Benjamin Feingold-Kolumne

Breitling trifft Autobahnraststätte

27.11.24 09:50 Uhr

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Breitling trifft Autobahnraststätte | finanzen.net

Die Aktienmärkte sind 2024 auf neue Rekorde geklettert. Am Zinsmarkt ist längst nicht mehr soviel zu holen wie noch 2023. So schaut mancher Investor auf Private Equity.

Wer an deutschen Autobahnraststätten die Toiletten aufsuchen muss, ärgert sich gerne mal über die mitunter hohen Nutzungsgebühren. In Italien wird für den Besuch der stillen Örtchen an Raststätten des börsennotierten Unternehmens Autogrill keine Gebühr fällig. Tank und Rast jedoch steht in Deutschland für eine nicht gerade gelungene Privatisierung und Verkauf an Private Equity-Investoren. Schon ab dem Jahr 2000 wurde die Firma mit ihren fast 500 Raststätten und Tankstellen immer wieder weitergereicht, von einem Finanzinvestor zum nächsten.

Breitling für die breite Masse

Besser soll es viele Jahre später bei der Uhrenmarke Breitling laufen. Hier können Anleger mittlerweile über die Börse und sogenannte ELTIF-Fonds investieren. Eigentlich ist Anlegen im Private Equity-Sektor nur großen Investoren wie Family Offices vorbehalten. ELTIFS wurden jedoch 2015 in der EU zugelassen und haben eine Mindestlaufzeit von 5 Jahren. Mit ihnen können Anleger nicht nur in Privatunternehmen investieren, sondern auch zum Beispiel in realwirtschaftliche Investments wie etwa Infrastruktur.

Langfristiger Ansatz

Anleger können mit ELTIFs außerdem direkt auf das Management oder deren Unternehmensstrategie Einfluss nehmen. Diese Art der Beteiligung ist meist über sogenannte Private-Equity-Unternehmen möglich. Ihr Vorteil ist, dass sie unabhängiger von kurzfristigen Marktstimmungen sind, die insbesondere an den Aktienmärkten häufig zu beobachten sind. Das Finanzinstrument wurde im Rahmen der EU-weiten Fondsregeln geschaffen, um auch privaten Investoren langfristige Anlagen in Private Equity zu ermöglichen. Im Falle von Breitling ist die Partners Group aus der Schweiz seit Ende 2022 als Mehrheitseigentümerin an der Luxusmarke beteiligt. Der Private-Equity-Anbieter arbeitet mit Breitling-Chef Georges Kern und dessen Management-Team zusammen, um das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren umzugestalten. Wichtig wird dabei wie bei allen Luxus-Anbietern das Geschäft in China. LVMH musste im Aktienkurs 2024 einen Rückschlag von 860 auf 600 Euro hinnehmen. Kaum besser geht es Burberry. Luxus war über Jahre ein Selbstläufer bis die Chinesen nicht mehr mit vollen Händen zugriffen. Eine Wette auf den Luxussektor ist somit auch eine Spekulation auf ein Comeback der Chinesen.

Vorteil Private Equity

Im Falle von Breitling könnte dabei der Ansatz des Private Equity nicht negativ nach Vorurteil der Heuschrecken ausfallen, sondern dem Ziel entsprechen, die Qualität und das Gewinnpotenzial eines Unternehmens zu steigern. Ein Vorteil solcher Private-Equity-Beteiligungen ist, dass diese Firmen ihr unternehmerisches Know-how einbringen, die Unternehmen wie Breitling weiterentwickeln und dessen Wert steigern können. Vor einem Engagement werden die Unternehmen über Monate und zum Teil Jahre sehr intensiv unter die Lupe genommen. Die Private-Equity-Manager werden so zum "legalen Insider", da ihre Analyse weit über die öffentlichen verfügbaren Informationen hinausgeht. Schließlich sind sie in den Unternehmen vor Ort aktiv.

Wie ein institutioneller Investor agieren

Die früher auf Großinvestoren zugeschnittenen Private-Equity-Angebote sind zuletzt leichter zugänglich geworden. Privatanleger bekommen über dieses Vehikel mit kleineren Anlagesummen Zugang zu Privatmarktinvestments. Mit diesem Kapital der Privatanleger wird in der Europäischen Union zum Beispiel die Infrastruktur modernisiert. Eine Besonderheit gilt noch: Durch Fonds, die die ELTIF-Vorgaben erfüllen, kann jeder Anleger zum Mitunternehmer werden. Sie ermöglichen eine direkte Beteiligung an Private Equity und anderen Privatmarktanlagen auf institutionellem Niveau. Ein solches Investment ist keine Erfolgsgarantie, bietet aber Möglichkeiten sich früh an einer möglichen Erfolgs- oder Comebackstory zu beteiligen. Denn oftmals läuft es bei Private Equity dann doch besser als einst bei Tank und Rast.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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