Apple, Tesla, Microsoft - was läuft bloß schief?
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Der DAX zieht zum Jahresbeginn 2023 bis auf mehr als 15.000 Zähler durch. Europa ist angesagt und die einst so beliebten Tech-Aktien werden links liegen gelassen. Was ist da los?
So mancher Anleger reibt sich derzeit verwundert die Augen: Während der DAX seiner Rekordmarke langsam näherkommt, bleiben die US-Technologieaktien überwiegend im Keller. Vor der Berichtssaison haben viele kalte Füße. Dabei bietet der Markt gerade jetzt eine seltene Gelegenheit.
Es klingt schon fast ein wenig verrückt: Seit dem Jahreswechsel sind erst knapp drei Wochen vergangen und der DAX liegt bereits knapp 10Prozent im Plus. Dies entspricht ungefähr dem langjährigen Durchschnitt oder anders formuliert: Wer auf Nummer sichergehen will, könnte jetzt schon wieder die Bücher schließen, sofern man das Depot entsprechend offensiv ausgerichtet hatte.
Bei Feingold Research konnten wir zum Jahresstart mit Papieren auf DAX-Titel wie VW oder Continental schöne Renditen einfahren, im Nebenwerte-Bereich glänzte ShopApotheke. Nun nehmen wir auch verstärkt Sicherungen in die Depots. Mit dieser Strategie konnten wir sicher durch das Jahr 2022 kommen. Für die Amerikaner fällt die Rechnung anders aus. Zwar verdienen internationale Investoren derzeit prächtig in Europa über steigende Aktienkurse und die Dollar-Abwertung. An der Wall Street herrscht aber Katerstimmung. Nasdaq 100 sowie S&P 500 liegen nur knapp im Plus, laufen aber weiterhin unter ihrer fallenden 200-Tage-Linie. Für viele Strategen ist dies ein K.o.-Kriterium.
Die Latte zur US-Quartalssaison hängt tief
Wer sich 2022 die Finger verbrannt hat, agiert nun wesentlich vorsichtiger. Risikofaktoren gibt es reichlich, aber die sind an der Börse immer vorhanden. Zum Start der aktuellen Quartalssaison öffnen die amerikanischen Banken ihre Bücher und die US-Berichtssaison für das abgelaufene Quartal geht in die heiße Phase. "Unsere Analysten erwarten im S&P 500 einen Gewinnrückgang von 1,5% für das Gesamtjahr 2023. Es wäre das erste Minus seit dem dritten Quartal 2020", erklärt Kemal Bagci, Derivate-Sales von BNP Paribas.
Zwar sollen die Umsätze aufgrund der hohen Teuerungsrate um gut vier Prozent gestiegen sein. Auf der anderen Seite dürften sich aber höhere Produktionskosten und eine nachlassende Kauflaune negativ auf die Gewinnmargen ausgewirkt haben. Genau hier setzen derzeit viele Skeptiker an. Ihrer Meinung nach sind die Umsätze langsamer gestiegen als die Kosten der Unternehmen. Die Berichtssaison dürfte daher wesentlich schlechter ausfallen als erwartet und eine Neubewertung erforderlich machen. Natürlich haben auch wir keine Glaskugel. Fakt ist aber, dass die Gewinnschätzungen zwischen Ende September und Ende Dezember um rund 6,5 Prozent reduziert wurden. Zur Einordnung: Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre sanken die Prognosen nur um 3,3 Prozent. Die Erwartungen sind somit vergleichsweise gering und die Unternehmen könnten die tiefen Prognosen vergleichsweise einfach überbieten.
US-Tech-Aktien so günstig wie lange nicht mehr
"Es wird sicher wieder Ausreißer nach oben und unten geben", meint Dennis Austinat, Deutschland-Chef von Trive, der internationalen Multi-Asset-Plattform. "Selten zuvor gingen die Prognosen so weit auseinander. Jede Aktie hat ihre eigene Story und die gilt es zu bewerten", meint Austinat. So gibt es Tesla aktuell knapp 50 Prozent günstiger als im Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage. Musk und seine Twitter-Eskapaden bleiben eine Sonderstory, doch die Aktie ist mit einem KGV von gut 30 so günstig bezahlt wie lange nicht.
Auch bei Apple ist nach Verlusten von 26 Prozent im Vorjahr eine leichte Abkühlung eingepreist. "Wer Ende 2020 bei einem KGV von 35 und vor zwölf Monaten bei 29 nicht gekauft hat, bekommt nun bei einem Faktor von 20 deutlich mehr für sein Geld", findet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Oder um es mit Warren Buffet zu sagen: Es gibt immer einen Wert und einen Preis einer Aktie. Der Preis zumindest ist merklich günstiger als vor einem Jahr. Ähnlich sieht die Rechnung bei den anderen Technologiewerten aus, während die zuletzt gehypten Substanztitel nicht mehr wirklich als Schnäppchen durchgehen und weitaus mehr Optimismus zeigen. "Abzulesen ist dies im Übrigen an den Stimmungsdaten wie VDAX oder VIX", so Jürgen Molnar. Beim DAX liegt die Angstprämie in der zweiten Januarwoche am 13.1.23 bei 17 Punkten. Dies war der tiefste Stand seit rund einem Jahr. Am 13.1.22 war die Euphorie im DAX groß und der VDAX lag bei - 17 Punkten. Manchmal wiederholt sich Geschichte auch an der Börse recht kurios und in einem ganz anderen Umfeld.
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