Investment-Ideen

Zertifikate - Die neue Lust auf Risiko

05.01.11 17:00 Uhr

Noch ist Sicherheit Trumpf. Doch mit den steigenden Kursen werden die Investoren mutiger. Die besten Papiere für Ihr Depot, mit denen sich auch das Risiko gut streuen lässt.

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

2.668,40 USD 19,28 USD 0,73%

8.967,85 USD 1,43 USD 0,02%

Devisen

1,6135 AUD -0,0069 AUD -0,43%

89,0452 BTN 0,0408 BTN 0,05%

1,4684 CAD -0,0048 CAD -0,33%

0,9307 CHF -0,0015 CHF -0,16%

1,0538 USD -0,0005 USD -0,05%

Indizes

19.040,0 PKT 35,2 PKT 0,19%

43.567,6 PKT 159,1 PKT 0,37%

4.726,8 PKT -3,0 PKT -0,06%

von Christian Ingerl

Alle Jahre wieder – das ist nicht nur der Anfang eines bekannten Weihnachtslieds, sondern auch der erste Gedanke jedes Börsianers nach dem Neujahrsfest. Denn zu Beginn eines Jahres stellt sich immer die gleiche Frage: Was machen die Märkte in den kommenden 365 Tagen? Sich auf die Prognosen der Banken zu verlassen, ist nicht immer die Ideallösung – in Haussen sind sie oft zu konservativ, in schlechten Zeiten zu optimistisch. Eine Talfahrt der Börse vorherzu­sagen, wäre ja auch schlecht fürs Geschäft. Allerdings: Es ist auch nicht entscheidend, eine exakte Punktzahl für DAX, Dow und Co vorherzusagen. Wichtig ist es, die Tendenz richtig einzuschätzen.

2010 steckte der deutsche Aktienmarkt fast zehn Monate in einer Seitwärtsbewegung fest. Erst im Herbst ging der DAX in einen Aufwärtstrend über. Das bedeutet im Umkehrschluss: Vor allem Seitwärtsprodukte wie Discountzertifikate oder Aktienanleihen spielten in den zurückliegenden zwölf Monaten ihre Vorteile aus.

Angesichts der niedrigen Zinsen wurden Deep-Discounter mit 50-Prozent-Puffern auch von konservativen Anlegern als Tagesgeldersatz genutzt. Wie auch bei anderen Zertifikategattungen geht der Trend allerdings zunehmend zu kürzeren Laufzeiten, was dann etwas kleinere Puffer zur Folge hat.

Bei Discountzertifikaten auf den Euro Stoxx mit Restlaufzeiten von sechs Monaten erachtet das Gros der Anleger 25 bis 30 Prozent Risiko­polster als ausreichend, was – aufs Jahr hochgerechnet – derzeit Renditen zwischen 4,5 und fünf Prozent ermöglicht. Sehr beliebt waren zuletzt auch Euro-Stoxx-Discounter mit etwa drei Monaten Restlaufzeit und 15 Prozent Risikopuffer. Solche Produkte bringen jährliche Erträge von etwa 5,5 Prozent.

Im etwas offensiveren Bereich ist mit einem DAX-Discountzertifikat bei 17 Prozent Puffer eine Rendite von rund sechs Prozent drin – bis ­November 2011 (siehe Investor-Info. Allerdings verändert sich die Situation langsam. Noch sind Discountzertifikate bei Selbstentscheidern die gefragtesten Produkte, doch: „Bei weiter steigenden Märkten werden Bonuszertifikate wieder interessant“, sagt Produktspezialist Heiko Geiger von Vontobel und ergänzt: „Das konnte man schon in den beiden zurückliegenden Monaten beobachten.“


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Ins gleiche Horn bläst Jürgen Koch von der Royal Bank of Scotland (RBS): „Bonuszertifikate sind eine gute Wahl, denn sie besitzen einen eingebauten Puffer gegen Verluste.“ Die Bonusstruktur, ebenso einfach wie effektiv, dürfte also 2011 wieder eine feste Größe in deutschen Anlegerdepots werden. Während die Gewinnchance bei Produkten ohne Cap nach oben unbegrenzt ist, sichert eine Schutzschwelle die Bonuszahlung ab. „Das Risiko nach unten kann zudem durch die Wahl einer entsprechend niedrigeren Barriere minimiert werden“, merkt RBS-Mann Koch an.

Risikofreudigere Anleger können auch einen Blick auf etwas spekulativere Produkte werfen. „Wir rechnen in der ersten Jahreshälfte mit einem steigenden DAX, durchaus über 7500 Punkte“, zeigt sich Nicolai Tietze von der Deutschen Bank ­optimistisch. Mit offensiven Strukturen wie Outperformance-Zertifikaten lässt sich gehebelt auf den Trend setzen. „Auf der spekulative­ren Seite werden bei anhaltend geringer Volatilität Optionsscheine weiterhin eine Renaissance erleben, da sie zum aktuellen Zeitpunkt recht günstig erscheinen“, weiß Tietze.

Sasa Perovic, Leiter der Zertifikateabteilung bei der Ratingagentur Scope, spricht ebenfalls von steigender Risikobereitschaft: „Vor allem Privatanleger tendieren dazu, prozyklisch zu investieren. Da die Aktienmärkte zuletzt gut gelaufen sind, ist es wahrscheinlich, dass Anleger bei der Wahl ihrer Investments wieder risikofreudiger werden und verstärkt zu Partizipations- und auch Hebelprodukten greifen.“

Allerdings ist nicht alles eitel Sonnenschein. Der Konjunkturmotor in den USA läuft noch nicht rund, in Europa kreist der Pleitegeier über Peripherieländern wie Griechenland, Irland und Portugal. Und Chinas Notenbank versucht mit aller Macht, eine Blasenbildung zu verhindern. In unsicheren Zeiten ist es ein ­besonderer Vorteil von strukturierten Produkten, dass in jeder Marktphase Gewinne erzielt werden können. „Unerlässlich ist allerdings, dass sich Anleger selbst eine Marktmeinung bilden und die dazu passende Zertifikatestruktur auswählen“, bringt es Derivateexpertin Nicole Wittmann von Macquarie Oppenheim auf den Punkt.

Unsicherheit macht Anleger zwar nervös, der Renditewunsch bleibt dennoch. So glaubt auch Wittmann, dass Teilschutzprodukte 2011 wieder das Rennen machen werden. Während Hebelprodukte für risikofreudige Naturen weiterhin interessant bleiben, werden mittel- bis langfristig investierende und vor allem vorsichtige Anleger weiterhin vermehrt auf Teilschutzprodukte wie Bonuszertifikate setzen.

Der DAX ist und bleibt bei den deutschen Anlegern der beliebteste Basiswert
Der DAX ist und bleibt bei den deutschen Anlegern mit mehr als 20.000 Zertifikaten und rund 30.000 Hebelprodukten das große Thema. Zudem weitet sich – nicht zuletzt durch das steigende Angebot der Emittenten – die Vielfalt an Anlagemöglichkeiten immer mehr aus. Eine zunehmende Rolle spielen Rohstoffe, die nicht nur langfristigen Anlagecharakter besitzen, sondern auch immer mehr zum Spekulationsobjekt unter Privatanlegern werden. Viele möchten bei der anhaltenden Rally von Kupfer, Gold

Aber nicht nur die Zertifikate­emittenten reiten auf dieser Welle, auch die ETF-Industrie ist längst mit von der Partie. Das Besondere: Bei den physisch hinterlegten ETCs (Exchange Traded Commodities) werden die jeweiligen Rohstoffe gekauft und als Absicherung eingelagert, was zusätzlich das Angebot am Markt verknappt.

Das Wachstum der Emerging Markets – allen voran China mit seinem unermüdlichen Rohstoffhunger – rücken die Schwellenländer als einen der wichtigsten Preistreiber in den Vordergrund. Die aufstrebenden Nationen üben aber auch generell eine erhöhte Anziehungskraft auf die Anlegerschaft aus. Aus gutem Grund: „Fraglich ist, ob sich die konjunkturelle Erholung, die wir 2010 in den westlichen Industriestaaten beobachten konnten, im neuen Jahr fortsetzen wird“, gibt RBS-Experte Koch zu bedenken. Sollte dies nämlich nicht der Fall sein, würde sich Spielraum für eine größere Korrektur eröffnen.

Chancen sieht Koch dagegen in Asien und Lateinamerika, da die dortigen Länder über ein hohes Wirtschaftswachstum verfügen. „In Kombination mit dem Anlegergeld aus dem Westen, das nach Investitionsmöglichkeiten sucht, scheint uns eine langjährige Hausse an den Börsen der Emerging Markets möglich“, so Koch.

Die geografische Diversifikation bleibt also auch 2011 ein zweckmäßiger Ansatz. Aber auch andere Anlageklassen wie Währungen können zu einer breiteren Streuung beitragen. Vor allem im Zuge der Euro-Schuldenkrise rücken Devisen mehr und mehr in den Fokus. „Damit haben sich insbesondere Privatanleger verstärkt mit dem Thema auseinandergesetzt, sich eine Meinung zur weiteren Entwicklung gebildet und infolgedessen auch verstärktes Interesse an Währungsprodukten gezeigt“, erklärt Perovic die Lage.

Die Emittenten haben auf die Entwicklung bereits reagiert und entsprechende Produkte lanciert. „Dieser Trend könnte sich 2011 durchaus fortsetzen“, so der Experte der Ratingagentur Scope. Auch für Dirk Heß von der Citigroup lässt das Angebot an Währungsprodukten noch Spielraum für Innovationen.

Der Währungsmarkt ist der größte Kapitalmarkt der Welt. Täglich werden im Durchschnitt unfassbare vier Billionen Dollar umgesetzt. Lange Zeit war der Devisenhandel nur den Profis vorbehalten, doch mittlerweile verschaffen die Banken auch Otto Normalanlegern einen Zugang. Egal, ob hochspekulative Hebelpapiere, Tracker oder eher defensive Zinsanleihen – Interessierte haben die Qual der Wahl. Das gilt auch bei der Suche nach dem idealen Basiswert. Denn die Bewegungen am Devisenmarkt sind teilweise äußerst heftig. Beispiel Euro-Dollar: 2010 bewegte sich der Kurs in einer breiten Spanne zwischen 1,20 und 1,45. „Solange wir so starke Schwankungen im Währungsbereich sehen, ist das Thema natürlich interessant“, merkt Peter Bösenberg von der Société Générale an. Besonders Trader finden hier ein ideales Betätigungsfeld.

Es muss aber nicht immer Euro-Dollar sein, die Welt hält jede Menge interessante Paarungen parat. Besonders Rohstoffwährungen wie Kanadische und Australische Dollar oder Norwegische Kronen bieten ­interessante Anlagemöglichkeiten, nicht zu vergessen sichere Häfen wie der Schweizer Franken. „In den Mittelpunkt dürften zunehmend auch die Währungen der Emerging Markets rücken“, glaubt Jürgen Koch von der RBS. Den Devisen aufstrebender Nationen wird aufgrund ihrer starken Wirtschaftsleistung enormes Potenzial eingeräumt.

Zu den Begünstigten zählt beispielsweise die Indische Rupie. Der Subkontinent erlebt derzeit einen starken Aufschwung. Um das Inflationsgespenst abzuwehren, hat die Notenbank die Zinsen 2010 sechsmal erhöht. Aber auch in Lateinamerika brummt die Konjunktur. Der Brasilianische Real hat gegenüber dem US-Dollar seit Ende 2008 um rund die Hälfte aufgewertet. Eine Entwicklung, die für den RBS-Experten alles andere als überraschend ist: „Die Schwellenländer üben eine starke Anziehungskraft auf westliches Anlegergeld aus.“ Was nicht zuletzt an den hohen Zinsen in den wachstumsstarken Staaten liegt.

Apropos Zinsen: Der Bondbereich ist ebenfalls in Bewegung. Die weltweit horrenden Schuldenniveaus zahlreicher Nationen erschweren die Kreditaufnahme beziehungsweise erhöhen deren Kosten. Von den höheren Zinsen können Anleger bald auf einfache Art und Weise profitieren. ETF-Anbieter Source sorgte Ende 2010 in der Branche noch kurz vor Jahresschluss für einen Paukenschlag. Zusammen mit dem fast 40 Jahre alten Anleihemanager Pimco wollen die Engländer Anfang 2011 speziell gestrickte Renten-ETFs auf den Markt bringen, die auf ansehnliche Renditen hoffen lassen.
An spannenden Investmentideen wird in den kommenden zwölf Monaten kein Mangel herrschen.

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Investor-Info

BRIC-Floored-Floater-Anleihe
Devisenspekulation mit Garantie
Garantieprodukt mit Extrachance: Das Papier der RBS kann noch bis zum 11. Januar gezeichnet werden und bietet in den ersten vier Jahren eine Mindestverzinsung von zwei Prozent. Dazu kommt eine vollständige Partizipation am Dreimonats-Euribor. Sollten die Währungen des BRIC-Quartetts (Brasilien, Russland, Indien, China) gegenüber dem Dollar aufwerten, erhöht das die Rendite.

DAX-Discountzertifikat
Seitwärts zum Erfolg
Etwas mehr als 5,5 Prozent Rendite (aufs ganze Jahr hochgerechnet sogar über sechs Prozent) verspricht ein Discountzertifikat der Deutschen Bank auf den DAX. Der Rabatt beträgt gut 17 Prozent. Steht der Index am 25. November 2011 mindestens bei 6100 Punkten, erzielt das Rabattpapier die Maximalrendite, Verluste fallen erst unter 5800 Punkten an.

Euro-Stoxx-Discounter
Drei Prozent in sechs Monaten
Solange der Euro Stoxx bis zum 17. Juni nicht unter 2350 Punkte fällt, bringt ein Discountzertifikat der Citigroup etwas mehr als drei Prozent Rendite – klingt nicht berauschend, bietet sich aber angesichts der momentan festen Verfassung der Börsen als Tagesgeldersatz mit spekulativer Note an. Aufs Jahr hochgerechnet entspricht die Rendite immerhin 6,5 Prozent. Knapp 20 Prozent Puffer.

GSNE-ETF
Rohstoffindex ohne Energie
Rohstoffindizes haben oft den Makel, dass Energieträger, allen voran Rohöl, wegen ihrer starken Gewichtung die Kursentwicklung fast allein bestimmen: Der Easy-ETF GSNE hingegen basiert auf dem GSCI-Non-Ener­gy-Index, der neben einer Vielzahl von Agrargütern und Lebendvieh auch Edel- und Industriemetalle enthält.

Jim-Rogers-FX-Basket
Elf Rohstoffwährungen im Paket
Kombinierte Devisen- und Rohstoffspekulation: Der RBS-Tracker bildet die Wechselkursentwicklung der elf wichtigsten Rohstoffwährungen gegenüber dem Dollar ab. Neben den üblichen Verdächtigen wie der Norwegischen Krone oder dem Australischen Dollar sind auch Exoten wie der Malaysische Ringgit mit von der Partie. Da es sich bei dem Index um eine Total-Return-Variante handelt, fließen Nettozinserträge mit in die Performance ein.

Bildquellen: Wolfgang Kriegbaum

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