Nicht zu fassen
Mit der Finanzkrise hat man sich an große Zahlen gewöhnt – um nicht zu sagen, es hat eine Art „Abstumpfungsprozess“ stattgefunden.
Wen überrascht heute noch eine Milliarde? Auch die Rekordneuverschuldung von 80 Mrd. Euro, mit welcher die Bundesregierung in die Haushaltsdebatte 2010 startet, zieht keine beeindruckte Reaktion nach sich. Nicht sehr verwunderlich, denn wer kann so eine Zahl wirklich fassen bzw. sich etwas darunter vorstellen. Die Dimension ist einfach zu groß, als dass man daraus ein reelles Konstrukt bauen könnte. Die Größe der Zahlen ist für den normalen Bürger schlichtweg nicht zu fassen.
Vorsicht vor dem Gewöhnungseffekt
Ob nun 20, 40 oder 100 Mrd., man „gewöhnt“ sich an die Zahlen, die einem täglich um die Ohren fliegen. Und so verliert man ein klein wenig den Blick für die Brisanz der Situation. Rekordneuverschuldung ist somit nichts Dramatisches mehr und sollte es auch im kommenden Jahr wieder eine Rekordneuverschuldung geben, dann ist man auch dann wieder an die unglaubliche Dimension der Zahlen gewöhnt.
Aus der Krise lernen
Natürlich ist die Situation hierzulande nicht mit dem aktuellen Geschehen in Griechenland zu vergleichen. Dennoch ist man gut beraten, aus der Krise in Griechenland seine Schlüsse zu ziehen und daraus zu lernen. Schließlich bringt der Sozialstaat Deutschland auch das eine oder andere Problem mit sich, dessen langfristige Lösung momentan noch nicht in Sicht ist.
Sensibler Euro mit Gelegenheiten?
Aufgrund der Situation um Griechenland hat der Euro in den vergangenen Wochen deutlich an Wert verloren. Wir hatten bereits in der vergangenen Woche auch auf Hintergründe um Spekulationen gegen den Euro aufmerksam gemacht. Doch offenbar genügt dem Euro bereits die Politik, um in den Keller zu gehen. So hatte die Gemeinschaftswährung zum Wochenauftakt unter dem Vorpreschen des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zu leiden. Während die Märkte noch darüber rätseln, ob und in welcher Form Hilfsmaßnahmen gut oder schlecht sind, bekräftigte das Staatsoberhaupt, dass die Hauptakteure auf europäischer Ebene entschieden hätten, das Notwendigste zu tun, um sicherzustellen, dass Griechenland nicht isoliert sei. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass derartige Äußerungen nur kurzfristige Impulse setzen, so dass die angestrebten „Selbstheilungskräfte“ Griechenlands dem Währungspaar wieder auf die Beine helfen könnten. Zumal offenbar viele Akteure immer noch auf fallende Notierungen setzen, so dass eine Aufhellung der Situation zu dem bereits in der letzten Woche erwähnten „Short-Squeeze“ beim Euro führen könnte. Einen kleinen Vorgeschmack darauf gab es bereits in der vergangenen Woche, als die Gemeinschaftswährung von 1,3433 auf 1,3736 US-Dollar ansteigen konnte. Gerade einmal zwei Tage dauerte diese Bewegung und gibt damit einen Vorgeschmack, was für eine Reaktion in den kommenden Wochen anstehen könnte.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.