US-Nebenwerte signalisieren Aufwärtstrend
Nach einer Hausse von 25 Prozent des Russell 2000 ist Zeit für einen Favoritenwechsel.
US-Standardwerte sind so preiswert wie seit Langem nicht mehr.
US-Nebenwerte haben die amerikanischen Blue Chips 2010 um Längen geschlagen. Der Russell 2000 Index ist im zurückliegenden Jahr um insgesamt 25 Prozent gestiegen und damit so stark wie zuletzt 2003. Die in diesem Marktbarometer enthaltenen Unternehmen mit niedriger Marktkapitalisierung entwickelten sich um13 Prozentpunkte stärker als der S&P 500. Für Experten wie den Vermögensverwalter BlackRock und JPMorgan Funds ist das ein Zeichen, dass die amerikanische Wirtschaft auch 2011 wachsen wird und die Aussichten auf einen Anstieg des amerikanischen Aktienmarktes gut sind. Ein Grund ist, dass die Mid und Small Caps ihren Umsatz zum größten Teil im Inland erzielen.
Die Kursanstiege bei den amerikanischen Mid und Small Caps haben in der Vergangenheit Phasen schnelleren Wirtschaftswachstums angezeigt und die stärksten Aufwärtsbewegungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten eingeläutet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Werte im S&P 500 liegt derzeit 50 Prozent niedriger als das der Small Caps im Russell 2000. Die sogenannten Large Caps sind nach Ansicht von Kevin Rendino, Portfoliomanager beim BlackRock Basic Value Fund, zu preiswert, als dass man dies ignorieren könne. Seiner Meinung nach signalisiert die Erholung der Small Caps, dass sich auch die Wirtschaft auf dem Weg der Besserung befindet. Ein weiteres Indiz für die niedrige Bewertung ist der Buchwert. Ende Dezember waren die Werte im S&P 500 mit durchschnittlich dem 2,22-fachen der Nettovermögenswerte bewertet. Bei den Dividendentiteln im Russell 2000 lag das mittlere Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 2,04. So gering war der Abstand noch nie, seitdem die Agentur Bloomberg im Jahr 1995mit der Aufzeichnung der Daten begann. Im Mittel lag die Differenz für den Zeitraum bei 1,1 Prozentpunkten. Auf der Basis der Unternehmensgewinne sind Standardwerte halb so teuer wie Nebenwerte. Im S&P 500 liegt das mittlere KGV bei 15,8, im Russell 2000 beträgt es 34,4. Der Durchschnitt beider Indizes seit 1995 liegt bei 19 bzw. 29,9.
Bemerkenswert ist, dass die Gewinne kleinerer Unternehmen im abgelaufenen Jahr fünfmal so schnell gestiegen sind wie die größerer. Geht es nach den Analysten, werden sich die Small und Mid Caps auch künftig sehr gut entwickeln. Unternehmen im Russell 2000 haben den Gewinn im abgelaufenen Jahr um165 Prozent gesteigert. Eine Wachstumsgeschwindigkeit, die von den Analysten zuletzt 2003 beobachtet wurde. Die Standardwerte im S&P 500 verzeichneten dagegen nur ein Wachstum von 29 Prozent. Die Aufarbeitung von mehr als 19.000 Analystenprognosen für die Unternehmensergebnisse 2011 durch Bloomberg lassen erwarten, dass die Gewinne der Unternehmen im Russell 2000 um 80 Prozent zulegen werden. Für Fondsmanager wie Kevin Rendino ist das ein Zeichen, dass die Blue Chips den Nebenwerten folgen werden. Diese raten daher zu einer Übergewichtung der Standardwerte im Depot. Charttechnisch hat der S&P 500 eine Turnaround-Formation durch den Ausbruch über den Widerstand bei 1.230 Punkten vollendet. Für Anleger gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, an der Aufwärtsbewegung des US-Marktes zu partizipieren. So gibt es von der UBS einen einfachen Indextracker auf den S&P 500 Composite (CH0013752123), bei dem die Dividendenzahlungen bei der Berechnung berücksichtigt werden. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate erreichte das Produkt einen Gewinn von mehr als 25 Prozent. Vom selben Anbieter wird ein Quanto-Produkt auf den S&P 500 (CH0025854693) angeboten, was die Risiken, aber auch die Chancen der Dollarschwankungen ausschaltet. Hier lag die Performance nur bei etwas mehr als 11 Prozent.
Für vorsichtigere Anleger bietet die Commerzbank ein Capped-Bonus-Zertifikat auf den S&P 500 (DE000CM26KA0), das bei einer Laufzeit von etwas mehr als elf Monaten eine Rendite von 8,33 Prozent p.a. bringt. Der Sicherheitspuffer liegt bei 24,5 Prozent, das Aufgeld bei lediglich 2,8 Prozent. Spekulativer ist ein Optionsschein von Goldman Sachs mit einem Basispreis von 1.100 Punkten (DE000GS23FC1). Der Hebel (Omega) liegt bei 6, die Laufzeit endet Mitte Dezember 2011.
Für den Dow Jones Industrial Index, der die 30 Blue Chips abbildet, hat die Royal Bank of Scotland ein Index-Zertifikat (DE0005437438) im Angebot. Hier hat der Anleger eine Performance von etwas mehr als 22 Prozent seit Januar 2010 erzielen können. Mit einem Sprint-Zertifikat der Citigroup auf den NASDAQ 100 (DE000CG3W181) kann der etwas mutigere Anleger mit einer Partizipation von 200 Prozent bis zur oberen Begrenzung der Range bei 2.200 Punkten überproportional an dem Anstieg profitieren. Es ist hier noch eine Rendite von 6,7 Prozent bzw. 16,1 Prozent p.a. möglich.
Um auf den Russell 2000 zu setzen, können Anleger nicht auf Zertifikate zurückgreifen. Sie können aber über einen Exchange Traded Fund (ETF) in das breite Marktbarometer investieren. Die Deutsche-Bank-Tochter db x-trackers bietet einen ETF auf den Russell 2000 (LU0322248658) an, mit dem Anleger an der Entwicklung der US-Nebenwerte eins zu eins partizipieren können. Es handelt sich um einen swapbasierten ETF. In den zurückliegenden zwölf Monaten war der ETF recht erfolgreich und konnte einen Gewinn von knapp 24 Prozent erzielen. Die Gesamtkostenquote des Produktes liegt bei nur 0,45 Prozent jährlich.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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