Stromversorgung

Elektrofahrzeuge: Welche Rolle spielen sie bei einem Blackout?

24.07.23 21:03 Uhr

Elektrofahrzeuge: Welche Rolle spielen sie bei einem Blackout? | finanzen.net

Noch im letzten Jahr gab es einige Spekulationen über einen möglichen Blackout in Deutschland. Nicht nur das fehlende Gas aus Russland bereitete den Menschen Sorge um die Stromversorgung, auch die steigende Anzahl an Elektrofahrzeugen wird immer wieder diskutiert. Doch welche Rolle spielen sie bei einem Blackout wirklich?

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• Blackouts in Deutschland eher unwahrscheinlich
• Netzstruktur in Deutschland reiche für 13 Millionen Elektrofahrzeuge
• Elektrofahrzeuge eine mögliche Ressource im Falle eines Stromausfalls

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Der Unterschied zwischen Stromausfall und Blackout

Man spricht bei Störungen der Stromversorgung, die nur von kurzer Dauer sowie regional begrenzt sind und immer wieder auftreten können, von sogenannten Stromausfällen, so das Handelsblatt. Die Ursachen sind vielfältig. Laut Portal seien neben Wartungsarbeiten oder regionaler Netzüberlastung auch Leitungsunfälle verantwortlich. Stromausfälle sind zwar unerfreulich, jedoch zumeist harmlos, halten sie doch nur wenige Minuten oder Stunden an.

Im Gegensatz zu den Stromausfällen stellen Blackouts dramatischere Bedingungen dar. Das Handelsblatt beschreibt einen Blackout als unkontrollierte und lange Unterbrechung der Stromversorgung, die weite Teile des Landes betrifft. Im engeren Sinne bezeichne ein Blackout den Ausfall großer Teile des gesamten europäischen Netzes. Dieser entstehe dann, wenn der Netzbetrieb beispielsweise durch Naturkatastrophen, Cyberangriffe, Terroranschläge oder menschliche Fehler gestört werde. Diese massiven Probleme in der Stromversorgung können vor allem für Menschen, die auf medizinische Versorgung oder gekühlte Medikamente angewiesen sind, gefährlich werden, so CNET. Auch das Magazin Spektrum der Wissenschaft beschreibt einen Blackout als fatal, nicht nur für den Privatbürger, auch das öffentliche Leben, die Wirtschaft sowie der Verkehr werden stark eingeschränkt. Albert Moser vom Institut für Elektrische Anlagen und Netze, Digitalisierung und Energiewirtschaft an der RWTH Aachen verrät gegenüber dem Magazin, dass ein großer Blackout in jedem Fall zu verhindert versucht werden sollte, da neben den offensichtlichen Folgen auch der Wiederaufbau der Netze problematisch sei und mehrere Tage in Anspruch nehme.

Die Wahrscheinlichkeit von Blackouts in Deutschland eher gering

Im Jahr 2022 wurden Übertragungsnetzbetreiber durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit mehreren Stresstests beauftragt, um die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen in Deutschland zu untersuchen. Dabei wurden unterschiedliche Szenarien untersucht, die verschiedene politische Gegebenheiten, aber auch Umwelteinflüsse wie beispielsweise Pegelstände einbezogen. Die Ergebnisse der Stresstests zeigten: Selbst wenn kritische Szenarien eintreten und es zu einer mangelnden Stromversorgung kommt, können dennoch einige Maßnahmen, wie die Einschränkung von Stromexporten, getroffen werden, um die Situation zu kontrollieren. Tennet-Manager Jochen Jung äußert gegenüber Energate, dass "die Antwort auf die Frage, wird es einen Blackout geben, eindeutig nein [lautet]."

Die Rolle von Elektrofahrzeugen noch fraglich

Obwohl die Wahrscheinlichkeit in Deutschland laut Experten sehr gering ausfällt, besteht bei einigen Bürgern dennoch die Sorge um einen Totalausfall. Erst Ende letzten Jahres war das Thema breit in den Medien vertreten. So zeigte beispielsweise eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Civey, dass im September 2022 rund 53 Prozent der Befragten große oder eher große Sorge vor einem Stromausfall im Winter hatten. Im Zusammenhang mit dem Thema Blackout stand jedoch nicht nur die Energiekrise im Fokus, auch Elektrofahrzeuge werden immer wieder in Verbindung mit dem Thema gebracht. Doch die Meinungen dazu sind gespalten.

Auf der einen Seite befinden sich Menschen, die erwarten, dass sich durch ein höheres Aufkommen an Elektrofahrzeugen das Ladevolumen erhöhe - der stark erhöhte Energiebedarf könne nicht mehr durch das Stromnetz bewältigt werden, es kommt zum Totalausfall. Diese Sichtweise sei jedoch laut Experten unbegründet. So äußerte sich ein Sprecher des Energieversorgers EnBW gegenüber dem Manager Magazin und erläuterte, dass der Strombedarf für Elektromobilität keinerlei Probleme für das Netzwerk darstelle. Im Gegenteil: bereits heutzutage könne man ohne Probleme in der Stromversorgung 13 Millionen Elektrofahrzeuge versorgen und das obwohl die Millionenmarke für Elektrofahrzeuge in Deutschland laut statista gerade einmal Ende 2022 überschritten wurde.

Auf der anderen Seite gibt es erste Ansätze, um die Batterie von Elektrofahrzeugen bei Stromausfällen zu nutzen, so ein Artikel der New York Times. Im Gegensatz zu Alternativen wie Generatoren oder Solar- beziehungsweise Batteriesystemen seien die Fahrzeuge eine günstigere Möglichkeit, die auch noch vielseitig einsetzbar sei. Vor allem in den USA, wo Stromausfälle häufig vorkommen, wird die ungewöhnliche Methode von einigen wenigen bereits genutzt. In einem Interview mit der New York Times verrät eine amerikanische Familie, dass sie in ihrer Nachbarschaft das einzige Haus mit Strom während eines Ausfalls war - und das nur dank ihres Ford F-150 Lightning. Dabei haben sie die leistungsfähige Batterie des Pickups an das heimische Solarsystem angeschlossen.

Herausforderungen bei der Nutzung von Elektrofahrzeugen noch unklar

Doch nicht immer funktioniert das so einwandfrei. Der Software-Qualitätsingenieur Kevin Dryer gibt gegenüber der New York Times an, ebenfalls einen F-150 Lightning an sein Stromnetz angeschlossen zu haben. Obwohl die Installation gut funktioniert habe, sei der Pickup kurze Zeit später wieder ausgegangen. Er hoffe auf eine Lösung des Problems, beispielsweise durch ein Software-Update. Während Fahrzeughersteller immer weiter auf diesen Zug aufspringen und die Installation auch zu erschwinglichen Preisen anbieten möchten, zeigt sich beispielsweise Pedro Pizarro, Vorstandsvorsitzender von Edison International gegenüber der amerikanischen Zeitung skeptisch. Mögliche Probleme würden sich erst zeigen, wenn mehr Menschen von dieser Nutzungsmöglichkeit von Elektrofahrzeugen Gebrauch machen. "Wir stehen noch ganz am Anfang. Es wird Überraschungen geben", so Pizarro.

J. Vogel / Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Yevhen Prozhyrko / Shutterstock.com, rzoze19 / Shutterstock.com

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