Rohstoffe Spezial

Seltene Erden: Was Anleger wissen müssen

11.11.10 06:00 Uhr

Der Hype um Rohstoffe wie Yttrium oder Lanthan ist völlig überzogen. Das gilt auch für die Aktienkurse der betreffenden Rohstofffirmen. Ursachen und Aussichten.

von Andreas Höß, Euro am Sonntag

Eigentlich hätte der Molycorp-Chef Mark Smith Grund zum Feiern. Der Aktienkurs seines Unternehmens hat sich seit dem Börsengang im Sommer mehr als verdoppelt. Doch der Rummel stimmt Smith bedenklich. Der Hype um Seltene Erden, die für Hightechprodukte wie Hybridfahrzeuge, Mobiltelefone oder Katalysatoren gebraucht werden, könne zu einer Blase führen, so Smith in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNBC.

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„Die Zeichen für eine Überhitzung nehmen langsam zu“, bestätigt auch Eckart Keil, Rohstoffexperte und Geschäftsführer von Premium Investments. Die Marktkapitalisierung der Branche wuchs in diesem Jahr um mehr als 300 Prozent von zwei auf über acht Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Die jährliche Produktion Seltener Erden ist knapp zwei Milliarden Dollar wert. Der Preis für die 17 Elemente, die zu dieser Gruppe gezählt werden, stieg in den vergangenen drei Monaten um etwa 200 Prozent. Die Metalloxide mit exotischen Namen wie Lanthan, Neodym oder Yttrium werden für Hightechprodukte wie Elektro- und Hybridantriebe, Windräder oder Computerteile gebraucht.

Im Fokus stehen sie, seit China offenbar keine Seltenen Erden mehr nach Japan ausführt. „Über 95 Prozent der Seltenen Erden werden zurzeit in China gewonnen“, erklärt Maren Liedtke von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die Abhängigkeit von chinesischen Ausfuhren. Doch ob die deutsche oder die japanische Industrie, wie oft behauptet, unter Rohstoff­knappheit leiden wird, ist keineswegs ausgemacht.

„Die Herausforderung für Anleger ist, sich aus den Angebots- und Nachfrageschätzungen eine klare Meinung zu bilden, ob es einen Angebotsüberschuss oder ein Defizit geben wird“, sagt Charles Fawcett, Minenanalyst der Earth Resource Investment Group in London. Denn die Statistiken bieten kein einheitliches Bild. So geht der US-Kongress auf Datengrundlage von Molycorp davon aus, dass 2014 global 40.000 Tonnen an Seltenen Erden fehlen werden. Die Industrial Mineral Company of Australia schätzt das Defizit auf nur 1500 Tonnen weltweit.

Klar ist dagegen, dass die Nachfrage in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist: 2004 wurden noch 90.000 Tonnen in Batterien, Mag­neten und Katalysatoren verarbeitet. 2010 waren es bereits über 120 000 Tonnen. Und bis 2014 könnten mehr als 200.000 Tonnen in Endprodukten wie iPhones, satellitengestützten Kommunikationssystemen oder Hybridantrieben ihre Verwendung finden – mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2004. Voraussetzung dafür ist aber, dass sich erwartete Nachfragetreiber wie der Markt für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben so gut entwickeln werden, wie erwartet. Aber nicht nur die Nachfrage, auch die chinesische Wirtschaftspolitik beeinflusst die Preisentwicklung. „China will nicht mehr nur Rohstoffexporteur sein, sondern zunehmend die gesamte Wertschöpfungskette abdecken“, erklärt Rohstoffexperte Keil die aktuelle Politik in Peking. Deshalb reduziert China die Rohstoffausfuhren und verarbeitet mehr im eigenen Land. „Zum anderen verwendet China die Rohstoffexporte aber auch als wirtschaftliche und politische Waffe.“ Doch das könnte sich wegen der hohen Preise schnell ändern.

„Ein Politikwechsel in China könnte das Angebot erhöhen, sodass die globale Nachfrage von chinesischen Herstellern gedeckt wird. Außerdem könnten alternative Technologien die Abhängigkeit von Seltenen Erden mindern.“ Dann könnten sich die Ängste vor Versorgungsengpässen als Hysterie entpuppen.In den USA will man sich darauf aber nicht verlassen. Besonders, da Seltene Erden auch für die Rüstungsproduktion relevant sind. So plant man, sich mit eigenen Förder- und Produktionsstätten von den chinesischen Lieferanten unabhängiger zu machen. Denn Seltene Erden gibt es häufiger, als ihr Name nahelegt. „Sie sind geologisch gesehen keineswegs selten und die bekannten Vorräte sind noch auf lange Sicht ausreichend“, so Maren Liedtke von der BGR.


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Von den rund 100 Millionen Tonnen an bisher entdeckten Reserven liegen etwa 63 Prozent außerhalb Chinas, davon 13 Prozent in den USA. Dort befand sich bis in die 80er-Jahre die größte Fördereinrichtung der Welt: die Mine am Mountain Pass in Kalifornien. Erst in den 90ern verlagerte sich der Abbau wegen geringerer Kosten und laxerer Umwelt- und Sicherheitsauflagen nach China.

Molycorp trifft nun bereits Vorbereitungen, um die Produktion am Mountain Pass 2012 wieder aufzunehmen. In Australien erschließt der Minenkonzern Lynas im Moment eine Produktionsstätte am Mount Weld. Der australische Konkurrent Arafura hat eine Pilotanlage in Nolans eingerichtet, der Betrieb soll 2014 starten.Jede dieser Minen soll jährlich 20.000 Tonnen Seltene Erden fördern. Doch noch wurde nichts aus dem Boden geholt. Trotzdem haben sich die Aktienkurse der Unternehmen seit Mitte des Jahres mindestens verdoppelt. Und auch Firmen, die zwar nach Vorkommen suchen, allerdings noch weit von der Förderung entfernt sind, sind an den Börsen gefragt. Die Aktien einiger kleiner Explorer haben sich in den vergangenen Monaten sogar vervierfacht.

Die Fantasie der Anleger, die durch Medienberichte, exotische Namen und Zukunftstechnologien beflügelt wurde, hat die Kurse vieler Seltener-Erden-Konzerne schon sehr weit getragen. Sollte sich das Angebot von Lanthan oder Yttrium künftig besser darstellen als momentan erwartet, wird sich schnell Enttäuschung bei den Anlegern breitmachen. „Sinken die Preise, könnten die Aktienkurse einiger kleiner Unternehmen unter Druck geraten, die bisher über keine Ressourcen verfügen oder die hohe Rohstoffpreise brauchen, um wirtschaftlich zu sein“, glaubt Charles Fawcett. „Nicht jedes Unternehmen wird Geld verdienen. Und damit auch nicht jeder Anleger“, bestätigt auch Rohstoffexperte Keil.

Ähnlich scheint es auch Molycorp-Chef Mark Smith zu sehen. Er legt seinen Konkurrenten nahe, ihren Geschäftsplan nicht auf Grundlage der aktuell hohen Preise für Seltene Erden aufzustellen. Vielleicht ein Rat, den auch Anleger berücksichtigen sollten.

Investor-Info

Zertifikate
Viele Seltene Erden
Die Royal Bank of Scotland hat ein Seltene-Erden-Zertifikat am Markt (ISIN: DE 000 AA0 RPC 5), das die Wertentwicklung von 15 Firmen dieser Branche abbildet. Am höchsten gewichtet sind derzeit Ivanhoe Mines, Lonmin und China Molybdenum. Nach einem schlechtem Start hat sich das Produkt zuletzt sehr gut entwickelt. Neben der klassischen gibt es auch eine währungsgesicherte Variante (ISIN: DE 000 AA0 RPD 3).

Molycorp
Pionier am Mountain Pass Seit den 90ern fördert Molycorp (ISIN: US 608 753 109 0) keine Seltenen Erden mehr. Das soll sich ändern, wenn die Mountain-Pass-Mine wieder in Betrieb genommen wird. Dort wurde schon gefördert, und es gibt gesicherte Reserven. Aussichtsreichstes Unternehmen. Trotzdem sollte die Aktie nur kaufen, wer entweder langfristig überzeugt von Seltenen Erden ist und Korrekturen verkraften kann, oder wer die Blase reiten will, bis sie platzt.

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DatumRatingAnalyst
23.01.2015Molycorp NeutralD.A. Davidson & Co.
13.12.2012Molycorp neutralRobert W. Baird & Co. Incorporated
06.08.2012Molycorp neutralPiper Jaffray & Co.
29.12.2011Molycorp neutralJP Morgan Chase & Co.
23.09.2011Molycorp kaufenFuchsbriefe
DatumRatingAnalyst
23.09.2011Molycorp kaufenFuchsbriefe
12.04.2011Molycorp overweightJP Morgan Chase & Co.
30.03.2011Molycorp overweightJP Morgan Chase & Co.
11.03.2011Molycorp overweightJP Morgan Chase & Co.
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13.12.2012Molycorp neutralRobert W. Baird & Co. Incorporated
06.08.2012Molycorp neutralPiper Jaffray & Co.
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