Geht die „Kupfer-Hausse“ weiter?
Kupfer gilt durchaus zu Recht bei vielen Rohstoff-Fans als einer der Inbegriffe der bereits seit einer knappen Dekade laufenden Hausse bei den „Schätzen von Mutter Natur“.
Immerhin explodierten die Notierungen seit Beginn des dritten Jahrtausends regelrecht. Dass der Markt aber durchaus auch seine Tücken hat, erlebten Anleger im Jahr 2008. Innerhalb weniger Monate „schmierten“ die Preise um fast zwei Drittel ab. Seit Ende des letzten Jahres allerdings hat das „rote Metall“ erneut „Oberwasser“ und Analysten prophezeien bereits in absehbarer Zeit ein neues Allzeit-Hoch. Ist das wirklich realistisch oder ist hier eher der „Wunsch Vater des Gedankens“?
Markt erkennbar überversorgt
Wenn man sich die derzeitige fundamentalen Ausgangslage ansieht, muss man sich angesichts der abermaligen „Rallye“ schon etwas verwundert die Augen reiben. Denn der Kupfermarkt leidet aktuell unter einem erkennbaren Überangebot, welches aller Voraussicht nach auch 2010 bestehen dürfte. Für das laufende Jahr rechnet die International Copper Study Group mit einem Angebotsüberschuss von 368.000 Tonnen. Gegenüber der April-Schätzung, die bei 345.000 Tonnen lag, bedeutet das eine nicht unwesentliche Anhebung. Ähnlich stellt sich die Lage für das nächste Jahr dar: Bezüglich 2010 wurden die Prognosen hinsichtlich eines Überangebots von 400.000 auf jetzt 539.000 Tonnen angehoben. Vergegenwärtigt man sich in diesem Zusammenhang, dass die Nachfragelücke 2008 lediglich bei 225.000 Tonnen lag und die Notierungen trotzdem in den „freien Fall“ übergingen, muten die Kurszuwächse der letzten Monate geradezu absurd an. Nichtsdestotrotz erfolgten diese natürlich nicht grundlos.
Prinzip Hoffnung regiert
Momentan regiert am Kupfermarkt in erster Linie das Prinzip Hoffnung. Nachdem immer mehr Länder die rezessive Phase überwunden haben und insbesondere China und Indien schon wieder ähnlich dynamisch wachsen wie vor der Krise erwarten nicht wenige Experten ein deutliches Anziehen der Nachfrage. Dass diese sich erholen wird, kann nicht ernsthaft bestritten werden. Ob der Bedarf der boomenden Schwellenländer allerdings ausreicht, um das Überangebot in ein Primärdefizit zu verwandeln, wird sich zeigen. Bedenken dagegen sind zumindest nicht völlig unangebracht. Schließlich haben die extrem Hohen Preise zwischen 2005 und 2008 dazu geführt, dass immer neue Vorkommen erschlossen werden, die nunmehr schrittweise in Produktion gehen. Zwar ist der weltweite Output in 2009 bislang um etwa ein Prozent gesunken. Dies dürfte jedoch vornehmlich auf die zeitweise noch zu geringen Weltmarktpreise zurückzuführen sein. Zu den gegenwärtigen Kursen muss davon ausgegangen werden, dass die Förderfirmen so viel Kupfer wie nur irgend möglich aus dem Erdreich holen. Mit anderen Worten: Selbst wenn sich die Nachfrage signifikant erholt, ist damit längst noch nicht gesagt, dass die Zeiten des Überangebots bei Kupfer vorbei sind. Hoffnung ist zweifellos eine gute Sache. Dennoch kommt man nicht umhin festzustellen, dass die momentanen Kupferpreise unter fundamentalen Aspekten kaum zu rechtfertigen sind. Daraus lässt sich aber nicht zwangsläufig schließen, dass die „Hausse“ beim „roten Metall“ vor einem baldigen Ende steht.
Extrem „bullishe“ Saisonalität
Unterstützend sollte in den nächsten Monaten neben einem aller Wahrscheinlichkeit weiter schwachen US-Dollar vor allem die Saisonalität wirken. Für gewöhnlich ziehen die Kupferpreise zwischen Ende Oktober bis Mitte März des Folgejahres stark an. Abgesehen vom bereits jetzt sehr ambitioniertem Preisniveau können wir keinen Grund erkennen, warum es in der näheren Zukunft nicht wieder so laufen soll, zumal man niemals das spekulative Element unterschätzen darf. So gesehen besteht eine nicht zu unterschätzende Wahrscheinlichkeit, dass die Kupfer-Rallye noch einige Monate weitergeht. Auf längere Sicht muss jedoch mit sichtbaren Kursrückgängen gerechnet werden.
Technischer Ausbruchversuch
Kurzfristig könnte es allerdings durchaus weiter nach oben gehen. Dafür spricht im Wesentlichen die technische Verfassung des Kupfermarkts. Derzeit schickt sich der Dezember-Future in New York an, seine wichtige Widerstandsmarke bei 3,20 US-Dollar nach oben zu durchbrechen. Ganz gelungen ist das zwar noch nicht, aber die Chancen stehen gut, dass dies in den kommenden Wochen gelingen sollte, zumal sich die Notierungen komfortabel über der 18-Tage-Linie halten. Außerdem generieren Indikatoren wie der MACD und der RSI ein unverkennbares Kaufsignal und der Aufwärtstrend seit Ende 2008 ist vollständig intakt. Aus technischer Sicht spricht daher zumindest vorerst einiges für eine Fortsetzung der Kupfer-Hausse.
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.