Größte Bedrohung

Saudi-Arabien macht Leerverkäufer für enttäuschende Ölpreise verantwortlich - Rohstoffanalyst sieht anderes Problem

06.06.23 23:39 Uhr

Saudi-Arabien macht Leerverkäufer für enttäuschende Ölpreise verantwortlich - Rohstoffanalyst sieht anderes Problem | finanzen.net

Laut Branchenanalyst Paul Sankey stellen nicht Spekulanten, sondern Ölexporte aus dem Ausland derzeit die größte Bedrohung für Saudi-Arabien dar.

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• Saudi-Arabien behauptet, Leerverkäufer seien schuld an enttäuschenden Ölpreisen
• Rohstoffanalyst erachtet russische Ölexporte als größte Bedrohung
• Kann Saudi-Arabien "Russland in Schach halten"?

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Die Ölpreise sind in den vergangenen zwölf Monaten von etwa 120 US-Dollar pro Fass auf zuletzt zwischen 70 und 80 US-Dollar abgesackt (Stand: 5. Juni 2023). Laut Rohstoffanalyst Paul Sankey habe Saudi-Arabien behauptet, Leerverkäufer seien für die enttäuschenden Ölpreise verantwortlich. Er selbst glaube jedoch nicht daran: "Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum sie so besessen von Spekulanten sind. Ich meine, man kann Spekulanten kurzfristig unter Druck setzen. Aber das eigentliche Problem ist die gesamte Ölbilanz", so Sankey gegenüber Bloomberg TV.

Experte betrachtet Russland als größte Gefahr

Laut Sankey sollte sich Saudi-Arabien eher auf Russland als auf die Leerverkäufer konzentrieren. Nach Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde des Land durch Sanktionen weitgehend von den europäischen Märkten ausgeschlossen, woraufhin sich Russland Alternativen für seine Energieexporte suchen musste. Diese fand die Nation in China und Indien. So sollen Russlands Ölexporte Anfang dieses Jahres die Mengen von vor der Invasion der Ukraine überschritten haben. Dabei sollen China und Indien etwa 90 Prozent der über See transportierten Rohöllieferungen ausgemacht haben - und es gebe kaum Anzeichen dafür, dass Russland seine Abhängigkeit von Asien verringern wird. Erst kürzlich habe der stellvertretende russische Premierminister Alexander Novak angedeutet, dass Moskau 40 Prozent des Energiebedarfs Chinas decken könne.

So könnten trotz des bisher guten Verhältnisses zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem saudischen Herrscher Kronprinz Mohammed bin Salman möglicherweise Spannungen zwischen den beiden Ländern, die die OPEC+ gemeinsam anführen, entstehen.

Die Frage sei, "ob die Saudis Russland in Schach halten" könnten. "Russland ist eine Bedrohung für Saudi-Arabien, denn Russland schickt sein Öl nach Asien und kürzt die traditionelle langfristige saudische Prämie für den Verkauf von Öl nach Asien", so Sankey . "Das ist ein viel größerer Deal, als die Leute zwischen Russland und Saudi-Arabien in Bezug auf Marktanteil und Wettbewerb schätzen."

OPEC+ senkt Produktionsziel für 2024

Bereits im Oktober 2022 hatten die in der OPEC+ zusammengeschlossenen Öl-Förderländer die Kappung der Produktion um zwei Millionen Fass pro Tag vereinbart. Vor dem Hintergrund sich verschlechternder Wirtschaftsaussichten hatten im April dann mehrere OPEC+-Mitglieder überraschend zusätzliche Förderkürzungen ab Mai bis zum Ende des Jahres vereinbart. Am Sonntag kündigte Saudi-Arabien dann eine einseitige Kürzung seiner Produktion um eine Million Barrel je Tag zunächst für Juli an. Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman erklärte laut der Deutschen Presse-Agentur nach der Sitzung, dass man alles Notwendige tun werde, um Stabilität in den Markt zu bringen. Für das kommende Jahr gab das Öl-Kartell eine Senkung des Produktionsziels um rund 1,4 Millionen Barrel pro Tag bekannt.

Bleibt abzuwarten, ob die Öl-Förderländer so tatsächlich mehr Stabilität in den Markt bringen können und wie sich das Verhältnis zwischen Russland und Saudi Arabien in Zukunft weiter entwickelt.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Robert Lucian Crusitu / Shutterstock.com, William Potter / Shutterstock.com

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