Weizenpreis & Co: Agrarwerte - Nährboden für Gewinne
Indien stellt den Weizenexport ein. Die Angebotslücke wird größer, die Getreidepreise ziehen an. Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette Landwirtschaft versprechen hohe Erträge.
Werte in diesem Artikel
von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Seit März steigen in vielen Bundesstaaten Indiens die Tagestemperaturen auf über 40 Grad. Die extremste Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen vor 122 Jahren hat dramatische Konsequenzen. Die Regierung fürchtet Ernteausfälle durch Trockenheit und Brände. Um die Ernährung der eigenen Bevölkerung zu garantieren, stellte sie den Verkauf von Weizen ins Ausland jüngst ein.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Der Ausfuhrstopp verschärft die bereits angespannte Lage auf dem Weltmarkt. Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine sind die Agrarexporte aus den "Kornkammern der Welt" massiv zurückgegangen. Russland hält sowohl die Häfen der Ukraine als auch eigene Anlegestellen am Schwarzen Meer geschlossen. Bislang trugen beide Staaten 27 Prozent zum globalen Weizenexport bei. Zusammen produzierten sie zudem 23 Prozent des Gerste- und 16 Prozent des Mais-Exports.
Andere Länder können die Lücke nicht oder nicht schnell genug schließen. Ein baldiges Ende der Blockade ist nicht zu erwarten - trotz eindringlicher Warnungen an den Kreml vor Hungersnöten insbesondere in den afrikanischen Ländern. Staatschef Wladimir Putin will erst dann wieder Exporte ermöglichen, wenn der Westen seine Sanktionen gegen Moskau aufhebt.
Die Engpässe sind erheblich. Experten gehen von einem Rückgang des Erntevolumens von 30 bis 40 Prozent für die Vermarktungssaison 2022/23 aus. Das treibt die Preise an den Terminbörsen in Chicago und Paris. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine verteuerte sich Weizen um 53 Prozent, auch Mais, Gerste und andere Agrarrohstoffe kosten deutlich mehr. Der von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen monatlich ermittelte FAO Food Price Index - er enthält 55 Agrarrohstoffe und Nahrungsmittel - notierte im April im Vergleich zum Vorjahresmonat 30 Prozent höher.
Dringend benötigtes Know-how
Auch die Aktienkurse von Unternehmen, die entlang der Wertschöpfungskette Agrar aufgestellt sind, ziehen an. Der iShares Agribusiness ETF bringt es seit Jahresanfang auf ein Plus von über elf Prozent. Der Exchange Traded Fund umfasst aktuell 74 Unternehmen, die Nahrungs- und Düngemittel, Saatgut oder Landmaschinen herstellen. Im Gegensatz zu einem direkten Engagement in Agrarrohstoffen ist ein Kauf ethisch unbedenklich. Vielmehr wird das Know-how der Unternehmen benötigt, um die aktuelle Krise zu lindern. Ohne technologischen Fortschritt und mehr Effizienz in der Landwirtschaft wird es nicht gelingen, die sich rasant entwickelnde Weltbevölkerung zu versorgen. Bis zum Jahr 2050 prognostizieren die Vereinten Nationen ein Plus von rund zwei Milliarden auf dann 9,7 Milliarden Menschen. Doch nicht nur die Erträge müssen gesteigert, auch die schädlichen Einflüsse der Landwirtschaft auf die Umwelt müssen reduziert werden.
Deere & Company, hoch gewichtet im iShares Agribusiness ETF, erfüllt beide Vorgaben. Das US-Unternehmen produziert für Kunden in rund 160 Staaten das, was landwirtschaftliche Betriebe benötigen: Traktoren, Anhänger, Mähdrescher, Forst- und Sähmaschinen sowie Ballenpressen. Damit Kunden Arbeitseinsatz und Ertrag optimieren können, stattet John Deere seine Geräte mit immer mehr Hightech aus. Beispielsweise lässt sich mit der "See & Spray"-Technologie der Aufwand für Pflanzenschutzmittel verringern. Noch dazu können Landwirte mit einem speziellen Sensor schon während der Ernte Inhaltsstoffe etwa von Mais messen.
Auf die jüngst veröffentlichten Zahlen zum ersten Quartal des laufenden Jahres sowie dem Hinweis auf anhaltende Lieferkettenprobleme reagierten Anleger allerdings enttäuscht. Die Aktie verlor deutlich. Investoren mit langem Anlagehorizont nutzen dagegen die gute Kaufgelegenheit. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 ist der Titel nicht mehr teuer. Für Kursfantasie sorgt unter anderem der autonome 8R-Traktor. Er soll noch in diesem Jahr erstmals an Kunden ausgeliefert werden.
Auch Darling Ingredients notiert im iShares Agribusiness ETF. Das US-Unternehmen verwertet eigenen Angaben zufolge fast zehn Prozent der weltweiten Abfallströme der Fleischindustrie und wandelt diese in erneuerbaren Diesel, Düngemittel, tierische Proteine und Zutaten für Tierfutter um. Das Unternehmen wächst nicht nur organisch, sondern auch durch Übernahmen wie zuletzt in Brasilien und den USA. Im ersten Quartal des laufenden Jahres steigerte Darling Ingredients den Nettogewinn um 28 Prozent auf 188,1 Millionen US-Dollar.
US-Werte übergewichtet
Anlegern stehen auch aktiv gemanagte Fonds zur Verfügung. Der über eine Milliarde Euro schwere DWS Invest Global Agribusiness erzielte seit Jahresanfang zwölf Prozent. Manager Stephan Werner hat US-Unternehmen aktuell mit 41 Prozent gewichtet. Auf deutsche Werte entfallen knapp elf Prozent. Unter den Top-Titeln finden sich derzeit vor allem Unternehmen, die Düngemittel produzieren. Diese profitieren vom Ausfall russischer Unternehmen. Die Aktie des im MDAX gelisteten Unternehmens K + S legte allein in den vergangenen drei Monaten 36 Prozent zu. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3,7 für 2022 ist die Aktie extrem billig.
INVESTOR-INFO
Globaler Agrar-Aktien-ETF
Kräftige Beimischung
Der iShares Agribusiness ETF bietet Investoren Zugang zu Unternehmen aus dem Bereich Landwirtschaft. Auf Aktien von US-Unternehmen und Firmen aus Kanada entfallen rund 67 Prozent. Zu den Top-Ten-Titeln aus Nordamerika zählen Archer Daniels Midland, Nutrien und Deere & Company. Der Rest der Mittel verteilt sich auf europäische, asiatische und lateinamerikanische Aktien. Seit Jahresanfang erzielte der ETF deutlich über acht Prozent. Auf Sicht von drei Jahren legte das Indexpapier um 73 Prozent zu.
Fruchtbare Branchen
Die Weltbevölkerung nimmt zahlenmäßig zu, die Anbauflächen gehen jedoch zurück. Düngemittel und mehr Technologie zur Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft sind erforderlich, um die Versorgung sicherzustellen. Stephan Werner, Fondsmanager des DWS Global Agribusiness, hat derzeit Produzenten von Düngemitteln hoch gewichtet. Auf Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen entfallen neun Prozent. Der Fonds legte in fünf Jahren um 66 Prozent zu.
Günstige Gelegenheit
Das US-Unternehmen Deere & Company hat die Umsatzerwartungen der Anleger im ersten Quartal des laufenden Jahres nicht erfüllt. Infolge unterbrochener Lieferketten fuhr der Landtechnikproduzent statt 13 nur zwölf Milliarden Dollar ein. Die Aktie gab zuletzt kräftig nach. Investoren mit langem Anlagehorizont nutzen die Gelegenheit zum Kauf. Die globale Aufstellung des Konzerns sowie seine hohe Innovationskraft sorgen für anhaltende Kursfantasie.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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