Der Anlegerbrief Holger Steffen

DAX: Die Mutter aller Bullenmärkte

06.06.17 20:10 Uhr

DAX: Die Mutter aller Bullenmärkte | finanzen.net

Der DAX ist weiter auf Rekordkurs - wie lange kann der Bullenmarkt noch so weitergehen? Der Blick auf die USA ist hilfreich.

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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Nebenwerte-Spezialist und Chefredakteur vom Anlegerbrief erwirtschaftet mit seinem Muster­depot seit 1999 eine Rendite von im Schnitt 16,8% pro Jahr.

Der DAX und der S&P 500 konnten zuletzt neue Allzeithochs markieren. Die Preisfrage ist natürlich, wie lange die Indizes den Parforceritt noch fortsetzen können. Insbesondere in den USA bewegt sich die Dauer des Bullenmarktes auf einen historischen Rekordwert zu, doch wir warnen vor voreiliger Skepsis.

Auf Rekordkurs

Nach einer weit verbreiteten Faustformel, die einen Kurseinbruch um mehr als 20 % als Bären¬markt definiert und einen Zuwachs um mehr als 20 % als Bullenmarkt, ist letzterer beim DAX noch in einem Frühstadium. Denn die Korrektur 2015/16 hatte die 20-Prozent¬marke überschritten, so dass die aktuelle Hausse formell erst im Februar 2016 gestartet ist. In der Tat kann die Eroberung eines neuen Allzeithochs in diesem Jahr als frisches und bedeutsames Kaufsignal interpretiert werden, das noch eine längere Fortsetzung der Rally erwarten ließe. Wären da nicht die USA: Beim S&P 500 war die Konsolidierung in 2015/16 harmlos, der breit gestreute US-Index hat daher seinen Bullenstatus nie verloren. In Kürze überschreitet die Dauer der Aufwärtsbewegung daher die Schallmauer von 100 Monaten, das ist in der Historie nur ein einziges Mal gelungen, und zwar beim Bullenmarkt von 1990 bis 2000 mit 113 Monaten.

Die Zeit für die Wende scheint noch nicht reif

Damit ist der S&P 500 mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Spätphase der Hausse. Würde allerdings der alte Rekord geknackt, hätte der Index noch mindestens zwölf Monate Bullenmarkt vor sich. Ausgeschlossen ist das nicht: Die Wirtschaft läuft ordentlich, zeigt aber keine Überhitzungserscheinungen, und die Notenbankzinsen steigen von einem für lange Zeit extrem niedrigen Niveau erst langsam an. In Europa wurde die Zinswende sogar noch gar nicht gestartet. Im Jahr 2000 und 2008 endeten Bullenmärkte erst, als Anleihen relativ niedrig bewertet waren, das ist aktuell nicht der Fall. Und Sentimentumfragen zeigen aktuell keinen besonders großen Optimismus, dies war damals ebenfalls anders.

Fazit zum DAX

Auch, wenn es einem nach der dynamischen Rally der letzten Monate - insb. bei kleinen Titeln und Wachstumswerten - schwerfällt, an eine längere Fortsetzung der Aufwärtsbewegung zu glauben, ist vielleicht gerade das ein gutes Zeichen. Die Kurszuwächse zeigen zudem, dass gerade in der Spätphase der Hausse ein gutes Stockpicking hohe Renditen ermöglicht, das verdeutlicht nicht zuletzt unsere starke Musterdepotperformance in diesem Jahr. Zu früh aussteigen kann daher bitter sein. Wir empfehlen weiter eine Strategie der ruhigen Hand mit selektiven (Teil)-Ge¬winn¬re¬a¬lisierungen und der Aussortierung von Underperformen, so dass in moderatem Tempo ein Liquiditätspuffer aufgebaut wird. Damit ist man für alle Eventualitäten gerüstet - auch für eine Fortsetzung des Bullenmarktes.

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