World Platinum Investment Council: Nachfrage nach Platin dürfte in den kommenden Jahren zulegen - trotz niedrigem Preisniveau
Seit dem Rekordhoch im Jahr 2008 ging es für den Platinpreis abwärts. Experten des World Platinum Investment Council attestierten dem Edelmetall im jüngsten "Platinum Essentials"-Bericht dennoch ein starkes Nachfragepotenzial.
Werte in diesem Artikel
• Starkes Wachstum für Platinnachfrage
• Positiver Ausblick
• Platinpreis auf niedrigem Niveau
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Zahlreiche Anwendungsfälle für Platin
Platin gehört - neben Ruthenium, Rhodium, Palladium, Osmium und Iridium - zu den Platingruppenmetallen und ist eines der Edelmetalle, die weltweit am seltensten vorkommen. Darüber hinaus ist die Förderung des raren Rohstoffs verhältnismäßig aufwendig: Für eine Unze Platin mit einem Reinheitsgehalt von 95 Prozent, was in Europa und den USA dem handelsüblichen Standard entspricht, sind zehn Tonnen Erz sowie ein fünfmonatiger Veredelungsprozess notwendig. Daten der "Deutschen Rohstoffagentur" zufolge wird Platin hauptsächlich für Autoabgaskatalysatoren, Schmuck und als Geldanlage verwendet, findet aber auch bei chemischen Katalysatoren, bei der Glasproduktion, in der Petrochemie, der Elektrotechnik und der Medizintechnik Anwendung.
Nachfrage nach Platin seit 2013 gestiegen
Wie das britische World Platinum Investment Council (WPIC) nun Anfang August in seinem monatlichen "Platinum Essentials"-Bericht festhielt, stieg die Nachfrage nach dem Edelmetall in den vergangenen zehn Jahren deutlich an. So sei bei Platinchemikalien im Zeitraum von 2013 bis 2023 ein jährliches Wachstum von 3,4 Prozent beobachtet worden, was sogar das Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts in ebendiesem Zeitraum übersteige. Dies lasse darauf schließen, dass Platin eine verbesserte Wertschätzung im Hinblick auf dessen Prozesseffizienz zukomme, so die Forscher der Behörde. "Mit Blick auf die Zukunft und unter Berücksichtigung einer vorsichtigen Konjunkturprognose gehen wir von einem Wachstum der Nachfrage nach Platinchemikalien um 1 Prozent zwischen 2022 und 2027 und danach aus", heißt es im Bericht. Unter Berücksichtigung von historischen Daten zu chemischen Produktionskapazitäten könnte die Platinnachfrage in diesem Zeitraum die aktuelle Prognose des WPIC sogar um 100.000 Unzen übersteigen.
Geringe Korrelation zwischen Platinnachfrage und -preis
Auch wenn die Experten dem Edelmetall gegenüber äußerst positiv eingestellt sind, gingen die Platinpreise im Untersuchungszeitraum deutlich zurück. Vom Rekordhoch bei 2.273,00 US-Dollar im Jahr 2008, das durch die Angst vor einem Versorgungsengpass ausgelöst wurde, ist der Preis für den Rohstoff derzeit weit entfernt: Bei 917,00 US-Dollar wird die Feinunze Platin derzeit gehandelt (Stand: 11. August 2023). "Die Vorteile von Platinkatalysatoren in Bezug auf Ausbeute und Energieeffizienz bei industriellen Anwendungen müssen daher preisliche Erwägungen überwiegen, da Änderungen der industriellen Platinnachfrage und des Platinpreises seit dem Jahr 2000 leicht positiv korreliert sind […], was auf eine unelastische Nachfrage schließen lässt", so die Behörde im Bericht. So sei sogar eine stärkere Korrelation zwischen der Platinnachfrage der Industrie und dem globalen BIP festzustellen als mit der Preisentwicklung von Platin.
Hohe Preise für Palladium und Rhodium treiben Platinnachfrage an
Als Antrieb für die Nachfrage nach Platin gelte hingegen vielmehr der hohe Preisdruck bei Palladium und Rhodium. Mit steigenden Preisen der Schwestermetalle greift die Industrie vermehrt zum günstigeren Platin, wie es im Bericht des WPIC heißt. "Das Wachstum der industriellen Platin-Nachfrage von einer jährlichen Wachstumsrate von 4,0 Prozent CAGR seit 2013 steht in scharfem Kontrast zur rückläufigen industriellen Nachfrage nach Palladium (jährliche Wachstumsrate von -2,8 Prozent) und Rhodium (jährliche Wachstumsrate von -4,1 Prozent)", so die Rohstoffexperten. "Der Trend, auf Platin umzusteigen und Palladium und Rhodium zu sparen, hat sich mit dem Preis verstärkt. Die industrielle Nachfrage nach Platin ist seit 2018 nachhaltig höher als die industrielle Nachfrage nach Palladium, ein Jahr nachdem die Platinpreise mit einem Abschlag gegenüber den Palladiumpreisen zu handeln begannen."
Hohe Zinsen dämpfen Investitionsbereitschaft
Dennoch stehen dem optimistischen Ausblick des World Platinum Investment Council Risiken gegenüber. So könnten die seit 2022 gestiegenen Leitzinsen nicht nur die Renditeerwartungen drücken, sondern auch die Investitionsbereitschaft innerhalb der chemischen Industrie schmälern. Die Analysten rechnen jedoch damit, dass die Zentralbanken das Zinsniveau ab kommendem Jahr wieder senken werden, sobald die hohen Inflationsraten wieder in einer akzeptablen Spanne angekommen seien. Dies komme dann auch der Platinnachfrage zugute." Sollten die Kreditkosten von den derzeitigen Niveaus gesenkt werden, erwarten wir, dass sich die Wachstumsinvestitionen im Petrochemiesektor normalisieren könnten", heißt es im WPIC-Report.
Palladium und Rhodium vor Comeback?
Herausfordernd könne aber auch eine mögliche Rückverlagerung im industriellen Bereich von Platin hin zu Palladium und Rhodium wirken. So spreche zwar besonders der Preisunterschied zwischen Platin und Palladium für eine verstärkte Nutzung des ersteren Edelmetalls, sollte es bei der Platinversorgung jedoch zu Engpässen kommen und der preisliche Vorsprung durch Palladium aufgeholt werden, könne es zu einer Rückverschiebung kommen. Hier könne es der Platinnachfrage aber zugutekommen, dass das Metall zahlreiche Anwendungsfälle mit sich bringe. So habe der Automobilsektor in den vergangenen fünf Jahren 37 Prozent der Nachfrage nach Platin ausgemacht, bei Palladium und Rhodium waren es hingegen 82 Prozent bzw. 85 Prozent. Durch die hohe Diversifizierung der Anwendungsfälle sei Platin besser vor einem Nachfrageeinbruch geschützt, wie die Experten erklären.
Redaktion finanzen.net
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