Rohstoff-Trader-Kolumne

Und nun auch noch unser Gold ...?

15.03.10 10:41 Uhr

Und nun auch noch unser Gold ...? | finanzen.net

Wenn man die derzeitigen Berichte in den Nachrichtenmagazinen verfolgt, kann es einem schaurig über den Rücken laufen.

Laut den neuesten Meldungen soll der geplante „EWF“ (Europäischer Währungsfonds) nun mit dem Gold der Mitgliedsstaaten unterlegt werden und anschließend für Griechenland in die Bresche springen. Man könnte wahrlich sagen, dass nun auch noch unser Gold daran glauben muss, nachdem alle anderen Möglichkeiten Griechenland zu helfen offenbar bereits ausgeschöpft wurden. Hält man sich zudem vor Augen, dass Griechenland nur 112 Tonnen an Gold besitzt, die Deutsche Bundesbank jedoch mehr als 3.400, kommt man schon ins Grübeln, wer hier das wirkliche Risiko trägt. Offenbar nicht die Griechen, da hier sowieso nichts mehr zu holen ist!

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Die Realität!

Wie realistisch ist jedoch die Gründung eines derartigen Fonds für die Stützung des maroden griechischen Staates? Bundeskanzlerin Merkel hat bereits richtig darauf hingewiesen, dass ein EWF nicht ohne weiteres gegründet werden kann. Hierfür müsste der EU-Vertrag geändert werden. Dies ist deshalb notwendig, da der Vertrag eine wichtige Klausel enthält, die es anderen Mitgliedsländern verbietet, für die Schulden eines anderen Landes einzuspringen. Somit wäre folgerichtig eine Änderung der Klausel notwendig. Doch dies ist nicht so einfach, wie wir bereits anhand der EU-Verfassung gesehen haben. Während einige Länder komplett übergangen wurden und hier das Volk nicht mitbestimmen durfte, gab es in anderen Ländern Volksabstimmungen. Es ist unserer Meinung nach sehr zweifelhaft, ob diese Änderung wirklich ratifiziert werden würde und falls ja, dann wird der Prozess sicherlich sehr lange dauern.

Moral Hazard!

Ein weiteres Problem der Gründung eines EWF wäre der „moral hazard“. Dieses Wort wurde gerne für Banken während der Finanzkrise verwendet. Die Banken konnten skrupellos Geld verdienen und wenn etwas schief ging, dann wurde der Steuerzahler in Geiselhaft genommen und musste für die Defizite einspringen. Etwas ähnliches dürfte der EWF hervorrufen, da Länder ohne Skrupel deutlich über ihren Verhältnissen leben könnten und anschließend die EU-Gemeinschaft bei Problemen einspringen müsste.

Weitere Fragen!

Entsteht durch den EWF eine Konkurrenz für den IWF? Wird der Euro deutlich geschwächt durch den entstehenden Moral Hazard? Wird der Fonds wirklich mit Gold unterlegt? Und wenn ja, wird das Gold, falls etwas schief geht dann auf den Markt geworfen um die Verluste zu decken? Wird die Deutsche Bundesbank sich dagegen wehren?

Fragen über Fragen, die hoffentlich bald eine Antwort erhalten!

Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.