Biokraftstoffe sind keine Hungermacher
In Ausgabe 13-11 haben wir bereits kurz angedeutet, dass einseitige Kritik am Handel mit Agrarrohstoffen zu kurz greift.
Und weil in der abgelaufenen Woche zu diesem Themenkomplex eine neue Studie erschienen ist, wollen wir an dieser Stelle noch einmal etwas ausführlicher auf diese interessante, und oft emotional diskutierte Fragestellung eingehen.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Laut Untersuchungen des Giessener Agrarökonomen Professor Michael Schmitz werden etwa die Auswirkungen auf die Weltmarktpreise durch die Herstellung von Rohstoffen für die Biokraftstoffproduktion deutlich überschätzt. Die einfache Formel ‘Hunger entstehe durch hohe Preise auf den Weltagrarmärkten’ ist falsch und Biodiesel und Bioethanol taugen nicht als Sündenböcke, lauten seine eindeutigen Urteile.
Zur Begründung verweist Schmitz in diesem Zusammenhang auch darauf, dass die Weltmärkte vielfach abgekoppelt sind von den lokalen Handelsplätzen, auf denen sich die hungernden Menschen mit Lebensmitteln eindecken. Preisschwankungen auf den Weltmärkten führen daher nicht automatisch zu Schwankungen der Preise in Entwicklungsländern, so seine Schlussfolgerung. Gerade in vielen armen Ländern würden sich viele Menschen nicht von international handelbaren Gütern ernähren.
Widersprüchliche Argumentation
Allerdings räumt die Studie auch ein, dass die Produktion von Biokraftstoffen einen Einfluss auf die Preise an den Agrarrohstoffmärkten hat. Doch es gehe an der Realität vorbei, wenn man Biodiesel und Bioethanol als Sündenbock für steigende Weltagrarpreise abstempelt, so Schmitz.
Und in diesem Zusammenhang erinnert er auch daran, dass bis vor wenigen Jahren namhafte internationale Institutionen wie die Welternährungsorganisation oder die OECD erklärt hätten, dass niedrige Weltagrarpreise maßgeblich zu Hunger und Armut beitragen würden. Dieselben Institutionen geben seit der Hungerkrise in den Jahren 2007/2008 aber jetzt hohe Preise als Grund für Mangelernährung und Hunger an.
Auch diese selbst in der wissenschaftlichen Diskussion widersprüchliche Argumentation zeigt, dass es bei diesem Thema auf Versachlichung ankommt und darauf, pauschale Schuldzuweisungen tunlichst zu vermeiden. Denn wie Stephan Arens, Geschäftsführer der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen zutreffend zu bedenken gibt, ist die Frage nach den Ursachen des Hungers für banale Antworten schlicht und einfach zu komplex.
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.