Zweitreichster Mann der Welt

Carlos Slim Helú: Der Mann, der am Thron von Bill Gates kratzt

15.09.15 14:55 Uhr

Carlos Slim Helú: Der Mann, der am Thron von Bill Gates kratzt | finanzen.net

Im Club der reichsten Menschen hat er schon seit Jahren einen Spitzenplatz. Doch nur wenige kennen den zweitreichsten Mann der Welt, der seine Milliarden durchaus auch mit umstrittenen Geschäften verdient hat.

Er ist der mit Abstand reichste Mann Mexikos. Weltweit ist er auf der Liste der Supermilliardäre knapp hinter Bill Gates auf Platz 2 und hat sogar den Top-Investor Warren Buffett auf Platz 3 verwiesen. Sein Name: Carlos Slim Helú.

Vermögende Herkunft

75 Jahre alt, 77,1 Milliarden Dollar schwer - so die Eckdaten von Carlos Slim Helú. Als fünftes von sechs Kindern kam er 1940 in Mexiko-Stadt zur Welt und wurde in eine Familie der vermögenden mexikanischen Oberschicht hineingeboren. Trotz eines stattlichen Familienvermögens schlug Slim Helú zunächst eine bodenständige Laufbahn ein. Er machte seinen Abschluss als Bauingenieur und arbeitete daraufhin einige Jahre als Aktienhändler, bevor seine Stunde als Milliarden-Investor schlug.

Milliardenschweres mexikanisches Firmenimperium

Seine Karriere als Mogul nahm 1981 ihren Anfang, als er sich bei Cigatam einkaufte, einem der größten mexikanischen Tabakunternehmen. Aus der Wirtschaftskrise in Mexiko ging er in den 1980ern als einer der großen Gewinner hervor, denn er erwarb in dieser Zeit Beteiligungen an einer Reihe mexikanischer Unternehmen, deren Bewertungen sich auf einem Tiefststand befanden.
Der bislang größte Coup gelang ihm schließlich im Jahr 1990. In diesem Jahr begann die Regierung Mexikos, Staatsbetriebe zu privatisieren - darunter auch die Telefongesellschaft Telmex. Ein Konsortium mit Slim Helú an der Spitze erhielt den Zuschlag für den Konzern - für 1,8 Milliarden Dollar. Ein wahres Schnäppchen, denn Telmex wurde zu diesem Zeitpunkt mit 10 bis 12 Milliarden US-Dollar bewertet. Seit dieser Zeit wurde immer wieder Kritik laut, Slim Helú habe seine Kontakte zur mexikanischen Regierung genutzt, um den Erwerb vom Telmex durchzusetzen und insbesondere ausländische Wettbewerber aus dem Rennen zu schlagen.

Vom Staatskonzern zum absoluten Marktführer

Aus dem behäbigen und schwerfälligen Staatskonzern machte Slim Helú ein konkurrenzfähiges Unternehmen, das den Markt heute mit Abstand beherrscht. In Mexiko läuft der größte Teil aller Festnetzgespräche über Telmex. Auch wer in Mexiko im Mobilfunknetz telefoniert, kommt an Slim Helú nicht vorbei: Sein Unternehmen América Móvil ist Mexikos größer Mobilfunkbetreiber und kontrolliert fast den gesamten lateinamerikanischen Markt.
Auch diese Dominanz werfen ihm seine Kritiker immer wieder vor. Schließlich leben große Teile der mexikanischen Bevölkerung in Armut, die Mobilfunk- und Festnetzgebühren sind in Mexiko aber weltweit mit am höchsten.

Imperium weltweit ausgebaut

Doch Carlos Slim Helú ist nicht nur in Lateinamerika aktiv. Sein Firmenimperium hat der umtriebige Milliardär auch auf die USA und Europa ausgeweitet. Er hält Beteiligungen unter anderem an der New York Times und dem Tabakriesen Altria. In Europa ist er zudem an der Telekom Austria und an KPN beteiligt.

Milliardär mit sozialem Engagement

Doch trotz aller Kritik an der Dominanz seiner Unternehmen insbesondere in Lateinamerika: Der zweitreichste Mann der Welt pflegt einen vergleichsweise bescheidenen Lebensstil. Seit 40 Jahren lebt er in dem gleichen Haus. Auch wenn er Immobilien im Ausland besitzt, er hat seinen Wohnsitz weiterhin in seiner Heimat Mexiko. Sein enormes Vermögen investiert er nicht in Luxus und Konsum - weder besitzt er eine Yacht, noch ein Privatflugzeug. Vertraute sagen, er habe nur zwei teure Hobbys: Zigarren und moderne Kunst. So soll sich eine eindrucksvolle Sammlung von Skulpturen von Auguste Rodin in seinem Besitz befinden.
Darüber hinaus investiert er Teile seines Vermögens in den Aufbau seines Landes. Mit einer Stiftung will er dazu beitragen, die historische Altstadt von Mexiko-Stadt zu erhalten und wieder aufzubauen. Er beteiligte sich zudem an dem Projekt "One Laptop per Child", mit dem mexikanische Kinder mit tragbaren Computern ausgestattet werden sollen.

Kein Mitglied von The Giving Pledge

Anders als viele seiner Milliardärskollegen weigert sich Carlos Slim Helú allerdings, Mitglied bei der von Bill Gates initiierten Organisation "The Giving Pledge" zu werden. Wer "The Giving Pledge" beitritt, verpflichtet sich (zumindest moralisch), mindestens die Hälfte seines Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Für Slim Helú ist das keine Option: "Ich bin kein Weihnachtsmann, Wohltätigkeit löst das Problem der Armut nicht", ließ er vor einigen Jahren verlauten und löste damit große Kritik an seiner Person aus.

Redaktion finanzen.net

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