5-Stunden-Tag und trotzdem mehr Gehalt - So funktionieren Stephan Aarstols "Summer Days"
Ein Arbeitstag von 8 bis 13 Uhr - und dann Feierabend. In Stephan Aarstols Unternehmen "Tower" ist das Realität. Seine Mitarbeiter arbeiten weniger bei sogar höherem Gehalt, das Unternehmen erhöht gleichzeitig seinen Umsatz. Ein Erfolgskonzept.
Stephan Aarstol ist CEO und Gründer von "Tower Paddle Boards" - einem Unternehmen, das Stand-Up-Paddel-Boards und andere Waren rund um Sommer, Strand und Meer vertreibt. Diesen Beach-Lifestyle, den die Firma mit ihren Produkten an den Mann bringen will, wollte Aarstol auch seinen Mitarbeitern ermöglichen. Er startete daher ein einmaliges Projekt unter dem Decknamen "Summer Days": Seine Mitarbeiter arbeiten von 8 bis 13 Uhr. Danach ist Feierabend.
Kernkompetenz Produktivität
Auf www.fastcompany.com erklärte Stephan Aarstol die Theorie hinter seinem 5-Stunden-Konzept. In jedem Unternehmen gebe es, so nahm Aarstol an, einige wenige Angestellte, die so produktiv seien, dass sie das Dreifache an Arbeit im Vergleich zu den restlichen Mitarbeitern schafften. Ihr Gehalt sei jedoch nur unwesentlich höher als das der weniger produktiven Angestellten. Darin erkannte Aarstol einen Missstand - aber auch ein Erfolgspotenzial. Als er sein Unternehmen "Tower" gründete, nahm er sich daher vor, möglichst nur diese besonders produktiven Leute einzustellen - und ihnen einen für sie weitaus besseren Deal zu bieten, als bei anderen Arbeitgebern.Stephan Aarstol: "Ich wollte ihnen einfach ihr Leben zurück geben
Aarstols Angebot an seine potenziellen Angestellten konnte besser kaum sein. Er garantierte seinen Mitarbeitern eine Arbeitszeit von 8 bis 13 Uhr täglich - so lange sich diese wiederum als hochproduktiv erwiesen. Für die enorme Fokussierung, die ihnen die kurze Arbeitszeit abverlangte, versprach ihnen Aarstol jedoch auch ein deutlich besseres Gehalt. "Ihr Gehalt pro Stunde verdoppelte sich nahezu über Nacht", so Aarstol. Obendrauf gab es auch noch eine satte Gewinnbeteiligung von 5 Prozent. Dabei wollte Aarstol jedoch keinesfalls das Wohl der Firma aus den Augen verlieren: "Es war mir wichtig, dass die Ausgaben des Unternehmens nicht steigen", so Aarstol, "Es durfte kein höheres finanzielles Risiko bedeuten.""Ein großer Gefallen": Das verlangt Aarstol seinen Angesellten ab
Um Aarstols Fünf-Stunden-Plan erfüllen zu können, musste er seinen Angestellten einiges abverlangen. "Jedes Teammitglied musste doppelt so produktiv sein, wie ein gewöhnlicher Angestellter", erklärte Aarstol. Das gleiche Arbeitspensum, das vor den "Summer Days" auf etwa neun Stunden täglich entfallen war, musste nun innerhalb von fünf Stunden abgearbeitet werden können. Aarstol gab seinen Angestellten also die Aufgabe, selbst herauszufinden, wie sie die Arbeit in kürzerer Zeit erledigen konnten. Auf Unterstützung konnten die Angestellten bei dieser Aufgabe jedoch zählen: "Wir mussten ja schließlich alle herausfinden, wie wir das schaffen konnten", so Aarstol, "Wir saßen alle im selben Boot". Die Konsequenzen waren jedoch hart: Wer den Plan nicht erfüllen konnte, wurde gefeuert. Der Druck schaffte unter seinen Angestellten jedoch gleichzeitig den Anreiz, die Herausforderung anzunehmen - nicht zuletzt wegen den Vorteilen, die Aarstol ihnen in Aussicht stellte: Mehr Freizeit und mehr Gehalt gleichzeitig.Erstaunliche Ergebnisse
Tatsächlich konnte Aarstol mit seinem Fünf-Stunden-Arbeitstag nicht nur die bisherigen Unternehmenserträge auf gleichem Niveau halten - er steigerte sie sogar klar. "Tower" schaffte es im Jahr 2015 auf Platz 239 der Liste der 5000 am schnellsten wachsenden Unternehmen in Amerika und steigerte im gleichen Jahr seinen Umsatz um satte 40 Prozent. 2016 erwartet Aarstol, dass sein zehnköpfiges Team neun Millionen US-Dollar umsetzen wird. Daher glaubt der Unternehmer weiterhin an sein Konzept: "Mehr Zeit zu haben, um seinen Leidenschaften nachzugehen, Freundschaften zu pflegen und aktiv zu sein, ergibt eine größere physikalische und emotionale Energie in jedem Bereich - natürlich auch mehr Energie für den Job", so Aarstols Überzeugung.Zeitmanagement rückt in den Fokus
Wer einen acht- bis zehnstündigen Arbeitstag auf lediglich fünf Stunden beschränken will, kommt um ein straffes Zeitmanagement nicht herum - das musste auch Aarstol feststellen. Seine Erfahrungen kann der CEO in fünf wichtige Prinzipien zusammenfassen:1. Das Pareto-Prinzip
Aus der Soziologie ist der Begriff es "Pareto-Prinzips" bereits vielen bekannt. Das Gesetz besagt, dass 80 Prozent eines Herstellungsprozesses mit einem Aufwand von lediglich 20 Prozent möglich sind. Es gilt also, diese 20 Prozent eines normalen Arbeitstages im Unternehmen herauszufiltern und sich darauf zu konzentrieren.2. Die richtige Geisteshaltung
Die Arbeitszeit sollte nicht mehr in Stunden, sondern in Output gemessen werden, schlägt Aarstol vor. Mit der Gewinnbeteiligung von fünf Prozent wollte der CEO auch unter seinen Angestellten eine produktionsorientierte Geisteshaltung anregen - mit Erfolg.3. Abkehr vom "Immer-erreichbar-Sein"
Wer lediglich fünf Stunden am Tag arbeitet, kann nicht rund um die Uhr erreichbar sein. Aarstol hat jedoch die Erfahrung gemacht, dass eine durchgehende Erreichbarkeit ohnehin nicht notwendig ist: "Es war unwesentlich, wie lange wir geöffnet hatten, so lange die Kunden nur die genauen Öffnungszeiten kannten", erklärte Aarstol auf fastcompany.com. Dies zeigte sich auch bei den Telefonaten, die der Kunden-Support führen musste. Die Anzahl der Anrufe verringerte sich auch im Fünf-Stunden-Tag nicht, lediglich die Frequenz erhöhte sich innerhalb der Arbeitszeit.4. Effizienz durch Technologie steigern
Aarstol machte bei seinen "Summer Days" die Erfahrung, dass Automation bei der Straffung der Produktion eine große Rolle spielen muss. Dies kann spezielle Software sein, die etwa die Versandabläufe koordiniert, oder aber Video-Tutorials, die Kunden zeigen, wie sie sich bei verschiedenen Fragen selbst helfen können. Hier ist vor allem Kreativität gefragt.5. Die 25-Stunden-Woche nicht erzwingen
Bei seinem Konzept erlaubt Aarstol jedoch auch Abweichungen. "Meine Angestellten wissen, dass sie jeden Tag ungestraft um 13 Uhr gehen können", so Aarstol. Die meisten würden dies auch genau so machen. Doch es sei dabei nicht verboten, auch einmal länger zu bleiben, wenn es wirklich erforderlich ist. Wichtig sei nur, dass Mehrarbeit die Ausnahme von der Regel bleibe.Aarstol ist überzeugt, dass sein Konzept nahezu in jedem Unternehmen funktionieren könnte. Doch er weiß, dass viele Unternehmenschefs Vorbehalte haben. Dabei sprechen die Ergebnisse von Aarstols Konzept eine deutliche Sprache. Seine Zukunftspläne sind entsprechend ambitioniert: "Eines Tages, wenn wir ein noch größeres Unternehmen geworden sind, werden wir unseren Leuten zu Beginn etwas zwischen 80.000 und 100.000 Dollar im Jahr zahlen können, obwohl sie weiterhin jeden Tag um 13 Uhr Feierabend machen. Wenn dieser Tag kommt, werden wir die talentiertesten Angestellten aus allen Unternehmen in der Stadt abgreifen, das wette ich".
Redaktion finanzen.net
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