Lebensversicherungen benachteiligen junge Kunden beträchtlich
Das aktuelle Niedrigzinsniveau wird für Lebensversicherungen immer mehr zur Last. Leidtragende sind dabei insbesondere die jüngeren Sparer.
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Lebensversicherungen gelten in Deutschland seit Jahrzehnten als der Klassiker unter den Sparplänen. Aber aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen die Renditen schon seit längerem unter Druck. Besitzer von Altverträgen spüren dies noch nicht so sehr, kommen sie doch in den Genuss des vereinbarten Garantiezinses. Dies hat jedoch wiederum zur Folge, dass sich beim Lieblingsfinanzprodukt der Deutschen zunehmend eine Zweiklassengesellschaft herausbildet. Leidtragende sind hierbei jene Kunden, die erst in den vergangenen zehn Jahren einen Vertrag abgeschlossen haben.
Versicherer senken laufende Verzinsung
Mit Spannung wartet die Branche jedes Jahr darauf, wie sich die Allianz Leben positioniert, denn viele Konkurrenten orientieren sich am Branchenprimus. Für 2017 steht nun fest: Der Marktführer senkt die laufende Verzinsung für klassische Verträge auf 2,8 Prozent, nach 3,1 Prozent in 2016.
Auch die Konkurrenz reduziert die Verzinsung auf den Sparanteil der Kunden: So haben bisher zehn Anbieter veröffentlicht, wie hoch die laufende Verzinsung für das Jahr 2017 bei ihnen liegt. Im Durchschnitt sinkt die Verzinsung demnach auf nicht einmal mehr 2,6 Prozent, nach durchschnittlich knapp 2,9 Prozent für 2016.
Damit greift bei vielen Verträgen die nächste Garantiestufe, denn für Verträge die zwischen Januar 2004 und Dezember 2006 abgeschlossen wurden, gilt ein Garantiezins von 2,75 Prozent. Kunden mit einem solchen Vertrag erhalten also statt der niedrigeren laufenden Verzinsung den höheren Garantiezins von 2,75 Prozent. Wer einen noch älteren Vertrag besitzt, kann sich sogar über eine noch höhere Garantieverzinsung freuen.
Wie funktioniert die Verzinsung bei Lebensversicherungen?
Die von den Kunden gezahlten Beiträge werden von den Versicherungen an den Kapitalmärkten investiert. Die hieraus resultierenden Gewinne werden im Rahmen der Überschussbeteiligung an die Versicherten weitergereicht. Folglich wird sie jährlich neu festgelegt.
Versicherte, die ihre Verträge schon vor Jahren abgeschlossen haben, können sich im aktuellen Niedrigzinsumfeld jedoch über eine höhere Verzinsung freuen - für sie greift der Garantiezins. Hierbei handelt es sich quasi um eine Untergrenze für die Verzinsung, also einen Zinssatz der mindestens gezahlt wird. So wurde von 1994 bis 2000 ein Garantiezins in Höhe von vier Prozent vereinbart, bis 2003 lag er bei 3,25 Prozent und bis 2006 immerhin noch bei 2,75 Prozent. Aktuell werden nur noch 1,25 Prozent für Neuverträge garantiert und bereits zum 1. Januar 2017 sinkt der vom Bundesfinanzministerium festlegte Garantiezins auf gerade mal 0,9 Prozent.
Dabei ist zu beachten, dass der einmal zugesagte Garantiezins für die gesamte Vertragslaufzeit gilt. Eine Änderung gilt somit immer nur für Neuverträge.
Für die Lebensversicherungen entwickeln sich die hohen Zinsversprechen in Altverträgen zunehmend zu einem Problem. Sie legen ihre Kundengelder überwiegend in sichere Kapitalanlagen wie Staatsanleihen an. Infolge der andauernden Niedrigzinsen werfen diese Anlageformen jedoch kaum noch Renditen ab, so dass die vor Jahren versprochenen Garantiezinsen an den Kapitalmärkten kaum zu erwirtschaften sind.
Die Zweiklassengesellschaft bei Lebensversicherungen
Die Niedrigzinspolitik der EZB hat zur Folge, dass Lebensversicherungskunden, die erst in den letzten Jahren einen Vertrag abgeschlossen haben, zunehmend benachteiligt werden. Denn sie müssen auf immer mehr Rendite verzichten, damit die Versicherungen ihren älteren Kunden den versprochenen Garantiezins anrechnen können.
Zwar erzielen die Portfolios der Lebensversicherer durchschnittlich Renditen von rund 3,5 Prozent, doch kommt dies nicht allen Kunden zugute, weil die Versicherungen gezwungen sind, einen Teil dieser Mittel der sogenannten Zinszusatzreserve zuzuweisen. Diese Gelder werden zurückbehalten, um auch in Zukunft die Garantiezahlungen sicherzustellen. Bis Ende 2015 hat die Branche hierfür schon 32 Milliarden Euro zurückgestellt - Tendenz steigend: So hat die Ratingagentur Assekurata errechnet, dass dieses Polster bis zum Jahr 2025 - je nach Entwicklung der Kapitalmarktzinsen - auf 150 bis 240 Milliarden Euro anwachsen müsse. Dieses Geld fehlt jedoch jenen Kunden, bei denen die Garantie noch nicht greift, und das sind insbesondere junge Menschen.
Derzeit hält sich die Anzahl von Garantiegewinnern und Zinsverlierern noch knapp die Waage. Aber schon im kommenden Jahr wird sich dieses Gefüge verschieben, weil bei einigen Versicherungen die laufende Verzinsung so sehr sinkt, dass für einen Teil ihrer Kunden der Garantiezins von 2,75 Prozent greift. Damit dürfte sich das Verhältnis auf 70 zu 30 verschieben.
Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Dies hat zwei Gründe: Erstens muss die Zinszusatzreserve immer weiter aufgebaut werden und zweitens laufen die noch relativ hoch verzinsten Anleihen, die sich derzeit noch in den Versicherungsportfolios befinden, nach und nach aus. Ratinganalyst Lars Heermann geht deshalb davon aus, dass schon in fünf bis sechs Jahren sogar jene Lebensversicherungsverträge mit zusätzlichem Kapital hinterlegt werden müssen, die es heute noch gar nicht gibt.
Redaktion finanzen.net
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