Kfz-Versicherung: Eilige Terminsache
Wer im November noch schnell seinen Autoversicherer wechselt, kann hunderte Euro sparen. €uro hat Vergleichsportale getestet – und die besten gefunden.
von €uro-Redakteur Matthias Fischer
Autohalter, die bei LadyCarOnline eine Kfz-Versicherung abgeschlossen hatten, dürften sich Ende August ziemlich gewundert haben, als sie ihren Versicherer telefonisch nicht mehr erreichten. Und auf der Internetseite stand: „Wir bieten keinen telefonischen Service mehr an. Fragen zu laufenden Schäden oder zu Vertragsangelegenheiten sind bitte über unser Kontaktformular an uns zu richten.“
Die niederländische Firma Ineas, die über LadyCarOnline in Deutschland günstige Versicherungen mit Rabatten speziell für Frauen angeboten hatte, kündigte am 31. August 2010 alle Verträge. Denn der Versicherer ist pleite. Dumm für Kunden, die sich nicht rechtzeitig um einen neuen Anbieter gekümmert haben: Seit 1. September 2010 haben sie keinen Versicherungsschutz mehr. Bei einem Unfall kann das teuer werden.
LadyCarOnline ist hierzulande zwar bislang ein einmaliger Fall, aber es muss nicht der letzte sein: „Trotz der Pläne für die weitere Verschärfung der Finanzaufsicht in Europa sind Pleiten in Zukunft nicht völlig auszuschließen“, sagt Elke Weidenbach, 49, von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Deshalb sollten Kunden bei einem Versicherer auf Solidität achten. Grundsätzlich spricht aber nichts dagegen, einen günstigen Anbieter – etwa einen Onlineversicherer – zu wählen. Dadurch lassen sich je nach Autotyp bis zu mehrere hundert Euro jährlich sparen.
Allerdings können Kunden nur einmal pro Jahr, meist zum 30. November, den Versicherer wechseln, weil die meisten Kfz-Verträge bis zum 31. Dezember laufen und die gesetzliche Kündigungsfrist bei einem Monat liegt. Es gibt allerdings Ausnahmen: „Eine außerordentliche Kündigung ist möglich, wenn die Versicherung die Beiträge ohne gleichzeitige Leistungsanpassung erhöht oder wenn der Versicherer die Vertragsbedingungen oder die Typ- oder Regionalklassen des Fahrzeugs ändert“, sagt Weidenbach. „Dann haben Kunden ein einmonatiges Sonderkündigungsrecht.“ Ein Musterschreiben für eine Kündigung gibt es unter hier.
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Aber ob reguläre oder außerordentliche Kündigung: Wie findet man im Tarifdschungel einen günstigen Anbieter? Am besten mit einem der vielen Internet-Vergleichsportale. Wenigstens eine halbe Stunde sollten Nutzer für die Suche kalkulieren. Denn die Versicherungsbedingungen sind komplex, da die Tarife an vielerlei Merkmale gebunden sind: Neben Standardabfragen wie Autotyp und Wohnort kommen oft noch spezielle Zusatzbedingungen ins Spiel. Zum Beispiel: Wie viele Kilometer fährt der potenzielle Versicherungskunde jährlich? Wird der Wagen in einer Garage geparkt? Wird das Auto nur vom Versicherten genutzt oder auch von anderen?
Tarifmerkmale austesten
Um alle Fragen beantworten zu können, braucht der Kunde den Kfz-Schein des zu versichernden Wagens und seinen Führerschein. Er sollte auch wissen, welchen Schadenfreiheitsrabatt er erreicht hat. Tipp: Dieser Rabatt lässt sich auch auf andere Personen übertragen. Zudem sollten Nutzer auf den Portalseiten ein bisschen herumprobieren: Was kann man sparen, wenn man die Selbstbeteiligung etwas heraufsetzt? Was passiert mit der Prämie, wenn ich von einer Voll- auf eine Teilkaskoversicherung reduziere? Vor allem bei älteren Fahrzeugen sollten sich die Besitzer genau überlegen, ob ein Vollkaskoschutz überhaupt noch sinnvoll ist.
Trotz der einzugebenden Datenflut sollten die Portalnutzer mit ihren persönlichen Daten sorgsam umgehen. Manche Internetanbieter erfragen bestimmte Daten vor allem mit dem Ziel, sie weiterzuverkaufen. Werbeagenturen reißen sich um Kundenprofile, weil sie zielgenaue Werbeinformationen ermöglichen. Entsprechend gut verdienen die Anbieter der Daten.
Bleibt die Frage, welches Internet-Vergleichsportal die Nutzer ansteuern sollten. €uro hat gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut YouGovPsychonomics zehn große Vergleichsportale für Kfz-Versicherungen auf den Prüfstand gestellt. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der fachlichen Qualität: Wie umfangreich sind die Datenbanken, wie aktuell die gefundenen Tarife?
Wichtig war bei diesem Kriterium auch, wie differenziert die Ergebnisse ausfielen. Der Vergleichsrechner durfte also nicht nur ein Standardergebnis auswerfen, sondern musste die individuellen Merkmale des Versicherungsnehmers – wie Alter, Schadenfreiheitsrabattklasse und im Jahr gefahrene Kilometer – berücksichtigen. Dafür entwickelten die Tester von YouGovPsychonomics vier Kundenprofile, die eine relativ große Interessentenzahl abdecken:
Typ 1: alleinstehend, 20 Jahre, Ford Focus 1,4 (55 KW/75 PS)
Typ 2: Familienvater, 44, verheiratet, 2 Kinder, Hauseigentum, BMW 320D Touring (120KW/163PS)
Typ 3: Rentner, 67 Jahre, verheiratet, Mercedes Benz 300CE (KAT) (132KW/179 PS)
Typ 4: Managerin, 41, verheiratet,
1 Kind, Wohneigentum, Porsche
Cayenne (250 KW/340 PS)
Damit wurde nach den günstigsten Tarifen gesucht. Insgesamt floss die fachliche Qualität der Ergebnisse mit 75 Prozent in das Endergebnis ein. Da erstaunt es nicht, dass check24.de am Ende den Testsieg einfuhr, hatte dieses Portal doch in dem wichtigsten Testteil das beste Ergebnis erreicht. Aber auch bei der Benutzerfreundlichkeit konnte das Portal überzeugen. Hier kam check24.de zusammen mit financescout24.de auf die beste Bewertung. Wichtig war dabei vor allem die Online-Navigation: Wie wird der Nutzer durch die Inhalte der Seite zum gewünschten Versicherungsvergleichsergebnis geführt? Weiß er stets, wo er sich befindet und wie viele Schritte es noch bis zum Endergebnis sind? Kann er vor und zurück navigieren und sind zentrale Informationen schnell zu finden? Insgesamt fiel der Vorsprung von check24.de nur knapp aus.
Grundsätzlich eignen sich alle Portale mit einem sehr guten oder guten Ergebnis für die Suche. Anwender sollten ohnehin mehrere Portale probieren. Hat der Nutzer den passenden Anbieter gefunden, sollte er aber darauf achten, die richtige Versicherung (Haftpflicht, Vollkasko) auszuwählen und unsinnige Zusatzbausteine wie eine Insassenunfallversicherung wegzulassen. Ansonsten könnte der Preisvorteil durch den Anbieterwechsel auch ganz schnell hinfällig sein.