KSW: Was er seinen Kunden bietet
Die Nürnberger KSW Vermögensverwaltung sieht in der Region ihre Chance. Sie wächst, weil sie das Geld der Kunden schützt.
von Jörg Billina, €uro am Sonntag
In der Nordwestecke des Hauptmarkts, gleich neben Frauenkirche und Nürnberger Rathaus, steht seit 600 Jahren der Schöne Brunnen. Die gotische Skulptur, die mit Persönlichkeiten aus der Geschichte der fränkischen Metropole verziert ist, glänzt in der Mittagssonne. Touristen machen Fotos, viele berühren den hinter einem schwarzen Gitter angebrachten goldenen Ring. Es heißt: Wer ihn dreht, dem passiert nichts, der wird glücklich, und wer ihn dreimal dreht, bekommt viele Kinder.
Nicht weit vom Schönen Brunnen liegt die Kaiserstraße. Dort hat die KSW Vermögensverwaltung ihren Sitz. Die 1997 gegründete Gesellschaft verfügt zwar nicht über einen goldenen Ring, bietet dafür aber etwas an, was geeigneter zu sein scheint, um Wünsche nach Sicherheit, Familie oder die Erfüllung von Träumen zu ermöglichen: nämlich finanziellen Sachverstand.
Wolfgang Köbler ist einer der Vorstände der KSW, die mit einem verwalteten Vermögen von über 330 Millionen Euro nach Einschätzung der Depotbanken zu den 30 größten bankenunabhängigen Vermögensverwaltern Deutschlands zählt. Der 45-jährige passionierte Jogger hebt sich wohltuend von den oft allzu selbstbewusst auftretenden Investmentbankern ab, die von den Finanzzentren London oder New York aus die Kurse bewegen. Köbler wirkt natürlich, ist gelassen, erfahren und mischt immer wieder mal fränkischen Dialekt in seine Sprache.
Man kann es sich gut vorstellen: Die Mischung aus Kompetenz, Bodenständigkeit und spürbarer Dynamik kommt an. Es dürfte ihm leicht fallen, das zwischen Vermögensverwalter und Mandant so notwendige Vertrauen herzustellen. Seine Verwurzelung in der Region zeigt sich auch daran, dass Köbler nach der Begrüßung nicht unmittelbar auf die Märkte zu sprechen kommt. Erst einmal öffnet er das Fenster im Konferenzraum und zeigt auf die rund zwei Kilometer entfernte Nürnberger Burg. „Von unseren Geschäftsräumen haben Sie einen der besten Blicke“, sagt er nicht ohne Stolz.
Das Wahrzeichen Nürnbergs erlaubt den Übergang des Gesprächs zu Köhlers Arbeit. „Die Burg hat im Mittelalter vor Angriffen geschützt. Wie bewahrt heute ein Vermögensverwalter seine Kunden vor den Gefahren, die sich durch die Schuldenprobleme in den USA und in der EU sowie eine möglicherweise anziehende Inflation ergeben?“
„Zunächst einmal ist es wichtig, sich genau zu informieren“, sagt Köhler. Er verfolgt das Tagesgeschehen, unterhält ein verzweigtes Netzwerk zu Kollegen, Fondsmanagern und anderen Entscheidungsträgern, beschäftigt sich aber auch intensiv mit Wirtschafts- und Börsengeschichte, insbesondere mit der Depression in den 20er-Jahren. „Dies hilft, die Dimension der aktuellen Krisen zu begreifen und ihre möglichen Folgen für die Finanzmärkte abzuschätzen.“ Dann gelte es, eine Marktmeinung zu formulieren.
In regelmäßigen Strategiesitzungen stimmt sich Köbler mit dem gesamten Team der KSW ab. Dass die derzeitigen Entwicklungen für Anspannung und mitunter schlaflose Nächte sorgen, verhehlt Köbler nicht. Seinem Kollegen Udo Schindler gehe es ähnlich. „Ich habe ihm vor Kurzem morgens um halb vier eine E-Mail mit meinen Gedanken zur Lage geschickt. Eine Viertelstunde später hatte ich eine Antwort.“
Ihre Prognose: In den kommenden Monaten rechnen sie mit deutlichen Kursrückgängen bei Aktien und raten daher zu defensiven Positionierungen, wie sie zum Beispiel erstklassige Staatsanleihen und Unternehmensbonds mit guter Bonität bieten. Daneben werden nachrangige Anleihen oder Wandelanleihen eingesetzt. Als Schutz gegen Geldentwertung empfiehlt KSW physisches Gold beziehungsweise Aktien von Goldminenbetreibern. Für sehr interessant hält Köbler auch inflationsgeschützte Anleihen aus Schwellenländern. Neben hohen Kupons und Kurssteigerungen böten sie zudem die Chance auf Währungsgewinne.
Ihre Auffassungen kommuniziert KSW ihren Kunden bereits seit Monaten. Doch angesichts der zuletzt starken Entwicklung des deutschen Leitindex und einer hierzulande brummenden Konjunktur stößt eine defensive Aktienquote nicht immer auf sofortige Zustimmung. „Wir haben aber überzeugende Argumente“, erklärt Köbler.
Unter anderem sei man bereits vor der Fukushima-Katastrophe von einer Übertreibung der Märkte ausgegangen und habe die Portfolios der Mandanten entsprechend vorsichtig aufgestellt. So habe man Renditeeinbußen weitestgehend vermeiden können. „Wir weisen auch immer wieder darauf hin, wie schwer es ist, Verluste wettzumachen.“ Ein Rückgang von 50 Prozent sei immerhin nur durch Gewinne von 100 Prozent aufzuholen. Auch habe der DAX ihrer Einschätzung nach nicht mehr allzu viel Luft nach oben. „Die Gewinne deutscher Unternehmen hängen entscheidend von der Konjunkturentwicklung in anderen Ländern ab.“ Da sehe es aber nicht allzu gut aus. Die Schlussfolgerungen überzeugten die Kunden dann doch, meint Köbler.
Was aber sind seiner Meinung nach die tieferen Ursachen der aktuellen Krisen? Der entscheidende Punkt ist für Köbler die an den Finanzmärkten herrschende Gier und das weitgehend intransparente Agieren großer Investmenthäuser. Die nach der Lehman-Pleite angekündigte stärkere Kontrolle, eine neue Finanzmarktordnung, sei immer noch nicht erreicht. Künftig würden die Schwankungen an den Börsen daher noch zunehmen.
Die enormen Defizite in vielen Staatshaushalten sei eine direkte Folge der Finanzkrise. Köbler glaubt nicht, dass es gelingen werde, einen Schuldenschnitt Griechenlands zu verhindern. Kritisch sieht er in diesem Zusammenhang den Einfluss der US-Ratinggesellschaften. „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie durch ihre Entscheidungen den Euro schwächen wollen, um so die Stellung des Dollar als Leitwährung zu verteidigen.“ Köbler unterstützt daher die Forderung nach einer europäischen Ratinggesellschaft.
Angesichts eines immer unsicherer werdenden Marktumfelds dürfte die Nachfrage nach Experten bei der Anlage von Vermögen steigen. Rechnet die KSW mit enormen Zuwächsen? „Klar wollen wir wachsen, aber das in einem vernünftigen Tempo und gekennzeichnet von hoher Qualität“, sagt Köbler. „Wir kennen auch unsere Grenzen. Wir wollen für wenige Besonderes leisten.“
Das bedeute, dass man sich für den Kunden Zeit nehme, ihn auf Wunsch auch zu Hause besuche, sich in seine Lebenssituation hineinversetze und ihm dabei helfe, realistische finanzielle Ziele zu formulieren und diese auch zu erreichen. Dies sei auch der Grund für die Auszeichnung im vergangenen Jahr durch die WHU Otto Beisheim Business School. In einer unabhängigen Studie zur Kundenzufriedenheit belegte die KSW den Spitzenplatz und ließ Privatbanken und Sparkassen deutlich hinter sich.
Köbler ist der Überzeugung, dass neue Aufträge nicht durch aggressive Akquise, sondern in erster Linie durch Empfehlungen aufgrund kontinuierlicher, ehrlicher und transparenter Arbeit gewonnen werden. Als er noch bei einem Kreditinstitut arbeitete – zuletzt im Wealth Management einer Großbank – standen dagegen die Interessen der Kunden meist nicht im Vordergrund. Vielmehr ging es darum, ihnen die Produkte zu empfehlen, von denen die Bank am meisten profitierte. Den Bankberater hatte es nicht zu interessieren, dass die Investments weder dem Alter noch dem Risikoprofil der Kunden entsprachen. Dass sich an der oft schlechten Beratungspolitik der Banken fast nichts verändert hat, sieht Köbler, wenn ihm Neukunden ihre Portfolios vorlegen. Da gebe es immer noch Werte, die 70 Prozent von ihrem Kaufkurs entfernt seien. Auch fänden sich immer wieder völlig unrentable Geschlossene Beteiligungen.
„Für mich wurde das ein unerträglicher Konflikt“, erinnert sich Köbler: auf der einen Seite dem Arbeitgeber gegenüber loyal zu sein und auf der anderen Seite das vom Kunden entgegengebrachte Vertrauen nicht zu missbrauchen. Er zog die Konsequenzen, wagte den Sprung in die Selbstständigkeit und konnte die Mehrheit der vormals von ihm betreuten Kunden von den Vorzügen einer bankenunabhängigen Betreuung im Hause KSW überzeugen.
Köbler hat den Schritt nicht bereut. Die Kunden anscheinend auch nicht: Die KSW habe in der Finanzkrise nur zwei Mandanten verloren, erinnert sich Köbler.