Vermögensverwalter-Kolumne

Lebenspolice: Werterhalt wird schwierig

13.09.16 15:27 Uhr

Lebenspolice: Werterhalt wird schwierig | finanzen.net

Bei der Geldanlage will niemand Geld verlieren. Deutsche Sparer scheuen das Risiko bei der Anlage besonders.

Sie setzen lieber auf Bankkonten, Bundesanleihen - und auf Lebensversicherungen. Rund 30 Prozent des deutschen Geldvermögens wird von den Lebensversicherern verwaltet. Dabei lohnt der Abschluss einer neuen Police heute kaum noch. Sparer trennen besser die finanzielle Vorsorge von der Absicherung der Familie oder des Partners im Todesfall.

Seit Jahren senken die Lebensversicherer die Ablaufleistungen der Verträge immer weiter. Im schlechtesten Fall erhält der Sparer zur Fälligkeit nur noch die garantierte Leistung. Wer noch Policen mit guten Garantiezinsen besitzt, der sollte die Fälligkeit abwarten.

2017 wird der Garantiezins für Neuverträge jedoch auf 0,9 Prozent gesenkt. Lohnt da noch der Neuabschluss? Der Hauptgrund, eine Lebensversicherung abzuschließen, bleibt natürlich die Absicherung der Familie oder eines Partners für den Todesfall.

Auslaufmodell Garantiezins

Was den Aspekt der finanziellen Vorsorge angeht, ist zunächst festzustellen, dass Garantiezinsprodukte für die nächsten zehn Jahre nach Kosten den Kapitalerhalt vielleicht noch schaffen könnten. Ein Inflationsausgleich ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit mit den traditionellen Modellen nicht mehr gegeben.

Ein Garantiezins muss erwirtschaftet werden. Gleichzeitig gelten aber strenge gesetzliche Auflagen für die Struktur des Versicherungsvermögens, die eben dies erschweren. Deshalb ziehen sich nun immer mehr Gesellschaften aus dem Garantiezinsgeschäft zurück. Anleger erhalten dann meist nur noch die Beitragszahlung nach Ablauf garantiert oder müssen auf Kapitalgarantien komplett verzichten.

Versicherer legen die ihnen anvertrauten Gelder je nach Kundenstruktur und Risikotragfähigkeit an. Nehmen wir an, ein Versicherer steckt etwa 70 Prozent des Versicherungsdeckungsstocks in Staatsanleihen und andere garantierten Zinsanlagen (zum Beispiel Pfandbriefe). 20 Prozent sind in Unternehmensanleihen mit guter Bonität und die restlichen zehn Prozent in höher verzinste Risiken und Aktien investiert. Selbst wenn der Anleger noch von höher verzinsten Beständen und Reserven profitiert - der laufende Ertrag in Form von Zins und Dividende liegt bei dieser Vermögensverteilung gerade mal bei etwas über einem Prozent, vor Abzug der Kosten.

Das Garantiezinsmodell wird damit zum Auslaufmodell. Steuerliche Vorteile und Gestaltungsmöglichkeiten über Versicherungslösungen können aber noch interessant sein.

Absicherung und Anlage trennen

Flexibler und rentierlicher erscheint jedoch die Trennung von Absicherung und Geldanlage. Vor allem Jüngere können mit einer Risikolebensversicherung zunächst relativ günstig die Familie absichern. Beim Sparen kann man dann die einzelnen Investments am persönlichen Risikoempfinden und Zeithorizont ausrichten.

Dafür bieten zum Beispiel Investmentgesellschaften sogenannte Altersvorsorgekonzepte an, die breit gestreut eine ordentliche Ausschüttung erwirtschaften. Dafür muss der Anleger auf Garantien komplett verzichten. Vorreiter dieser Einkommenskonzepte sind amerikanische und britische Investmentgesellschaften. Die Konzepte sind in diesen Ländern erprobt. Es gibt keine Garantien, der Kapitalstock hat einen täglichen Marktpreis, der natürlich schwankt. Um eine nachhaltig positive Rendite zu erzielen wird das Geld in viele verschiedene Anlageklassen weltweit verteilt.

Multi-Asset-Fonds bringen mehr Flexibilität

Statt 70 Prozent liegen beispielhaft nur etwa 30 Prozent in traditionellen Zinsprodukten wie Staatsanleihen oder Pfandbriefen. Im Schnitt wird etwa 20 bis 40 Prozent in Aktien und Immobilienaktien investiert. Etwa gleiche Beträge liegen in Hochzinspapieren und Unternehmensanleihen. Aus diesem Vermögenstopf kann so eine laufende Ausschüttung von immerhin etwa vier Prozent nach Kosten erwirtschaftet werden - ohne die Substanz aufzuzehren.

Diese einkommensorientierten Multi-Asset-Konzepte bereichern den Markt für Kapitalanlagen. Anleger sollten aber auf eine genügend lange Historie der Investmentgesellschaft, die internationale Streuung und die Nachhaltigkeit der Ausschüttungen achten. Idealerweise wählt man die Aushängeschilder der Investmentgesellschaften, denn es geht um die rentable Anlage von Geldern fürs Alter oder eben um das sofortige Zusatzeinkommen aus Zins und Dividende.

Von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein

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