Vermögensverwalter-Kolumne

Langfristige Zinsen: Es geht weiter aufwärts

08.02.11 13:46 Uhr

Langfristige Zinsen: Es geht weiter aufwärts | finanzen.net

Die langfristigen Zinsen sind kräftig gestiegen – und der Trend dürfte weitergehen.

Von Udo Schindler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG

Der Rat kam zur rechten Zeit: Im Sommer 2010 haben wir Immobilienanleger an dieser Stelle ermuntert, sich die günstigen Darlehenszinsen möglichst langfristig zu sichern. In den letzten Monaten sind mit den Bauzinsen auch die Zinsen am Kapitalmarkt kräftig gestiegen – und es gibt gute Gründe, warum der Trend weitergehen dürfte.

Seit Herbst 2010 hat sich der von uns erwartete Zinsanstieg beschleunigt, so dass nun auch Kapitalanleger von der Zinsentwicklung überdeutlich betroffen sind. So mussten etwa die Inhaber sogenannter sicherer Bundesanleihen mit Laufzeit bis 2028 vom Zins-Tief im August 2010 bis jetzt einen Kursverlust von 12,3 Prozent (!) hinnehmen. Im Gegenzug sind die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihe in vier Monaten um etwa einen Prozentpunkt auf derzeit 3,20 Prozent geklettert.

Starke wirtschaftliche Erholung treibt Rohstoffpreise

Dieser Zinsanstieg spiegelt die Erwartung einer höheren Inflation im Euroraum wider. Befeuert wird dies zum einen von der überraschend starken Dynamik der globalen Wirtschaft, die die Rohstoffpreise drastisch klettern ließ. So notiert etwa Rohöl wieder auf dem Niveau von Januar beziehungsweise Oktober 2008. Zum anderen beginnen die Arbeitnehmer zumindest in den Kernländern des Euro-Raums, mit Forderungen nach deutlichen Lohnzuwächsen die Lohn-Preis-Spirale in Gang zu setzen. Hier fehlt nur noch eine leicht steigende Kapazitätsauslastung – und schon feiert mit dem Inflationsanstieg auch die klassische Volkswirtschaftslehre ihr Comeback. Der Langfristzins spiegelt also sehr sensibel die steigende Inflationserwartung wider, bevor die oft als gefährlich und inflationstreibend geltende Geldschöpfung der EZB überhaupt preiswirksam wird. Sollte die Notenbank an der anspruchsvollen Aufgabe scheitern, die Geldversorgung der Banken zu normalisieren, dürfte sich das ebenfalls sehr, sehr schnell im Kapitalmarktzins bemerkbar machen.

EU-Probleme können Zinsanstieg weiter befeuern

Vor diesem Hintergrund bekommen die immer noch ungelösten Solvenzprobleme der europäischen Gemeinschaftswährung besonderes Gewicht. Unseres Erachtens ist eine Sanierung der aktuellen Krisenländer ohne Umschuldung („Haircut“) oder ohne Transferleistungen der wirtschaftlich starken Euro-Länder ausgeschlossen. Stehen die verbliebenen sechs Länder mit einem AAA-Rating den anderen bei, wird ihre Fähigkeit, Schulden zu schultern, ebenso belastet wie ihr hervorragendes Rating. Die Konsequenz wären die gleichen wie bei der Ausgabe von Euro-Bonds: Die langfristigen Zinsen der guten Schuldner würden weiter steigen. Fazit: Bei Staatsanleihen mit langer Restlaufzeit heißt es „Finger weg“, da hier das Risiko sehr hoher Kursverluste besteht. Sinnvoller erscheinen uns Unternehmensanleihen mit guter Bonität und kurzer Laufzeit bis zu drei Jahren. Wer diese bereits für überteuert hält, sollte sein Geld auf Tages- oder Festgeldkonten parken.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.



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