€uro am Sonntag hat getestet

Test: Die größten 16 Onlinebroker auf dem Prüfstand

14.02.15 03:00 Uhr

Test: Die größten 16 Onlinebroker auf dem Prüfstand | finanzen.net

Gleich vier neue Anbieter buhlen um die Gunst der Kunden. €uro am Sonntag zeigt, wo die Neulinge besser sind als die Etablierten.

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von Stephan Haberer, Euro am Sonntag

Jahrelang haben Comdirect, Consorsbank (die frühere Cortal Consors), DAB und Co die Filialbanken in Sachen Brokerage vor sich hergetrieben. Günstige Gebühren, einfache und transparente Orderabwicklung - so gewannen sie ihre Kunden. Inzwischen werden die etablierten Onlinebanken selbst zu Gejagten. Mit Aktionärsbank, Benk und Degiro haben ihnen gleich drei Newcomer den Kampf angesagt. Und die Merkur Bank, eine bereits im Jahr 1959 gegründete Münchner Privatbank, setzt inzwischen auch verstärkt auf Online-Brokerage.

Degiro verweist dabei gerne auf die Herkunft als Großhändler für ­institutionelle Anleger, der nun erstmals Großhandelspreise für Kleinanleger biete. Die Aktionärsbank will mit problemlosen Orders punkten: "Wir setzen einen neuen Standard bei der Nutzerfreundlichkeit." Und der dritte Newcomer, Benk, will vom Trend zum mobilen Internet profitieren. Das Credo der Benk-Banker: "Das Bankgeschäft wird sich in Zeiten von Smartphones und sozialen Netzwerken von Grund auf ändern." Allen Dreien ist gemein, dass sie auf tradingaffine Kleinanleger setzen, denen viel an günstigen Gebühren liegt. Dagegen sieht die Merkur Bank ihre Stärke eher bei vermögenderen Privatanlegern, die nicht so oft traden, deren Ordervolumen dafür größer sind.


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Was Kunden erwarten können

Doch wie gut schneiden die vier Neuen im großen Onlinebroker-Test ab? Um das herauszufinden, haben wir bei jedem der 16 untersuchten Onlinebroker mehr als 250 einzelne Aspekte des jeweiligen Angebots bewertet. Das generelle Ziel: Ermitteln, welches Institut das umfassendste Angebot hat. Dabei spielten die Kosten - anders als bei den Vergleichen im Sommer - nicht die entscheidende Rolle. Sie brachten maximal 24 Prozent der insgesamt möglichen Punkte (siehe "So wurde getestet" unten). Im ersten Teil des Tests standen Basics im Mittelpunkt: Depotgebühren, Xetra-Handel, Orderfunktionalitäten, Zinsen und (Online-)Sicherheit.

Apropos Onlinesicherheit: Hier wurde erstmals abgefragt, wie kulant sich die Broker Kunden gegenüber verhalten, die Opfer von Onlinebetrügern wurden. Dabei erwies es sich praktisch als Standard, dass Kunden, die völlig ohne eigenes Verschulden oder lediglich wegen leichter Fahrlässigkeit zum Opfer von ­Cyberkriminellen wurden, für den Schaden maximal bis zur Höhe von 150 Euro geradestehen.

Anders sieht es bei grober Fahrlässigkeit aus. Hier stehen die Kunden bei den meisten Brokern im Regen. Nicht so bei ING-DiBa und Consorsbank. Diese ersetzen auch dann den Schaden. Auch bei der Targobank ist dies so, jedoch nur bei Kunden, die sich für die kostenlose Sicherheitsgarantie registrieren ließen. Die DAB Bank teilte mit, ihren Kunden bisher alle Schäden durch Online­kriminelle ersetzt zu haben.

Zudem wurde abgefragt, ob beim Online-Brokerage das sogenannte Referenzkonto-Prinzip gilt. Dabei wird vorab bestimmt, auf welche Fremdkonten Geld vom Verrechnungskonto des Depots überwiesen werden darf. Problem: Bei den meisten befragten Banken lässt sich das Referenzkonto-Prinzip umgehen, entweder indem Kunden auch Girokonten als Verrechnungskonto nutzen dürfen oder indem sich Referenzkonten online ändern lassen. Beides ermöglicht es Hackern im schlimmsten Fall, Geld umzuleiten. Lediglich Flatex und die Onvista Bank setzen ohne jedes Wenn und Aber auf Referenzkonten.
So schneiden die 16 Onlinebroker im ersten Teil des Tests ab (pdf)

Ein Neuling schlägt alle

In der Kategorie Sicherheit wurde auch gewertet, welche Sicherheitsverfahren bei Onlinetransaktionen zum Einsatz kommen, wie hoch die Einlagensicherung ist und welche ­alternativen Zugangswege es gibt, sollte die normale Aufgabe von Online-Orders nicht möglich sein.

Damit waren im Test bis zu 675 Punkte zu erreichen, 15 Prozent der maximal möglichen Punktzahl von 4.500 Punkten. Am besten schnitten hier Comdirect Bank mit 533,8 Punkten, Consorsbank (544,65) DAB Bank (530) und ING-DiBa (525) ab (siehe Ergebnistabelle unten).

Ebenfalls 15 Prozent aller Punkte ließen sich mit Ordergültigkeit und Orderfunktionalitäten erzielen. Hier wurde beispielsweise gewertet, wie lange die jeweils maximal mögliche Ordergültigkeit auf Xetra, an deutschen Regionalbörsen, den Börsen in London (LSE), New York (Nyse) und an der Nasdaq ist. Es galt: je länger, desto mehr Punkte. Zudem wurde gewertet, an wie vielen Börsen welche Ordertypen, ­ Orderzusätze, Limitfunktionen und Orderkombinationen möglich sind. Grundsatz hier: Je mehr Funktionalitäten an möglichst vielen Börsen angeboten wurden, desto mehr Punkte waren drin. Hier konnten die Merkur Bank mit 530 von 675 möglichen Punkten, die 1822direkt (510) sowie die Consorsbank (457) und die Aktionärsbank (435 Punkte) besonders überzeugen.

Auch in Sachen Zinsen und Wertpapierkredit lag Newcomer Merkur Bank vorn: 1,2 Prozent Habenzinsen bot sonst niemand. Kleiner Wermutstropfen: Den Zins gibt es erst ab einem Depotvolumen von 25 000 Euro. Für alle mit kleinerem Depot ist hier die NIBC Direct erste Wahl, sie bietet derzeit generell 1,05 Prozent. Insgesamt kam die Merkur Bank hier auf 148,51 von 225 möglichen Punkten. Dicht gefolgt von der NIBC Direct mit 136,72 Punkten, dahinter ING-DiBa (109,75) und Consorsbank (93,31 Punkte). Gleich neun Erstplatzierte gab es dagegen bei der Depotgebühr: Was auch nicht sonderlich wundert, erheben viele Broker diese Gebühr doch gar nicht mehr; und bei den meisten anderen lassen sich die Bedingungen für kostenlose Depots recht leicht erfüllen. Einzig die Merkur Bank berechnet ausnahmslos 29,75 Euro Depotgebühr im Jahr.

Degiro ist der Preisbrecher

Bei den Gebühren für den Xetra-Handel zeigte das Newcomer-Trio, was in ihm steckt: Degiro kam mit 83,33 von 112,5 möglichen Punkten ganz nach oben. Mit 65,14 Punkten folgte Flatex praktisch punktgleich mit dem zweiten Neuling, der Aktionärsbank (65,1), dahinter die Onvista Bank (54,23) und auf Platz 5 mit Benk der dritte Neueinsteiger (50,28). Wer häufig und obendrein auch noch hierzulande ordert, sollte sich Benk genauer anschauen. Wer dort das Orderpaket Inland vollständig ausnutzt, kann schon für 1,67 Euro je Trade auf Xetra handeln - konkurrenzlos günstig.

Und das Gesamtergebnis? Insgesamt hat von den 16 getesteten Instituten die Merkur Bank bei den Basics die meisten Punkte geholt: Die Münchner Privatbank kam im ersten Teil des Tests auf 1129,34 von maximal 1710 möglichen Punkten; knapp dahinter die Consorsbank mit 1.126,91 Punkten wiederum gefolgt von der Comdirect Bank mit 1.032,70 Punkten und der fast punktgleichen 1822direkt (1.032,53). Mit ING-DiBa (1.031,62) und DAB Bank (1.005,29) knackten zudem noch zwei weitere Anbieter die 1.000-Punkte-Marke.
Onlinebroker-Test Teil 1 - Gebühren, Sicherheit und Orders (pdf)

Im zweiten Teil des Tests in der nächsten Ausgabe dreht sich alles um Handelsmöglichkeiten, Kosten und Gebühren abseits des Xetra-Handels sowie um das Informations- und Researchangebot der Anbieter.

So wurde getestet

16 Broker, 250 Fragen
In den Test flossen die Standardkonditionen von 16 in Deutschland aktiven Onlinebrokern ein. Auf Vieltrader spezialisierte Anbieter blieben unberücksichtigt. Der Test vergleicht und bewertet die wichtigsten Punkte des Gesamtangebots der Onlinebroker. Dabei flossen mehr als 250 Einzel­aspekte des Brokerage-Angebots in die Bewertung ein. Diese wurden zu sechs Oberkategorien zusammengefasst. Insgesamt ließen sich maximal 4.500 Punkte erreichen.

So konnten in der Oberkategorie Handelsmöglichkeiten 33,5 Prozent aller Punkte erzielt werden. Durch möglichst niedrige Kosten ließen sich bis zu 24 Prozent aller Punkte erreichen. Ein gutes Angebot bei Orderfunktionalitäten und Ordergültigkeiten brachte bis zu 15 Prozent der Punkte. Auch die Kategorie Sicherheit machte maximal 15 Prozent der Punkte aus. Hier wurden neben Sicherheit des Onlinezugangs und Einlagensicherung auch die Gewährung von Schadenersatz für Phishing-Opfer gewertet. Gute Informationsmöglichkeiten sowie das Angebot einer Anlageberatung brachten bis zu 7,5 Prozent der Punkte. Mit hohen Zinsen auf dem Verrechnungskonto und für geparktes, täglich ­verfügbares Geld sowie guten Konditionen beim Wertpapierkredit ließen sich fünf Prozent der Punkte erreichen.

Dabei wurde, sofern möglich, in Relation zum besten Ergebnis gewertet. Ein Beispiel: Angenommen, der höchste angebotene Habenzins betrüge 2,0 Prozent, die maximal hierfür zu erzielende Punktzahl wäre 10,0 Punkte. Dann gäbe es für einen Zins von 1,0 Prozent (50 Prozent des besten Angebots) 5,0 Punkte (50 Prozent der Maximalpunktzahl), für 1,5 Prozent Zinsen hingegen 7,5 Punkte.

In diesem ersten Teil des €uro-am-Sonntag-Vergleichs sind bis zu 1.710 (38 Prozent) der insgesamt möglichen 4.500 Punkte zu erzielen. Im zweiten Teil (siehe kommende Ausgabe) gibt es maximal 1.575 Punkte (35 Prozent) und im dritten Teil (Ausgabe 8/2015) nochmals 1.215 Punkte (27 Prozent).


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