Hohe Strompreise: Anbieter wechseln lohnt
Schlechte Nachrichten: Die Strompreise steigen auch 2011. Wo Verbraucher durch einen Anbieterwechsel Geld sparen können, was wirklich im grünen Strom steckt.
von Ulrich Lohrer, €uro Magazin
Für viele Privathaushalte begann das neue Jahr mit einem Kostenschock: Für Januar und Februar 2011 haben 570 der bundesweit 971 Stromversorger höhere Preise angekündigt. Die Erhöhungen betragen im Durchschnitt etwa sieben Prozent, in Einzelfällen müssen Kunden sogar ein Fünftel mehr zahlen. Als Grund für die höheren Preise nennen die Anbieter die Umlage für erneuerbare Energien (EEG-Umlage). Diese ist zum 1. Januar 2011 von 2,05 auf 3,53 Cent je Kilowattstunde gestiegenen. Für Gunnar Harms, Energiewirtschaftler in Leverkusen, ist dies nicht nachvollziehbar. „Die Preise dürften nicht auf breiter Front steigen, da die höhere EEG-Umlage durch ein bislang nicht weitergegebenes Preissenkungspotenzial kompensiert werden könnte.“ In einer Studie für die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen benennt er dieses Potenzial: „Um 30 bis 40 Prozent gesunkene Beschaffungskosten seit Herbst 2008, die zum 1. Januar 2011 gesunkene Umlage zur Kraft-Wärme-Kopplung sowie die gestiegenen Gewinnmargen der etablierten Versorger.“
Paradoxe Entwicklungen
Viele Marktbeobachter kritisieren, dass die seit Oktober 2008 gesunkenen Großhandelspreise für Strom nicht an die Haushaltskunden weitergegeben werden. „Nach unserem Verbraucherpreisindex ist der Strompreis im selben Zeitraum trotzdem um acht Prozent gestiegen“, sagt Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft beim Vergleichsportal Verivox. Wenn Verbraucher Kosten sparen wollen, sollten sie zum für sie günstigsten Anbieter wechseln.
Wo es den günstigsten Strom gibt, hat Verivox für €uro in den 50 größten Städten Deutschlands herausgefiltert. Auf Basis des durchschnittlichen Stromverbrauchs eines Single- und eines Vier-Personen-Haushalts hat Verivox den günstigsten Anbieter berechnet und das Einsparpotenzial zum Grundversorger aufgezeigt.
In 64 von 100 Fällen belegte HitStrom den 1. Platz. Bei dem relativ neuen Stromanbieter handelt es sich um eine Marke der ExtraStrom in München, einer Tochter der Beteiligungsgesellschaft Glotec Ventures. Der bundesweit tätige Stromanbieter geht mit klaren Tarifstrukturen und niedrigen Preisen auf Kundenfang. Eine Verbraucherbewertung dieses Anbieters fehlt allerdings bei den meisten Vergleichsportalen, da er erst seit Ende 2009 tätig ist.
Wer bereit ist, zu wechseln, kann etwa in Leipzig als Single seine Stromrechnung bis zu 38 Prozent drücken. Der Wechsel ist einfach: Mithilfe der Stromverbrauchsdaten und der Postleitzahl lässt sich über Vergleichsportale wie verivox.de der günstigste Stromanbieter vor Ort ermitteln. Interessenten sollten neben dem niedrigen Preis auch auf verbraucherfreundliche Bedingungen wie kurze Vertragslaufzeiten, der Verzicht auf Vorauskasse und möglichst lange Preisgarantien achten. Die Vertragsunterlagen des neuen Versorgers können über das Vergleichsportal angefordert werden. Wer es noch einfacher will, kann den neuen Stromversorger ermächtigen, beim alten die nötigen Daten zu holen. So wird der Anbieterwechsel Minutensache.
Auch ein größeres Angebot an grünem Strom erhöht die Chance, für jeden Bedarf etwas zu finden. Was grüner Strom ist, definieren die Stromanbieter allerdings unterschiedlich. Meist haben ihre Produkte ein Umweltsiegel. Doch auch hier gibt es Unterschiede. €uro hat sich bei Öko-Angeboten auf solche konzentriert, die den strengen Anforderungen des Grüner Strom Labels Gold genügen. Diese ökologisch korrekte Elektrizität ist oft teurer als der Normalstrom der Grundversorger. In 80 von 100 Fällen ist der Tarif BS Naturstrom Gold von der Braunschweiger Versorgungs AG nach diesem strengen Kriterium am günstigsten.
Bleibt die Frage, was die Umlage für erneuerbare Energien mit den höheren Strompreisen zu tun hat. Mit der EEG-Umlage werden – vereinfacht gesagt – jene Mehrkosten bezeichnet, die aus der Differenz zwischen den Großhandelsstrompreisen und den Preisen für erneuerbare Energien resultieren. Denn die Abnahme von Strom aus Wind-, Biomasse- oder Solaranlagen garantiert der Gesetzgeber mit Preisen, die teils deutlich über dem Marktpreis liegen. Diese unterschiedlichen Vergütungen hängen vom Alter der Anlage, der Strommenge und der Art der erneuerbaren Energie ab. So wird Strom aus Fotovoltaikanlagen mit deutlich höheren Preisen als Strom aus Windkraftanlagen gefördert. Auch zwischen Windkraftanlagen auf dem Festland und sogenannten Offshore–Windparks auf dem Meer gibt es unterschiedliche Vergütungsmodelle. Wieder andere Sätze gelten bei Biomasse-, Deponie- und Klärgasanlagen.
Mit der EEG-Umlage zur Finanzierung dieser Mehrkosten sind die Preise für erneuerbare Energien überall gleich. Dies verbessert die Transparenz und erleichtert den Handel dieses Stroms. Dass die Erhöhung der EEG-Umlage als Begründung für Preiserhöhung herangezogen wird, ärgert Verbraucherverbände besonders: „Horrorzahlen sollen Versorger reinwaschen und erneuerbare Energien diffamieren“, warnt Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher.