Spiel um den großen Deal

Monopoly: Was sie schon immer mal über die Schlossallee wissen wollten

03.01.21 10:30 Uhr

Monopoly: Was sie schon immer mal über die Schlossallee wissen wollten | finanzen.net

Geldspiele: "Monopoly" feiert in diesem Jahr 85. Geburtstag. Fast jeder Deutsche kennt das Gesellschaftsspiel, das inzwischen in kaum mehr zählbaren Varianten auf dem Markt ist und bei dem sich die Mitspieler gut kennenlernen. Acht Beispiele und die Geschichte dazu.

von Sabine Hildebrandt-Woeckel, Euro am Sonntag

Es soll 1970 gewesen sein, da gerieten in Berlin zwei Spieler so in Streit, dass sie am Ende beide den Tod fanden. So jedenfalls besang es der Liedermacher Franz Josef Degenhardt. Der überzeugte Kommunist ließ denn auch kein gutes Haar an "Monopoly", das im damaligen Ostblock bis Ende der 80er-Jahre sogar verboten war. Wohl nicht verwunderlich angesichts des einzigen Ziels des Spiels: Möglichst viel Geld scheffeln und die Gegner in den Ruin treiben.

Was dabei nur wenige wissen: Die ursprüngliche Idee hatte genau das Gegenteil im Sinn. Denn ausgedacht hatte sich das Würfeln und Ziehen auf dem inzwischen legendären viereckigen Spielfeld bereits 1904 die US-amerikanische Quäkerin Elizabeth Magie. Unter dem Namen "The Landlord’s Game" ("Das Spiel der Grundbesitzer") wollte sie ihren Landsleuten mit zwei verschiedenen Spielvarianten die Vorteile von Kooperation und Gemeinsinn nahebringen - und scheiterte damit gleich mehrfach.

Zum einen machte der Raubtierkapitalismus den Spielern mehrheitlich mehr Spaß, zum anderen lehnte der Spielehersteller Parker Brothers die Idee schlichtweg ab. Und das sogar noch ein zweites Mal, als der arbeitslose Heizungsvertreter Charles Darrow die Raubtiervariante 30 Jahre später als seine ausgab - und es noch einmal versuchte. "52 fundamentale Fehler" wurden dem Spiel damals bescheinigt.

Nur 500 Dollar für die Originalidee

Doch Darrow gab nicht auf und legte so den Grundstein für eine wohl beispiellose Spielekarriere. Während Elisabeth Magie später mit 500 Dollar abgefunden wurde, machte Spielehersteller Parker den arbeitslosen Darrow 1935 zum Millionär. Nachdem er zunächst mit großem Erfolg in Eigenregie produziert hatte, kaufte der Verlag ihm am 19. März 1935 die Lizenz ab. Seither gilt das Datum als offizieller Geburtstag des Spiels, das dieses Jahr also 85 geworden ist und dieses Jubiläum feiert, natürlich mit einer Sonderedition.

Wobei: Die geht fast schon unter angesichts der Vielfalt der Editionen, die es mittlerweile gibt. Über 150 sollen es allein auf dem deutschen Markt sein, um ein Vielfaches mehr auf dem internationalen. Um die genauen Zahlen scheint allerdings genauso viel Unklarheit zu herrschen wie um andere Fakten: Sind es nun 37 oder 41 Sprachen, in die das Spiel mittlerweile übersetzt wurde - und 100 oder gar mehr Länder, in denen es angeboten wird?

Festzustehen scheint nur, dass zumindest hierzulande die Existenz von "Monopoly" zum Allgemeinwissen gehört: 98 Prozent der Bevölkerung kennen das Spiel. So jedenfalls schreibt es Hasbro, der Verlag, der 1991 den Spielwarenhersteller Tonka und damit auch die Marke Parker Brothers übernahm und das Spiel heute vertreibt. Hasbro - das Unternehmen hat seinen Firmensitz in Pawtucket im US-Bundesstaat Rhode Island - ist damit allerdings nicht allein. Wie viele Lizenznehmer "Monopoly" weltweit hat? Auch darüber gibt es keine verlässlichen Quellen. Es werden wohl einige Hundert sein. Auch der österreichische Spiele- und Kartenverlag Piatnik zum Beispiel verkauft ein Spiel, das auf "The Landlord’s Game" basiert, vergleichbare Regeln hat, aber anders heißt. "Das kaufmännische Talent" ist bei unseren Nachbarn ähnlich beliebt wie hierzulande "Monopoly".

Goebbels verbot die Berlin-Edition

Auf dem deutschen Markt bekannter sind allerdings die Städteausgaben des Londoner Spieleherstellers Winning Moves, die in gewisser Weise zum Ursprung zurückkehren. Denn Darrows "Monopoly" spielte in seiner Lieblingsstadt Atlantic City. Auch die ersten ausländischen Versionen arbeiteten mit realen Orten und Städtenamen. Die erste deutsche Ausgabe spielte in Berlin, wurde jedoch gleich von Joseph Goebbels verboten. Offiziell wegen seines "jüdisch-spekulativen" Charakters. Es soll jedoch wohl eher die Tatsache gewesen sein, dass er in einer Prachtvilla im Prominentenviertel Schwanenwerder wohnte. Niemand sollte wissen, wie luxuriös der Reichspropagandaminister lebte. Wer das teuerste Grundstück des ganzen Spiels kaufen wollte, musste 8.000 Spiel-Reichsmark hinblättern.

Neben den Städteeditionen, die gemeinsam mit den dargestellten Städten produziert werden, gibt es bei Winning Moves auch zahlreiche Lizenzausgaben, in denen es um die Helden aus Comic- oder Actionfilmen geht oder in denen Dinos oder Ponys übers Feld galoppieren, mit Möhren und Apfelkarten ein Vermögen machen oder vom Pferdetierarzt in den Ruin getrieben werden. Musikfreunde können "Monopoly"-Ausgaben über die Beatles oder Queen erwerben. Und auch einige Sportvereine wie der FC Liverpool oder Schalke 04 trumpfen mit Sondereditionen auf.

Dass bei einer solchen Themen-, Verlags- und Lizenzvielfalt längst nicht mehr alle Spielregeln dem Original nachempfunden sind, versteht sich von selbst. Dabei ist in letzter Zeit besonders auffallend: Immer mehr Abwandlungen versuchen den größten Kritikpunkten an dem Spiel entgegenzuwirken: der Spieldauer und dem damit verbundenen endlosen Verharren auf der Verliererschiene. Denn neben einer gro- ßen "Monopoly"-Fangemeinde gab es schon immer auch diejenigen, die keine Lust hatten, stundenlang dabei zuzuschauen, wie die einen ihre Vermögen vermehren und die anderen unabwendbar untergehen.

Monopoly - Jubiläumsausgabe zum 85. Geburtstag

Die Sonderausgabe kommt in einer Premiumverpackung und enthält acht goldene Spielfiguren. Das Spielprinzip ist das alte geblieben, allerdings gibt es Profitipps von "Mr. Monopoly", wie das Spiel schneller wird.

Bewertung: Mehr Spieler als üblich, leider kein Geldfach.

Verlag: Hasbro Alter: ab 8 Jahren Spieler: 2-8 Preis: ca. 30 €


Monopoly - Städteausgaben

Die Spielregeln gleichen dem Original, wobei die Straßennamen zumeist echt sind und die klassischen Bahnhöfe lokalen Gegebenheiten entsprechen. So gibt es in der Ausgabe der sächsischen Stadt Freiberg Silberbergwerke zu kaufen, in Heidelberg machen die Spieler ihr Geld mit den Stationen der berühmten Bergbahn. Ebenso werden aus Ereignis- oder Gemeinschaftskarten schon mal Aktionen des Rotary Clubs oder Zeitungsnews, oder die örtliche Bank verewigt sich auf den Geldscheinen. Kurzum: Die Sponsoren sind auch auf dem Spielfeld zu erkennen.

Bewertung: Nicht werbefrei, aber nette Geschenkidee, zum Beispiel als Erinnerung an die Geburts- oder Studienstadt. Die Auflagen sind oft klein und damit schnell ausverkauft; stabiles und funktionales Geldfach.

Verlag: Winning Moves Alter: ab 8 Jahren Spieler: 2-6 Preis: ca. 30-40 €


Monopoly Cash-Back

Vereinfachte Version des Klassikers, die auf Kinder und Teenies zugeschnitten ist. Es gibt kein Bargeld, sondern Bankkarten, keine Häuser und Hotels und nur einen Würfel. Ziel ist es, möglichst viele Straßen zu sammeln; wenn alle vergeben sind, ist das Spiel vorbei. Rechnen muss niemand mehr - das übernimmt ein elektronisches Lesegerät, der "Banker", und der ermittelt auch automatisch den Gewinner.

Bewertung: Schnelle Variante, die auch mal zwischendurch gespielt werden kann, aber reine Glückssache ist. Junge Spieler finden die Technik cool, Erwachsene sind vom Tuten und Klicken des elektronischen Buchhalters eher genervt.

Verlag: Hasbro Alter: ab 8 Jahren Spieler: 2-4 Preis: ca. 40 €


Monopoly Junior

Ähnlicher Aufbau wie beim Erwachsenenspiel, nur viel einfacher gehalten. Die Nachwuchsspieler kaufen keine Straßen, sondern Geschäfte oder Freizeiteinrichtungen, deren Besuch ihnen auch im wahren Leben gefallen würde. Häuser und Hotels gibt es nicht. Witzig: Ereigniskarten, die an Mitspieler weitergegeben werden müssen. "Gib der Quietscheente diese Karte und nimm noch eine Ereigniskarte." Den Vorteil hat dann also jemand anders. Insgesamt entscheidet das Würfelglück.

Bewertung: Lustige Spielfiguren. Aufgrund des einfaches Prinzips und hohen Spaßfaktors gut für Vorschüler geeignet - allerdings müssen die Ereigniskarten vorgelesen werden.

Verlag: Hasbro Alter: ab 5 Jahren Spieler: 2-6 Preis: ca. 30 €


Das kaufmännische Talent

Was dem Deutschen sein "Monopoly", ist dem Österreicher "Das kaufmännische Talent". Es hat andere Spielfelder, verwendet Straßennamen der österreichischen Landeshauptstädte und unterscheidet sich vor allem im Spielziel. Es wird nicht gezockt, bis einer pleite ist, sondern eine fixe Zeit vereinbart. Gewonnen hat derjenige, der dann die meiste Kohle hat.

Bewertung: Überschaubare Spiel- dauer, farbenfrohes Spielfeld, hochwertige Holzhäuser und Figuren, Geldscheine zu klein, Bankfach schlecht konstruiert.

Verlag: Piatnik Alter: ab 8 Jahren Spieler: 3-6 Preis: ca. 30 €


Das kriminelle Talent

Die Variante verlegt das Geschehen in die Unterwelt. Es wird nicht in Straßen und Hotels investiert, sondern in illegale Machenschaften und Security. Zudem bewegt jeder Spieler in einem Zug seine eigene und eine Erpresserfigur, die auch gegen den Uhrzeigersinn laufen und daher strategisch eingesetzt werden kann.

Bewertung: Comichaftes Spielfeld mit witzigen Sonderfeldern, durch angepasste Regeln abwechslungsreicher und schnellerer Spielverlauf.

Verlag: Piatnik Alter: ab 12 Jahren Spieler: 3-6 Preis: ca. 30 €


Monopoly für schlechte Verlierer

Sie haben sich schon immer darüber geärgert, dass diejenigen, die beim Ur-"Monopoly" einmal auf die Verliererstraße geraten sind, kaum eine Chance haben, diese wieder zu verlassen? Dann ist diese Version für Sie die richtige. Wer hier Miete zahlen oder ins Gefängnis gehen muss, wird mit sogenannten Losermarken belohnt. Hat derjenige vier davon, schnappt er sich die allmächtige Spielfigur Mister Monopoly - und hat plötzlich alle Vorteile auf seiner Seite: Statt Miete oder Rechnungen zu bezahlen, bekommt er Moneten, darf außer der Reihe Häuser bauen und sogar seine Mitspieler ins Gefängnis schicken.

Bewertung: Da jeder schnell vom Loser zum Winner werden kann, ist das Spiel ausgesprochen kurzweilig.

Verlag: Hasbro Alter: ab 8 Jahren Spieler: 2-6 Preis: ca. 30 €


Anti- Monopoly

Bei dieser Version werden die Prinzipien des Kapitalismus auf die Spitze getrieben. Zwar ähneln Spielfeld und -ablauf auf den ersten Blick dem Klassiker. Das Glück, dort oft allein spielentscheidend, dominiert hier aber nur am Anfang - bei der Verteilung der Straßen. Danach geht es um Taktik. Denn hier gelten nicht für alle Spieler dieselben Regeln: Einzelunternehmer, die "Wettbewerber", treten gegen Monopolisten an. Und je nachdem, wie viele Mitspieler es gibt und welche Rolle man einnimmt, gilt es, die Spielweise zu variieren.

Bewertung: Abwechslungsreiches Spiel. In der Anleitung heißt es: "Spielen Sie dieses Spiel nicht wie ,Monopoly‘" - wem das gelingt, der hat viel Spaß.

Verlag: University Games (Vertrieb Piatnik) Alter: laut Verlag ab 8 Jahren, besser wäre wohl ab 10 Jahren Spieler: 2-6 Preis: ca. 20 €











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