eBay-Gründer dabei: Das ist der bisher größte Test zum Bedingungslosen Grundeinkommen

560 Euro jeden Monat: So viel erhalten 2.000 finnische Bürger seit Jahresbeginn in einem der größten Feldversuche zum Thema Bedingungsloses Grundeinkommen. In zwei Jahren will das nordeuropäische Land Bilanz ziehen und erhofft sich wertvolle Erkenntnisse über das Konzept "Geld ohne Arbeit". Die nicht-staatliche Initiative GiveDirectly will das Experiment in deutlich größerem Stil testen - in Kenia. Einen prominenten Unterstützer hat die Wohltätigkeitsorganisation bereits.

Bedingungsloses Grundeinkommen für 26.000 Kenianer

Das Pilotprojekt in Kenia läuft bereits seit einigen Monaten. Seitdem hat GiveDirectly an 6.000 Einwohner verschiedener kenianischer Ortschaften ein Bedingungsloses Grundeinkommen ausgezahlt. Doch die Pläne der Hilfsorganisation sind deutlich größer: Das Experiment soll auf 26.000 Menschen ausgeweitet werden und langfristig über zwölf Jahre angesetzt sein.

Verschiedene Auszahlungs-Szenarien

Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt nach einem aufwendigen Auswahlprozess, der direkt vor Ort stattfindet, verspricht GiveDirectly. So wolle man sicherstellen, dass das Geld bei den wirklich Bedürftigen ankomme. Um weitreichende Erkenntnisse über den Erfolg oder Nicht-Erfolg eines Bedingungslosen Grundeinkommens zu erhalten, werden die Teilnehmer in verschiedene Gruppen eingeteilt, die das Geld jeweils in unterschiedlichen Auszahlungszyklen bekommen.

6.000 Teilnehmer bekommen über den kompletten Zeitraum des Experiments hinweg einen Betrag von 0,75 Dollar pro Tag. Angaben von GiveDirectly zufolge entspreche dies der Hälfte eines typischen Einkommens in ländlichen Gebieten Kenias. Eine zweite Versuchsgruppe erhält das Bedingungslose Grundeinkommen nur für einen Zeitraum von 2 Jahren. 10.000 weitere Kenianer aus der dritten Gruppe bekommen den Zweijahresbetrag einmalig ausbezahlt. Auch eine Kontrollgruppe ohne Grundeinkommen ist Teil des Langfrist-Experiments.

Prominente Unterstützer für das Sozialexperiment

Um das auf zwölf Jahre angelegte Projekt finanzieren zu können, benötigt GiveDirectly eigenen Angaben zufolge 30 Millionen Dollar. Einen Großteil der Gelder - 23,7 Millionen Dollar - hat die Organisation bereits eingesammelt. Finanzielle Unterstützung bekamen die Idee und das Projekt auch von prominenter Seite: Der eBay-Gründer Pierre Omidyar hat sich mit rund einer halben Million Dollar über seine Investmentplattform "Omidyar Network" beteiligt.

Hoffen auf weitreichende Erkennisse

Die unterschiedlichen Auszahlungszyklen, vor allem aber der lange Zeitrahmen für das Experiment und die verhältnismäßig große Teilnehmerzahl dürften der Diskussion um Sinn und Unsinn eines Bedingungslosen Grundeinkommens neue Nahrung liefern. Befürworter einer Grundsicherung ohne Bedingungen verweisen bislang insbesondere auf die Folgen des technologischen Wandels und auf die Notwendigkeit, auch in einer hoch-technisierten Welt, in der Arbeitsplätze zunehmend von Robotern besetzt werden, noch für Dienstleistungen und Konsumprodukte zahlen zu können. Gegner des Bedingungslosen Grundeinkommens warnen aber vor Lethargie und Faulheit, wenn Menschen ohne Gegenleistung finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt bekommen. Um erste Auswertungen des Kenia-Experiments zu erhalten, müsse man keine zwölf Jahre warten, zeigen sich Mike Kubzansky und Tracy Williams, Partner bei "Omidyar Network", überzeugt. Bereits in den ersten Jahren werde man wertvolle Erkenntnisse über das Verhalten der Teilnehmer gewinnen können.

Dann dürfte auch der Test in Finnland ausgewertet sein - möglicherweise bekommt die Diskussion um ein Bedingungsloses Grundeinkommen für Jedermann dann neuen Schub.

Redaktion finanzen.net