Diese Banken sind auf dem grünen Zweig
Nachhaltigkeit: Immer mehr Deutsche vertrauen ihr Geld ethisch, ökologisch und sozial orientierten Instituten an. Doch Vorsicht: Wer wechselt, darf keine Top-Konditionen erwarten.
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von Brigitte Watermann, Euro am Sonntag
Ich wollte sichergehen, dass meine Bank mit meinem Geld etwas Gutes macht und nicht etwa Umweltzerstörung mitfinanziert." Werberin Cornelia Huber (Name von der Redaktion geändert) wechselte gemeinsam mit einer Kollegin mit ihrem Girokonto zur GLS Bank. Doch womit beide nicht gerechnet hatten: Der Kontenumzug dauerte mehr als zwei Monate.
Hintergrund des Staus: So wie Huber denken immer mehr Deutsche. "Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise hat der Boom eingesetzt", sagt ein Sprecher der GLS Bank. "Seither gewinnen wir im Schnitt gut 2.000 Neukunden pro Monat." Die Mehrheit der Neukunden werde zwar innerhalb von 48 Stunden bedient, aber bei einem Drittel dauere es derzeit leider länger. Abhilfe ist in Sicht: "Wir sind gerade dabei, 20 neue Bankerinnen und Banker einzustellen", erklärt der Sprecher.
Die Nachhaltigkeitsbanken in Deutschland haben zwar noch eine kleine, aber dafür eine stark wachsende Fan- und Kundengemeinde. Denn immer mehr Bundesbürger wollen genau wissen, was ihre Bank mit ihrem Geld macht. Zählten die Nachhaltigkeitsbanken 2008 zusammen erst weniger als 140.000 Kunden, sind es nun gut 310.000. Dazwischen: Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise - und das Nuklearunglück von Fukushima im Jahr 2011.
Neben den konfessionell orientierten Banken ragen in Deutschland vier Institute heraus, deren Kerngeschäft darin besteht, Kundeneinlagen für Kredite zu nutzen, die strengen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Zockerei am Kapitalmarkt ist tabu. "Nachhaltigkeit ist ein schillernder Begriff, von dem viele sehr unterschiedliche Vorstellungen haben", erklärt Sven Remer, Professor für Social Banking und Social Finance an der Alanus Hochschule im nordrhein-westfälischen Alfter. Die Banken stünden vor der Herausforderung, genau zu sagen, was der Begriff für sie bedeute und wie sie ihren Wertvorstellungen gerecht werden, sagt er. "Transparenz ist hierfür ganz zentral. Und da gehen die Nachhaltigkeitsbanken heute mit gutem Beispiel voran."
Genau seit 40 Jahren am Markt ist die GLS Bank mit Sitz in Bochum. "Wir haben Entwicklungen ermöglicht, ohne auf den Gewinn zu zielen, sondern stattdessen den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt gerückt", sagt Vorstandssprecher Thomas Jorberg. Das Institut erhielt jüngst den europaweiten Preis "Nachhaltigkeitsbank des Jahres 2013" von der britischen Tageszeitung "Financial Times" und der International Finance Corporation.
Die GLS hat sich über die Jahre zur Hausbank mit kompletter Produktpalette für Privatkunden entwickelt und betreibt in sieben Großstädten sogar Filialen. Wer dort sein Geld zum Beispiel in Form von Festgeld oder in einem Sparbrief anlegt, finanziert damit etwa Behinderten- und Senioreneinrichtungen, regenerative Energieprojekte oder ökologische Landwirtschaft. 2013 legte sie ihren ersten eigenen Aktienfonds auf. Dieses Programm kommt gut an: Die Bilanzsumme der Bank knackte 2013 die Drei-Milliarden-Euro-Marke (plus 19 Prozent), inzwischen hat sie 165.000 Kunden (Vorjahr: 143 000 Kunden).
Bei der 1997 gegründeten Umweltbank in Nürnberg ist der Name Programm. Als rein ökologische Bank will sie "so viele Umweltprojekte wie nur möglich" fördern. Inzwischen haben ihr mehr als 114.000 Kunden (Vorjahr: knapp 112 000 Kunden) gut zwei Milliarden Euro an Einlagen anvertraut. Geschäftsschwerpunkte sind Solarkredite und Öko-Baufinanzierungen, aber auch Wind- und Wasserkraftprojekte. Für Anleger hat sie zum Beispiel Tagesgeld, Umweltsparbriefe oder Sparverträge, aber auch Windparkanleihen und -genussscheine im Angebot.
Umweltbank-Aktie steigt stark
Ein Girokonto offeriert sie allerdings ebenso wenig wie ein vollständiges Investmentdepot. Dort können Anleger nur solche Wertpapiere verwahren lassen, welche die Bank zum Verkauf anbietet. Auch in die Aktie der Umweltbank selbst lässt sie investieren. In den vergangenen fünf Jahren war das ein gutes Geschäft: Der Aktienkurs kletterte um gut 250 Prozent.
Seit 2002 am Markt ist die EthikBank, eine Niederlassung der Volksbank Eisenberg. Inzwischen führt die Direktbank 21.400 Konten (Vorjahr: 18.300) und stellt ihren Kunden eine "faire Bank statt Bankaffaire" in Aussicht. Das Institut mit der Produktpalette einer ganz normalen Hausbank offeriert ethisch-ökologische Girokonten, Geldanlagen und Kredite für Privat- und Geschäftskunden.
Besonders hohen Wert legt die Bank darauf, detailliert offenzulegen, wie und wo das Geld ihrer Kunden verwendet wird. So lässt sich zum Beispiel bis auf die Wertpapierkennnummer genau nachvollziehen, worin die eigenen Wertpapieranlagen der Bank investiert sind. Einen Geschäftsschwerpunkt hat die Bank bei Krediten für umweltfreundliches Bauen oder Modernisieren. "2013 haben wir den Ökobaukredit völlig erneuert. Er ist unser großer Hoffnungsträger für die Zukunft", erklärt Sylke Schröder, Vorstandsmitglied der Ethikbank.
Soziale Rendite gesucht
Erst seit Ende 2009 auf dem deutschen Markt aktiv ist die niederländische Triodos Bank. Dabei zählt das Institut international zu den größten Nachhaltigkeitsbanken und ist seit ihrer Gründung 1980 in zahlreichen Ländern aktiv. Ende 2013 hatte sie insgesamt 517.000 (Vorjahr: 437.000) Kunden. Ihr Deutschland-Ableger kommt allerdings erst auf gut 7.500 (Vorjahr: 4.800) Kunden. Seit Herbst 2012 bietet sie zwar ein Girokonto an, ein vollumfängliches Wertpapierdepot dagegen nicht, sondern nur ein Depot für hauseigene Nachhaltigkeitsfonds. Ab diesem Sommer will die Deutschland-Niederlassung auch die aktienähnlichen Rechte der Triodos Bank vertreiben. Sie sind nicht börsennotiert.
Tagesgeld-Zinshopper werden bei Nachhaltigkeitsbanken nicht fündig. Auch kostenlose, weil quersubventionierte Girokonten sucht man dort vergebens (außer für junge Leute). Das liegt nicht nur an der Niedrigzinsphase, sondern ist Teil des Programms der Banken. "Dafür bekommen Kunden dort das gute Gefühl, dass mit ihrem Geld sinnvoll umgegangen wird, wenn sie die Werte der Bank teilen", sagt Social-Banking-Professor Remer. Weil den Kunden Nachhaltigkeit wichtig ist, beschert ihnen die konsequente Anlage- und Kreditvergabepolitik der Banken eine "soziale Rendite, die ihnen ähnlich viel wert ist wie der Sparzins", so die Bankberatung ZEB.
Das kommt an - auch in sozialen Medien wie Facebook. Setzt man die Zahl der "Gefällt mir"-Angaben bei Ökobanken ins Verhältnis zur Kundenzahl, beträgt es eins zu sechs. Bei herkömmlichen Retailbanken kommt auf 200 Bankkunden gerade mal ein "Gefällt mir".
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