Qonto-Deutschland-Chef Pohlmann: "Die IBAN wird diskriminiert"
Philipp Pohlmann » Der Deutschland-Chef des Fintechs Qonto spricht im Interview mit €uro am Sonntag über das Kontonummer-Chaos mit der IBAN.
von Redaktion €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Qonto ist ein französisches Start-up, das inzwischen auch in Deutschland mobile Konten für Geschäftskunden anbietet. Sie beklagen eine Diskriminierung der IBAN? Was soll das sein?
Philipp Pohlmann: Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass im europäischen Zahlungsraum (SEPA) zwischen den IBAN der einzelnen Länder kein Unterschied gemacht wird, richtig?
Klar, deshalb wurde SEPA ja eingeführt ...
... leider nur in der Theorie. In der Praxis haben unsere Geschäftskunden mit ihrem Konto andere Erfahrungen gemacht.
Erzählen Sie bitte.
Als wir mit Qonto in Deutschland 2019 an den Start gingen, vergaben wir an unsere Kunden, vorwiegend kleine und mittlere Unternehmen, eine französische IBAN, weil wir als Zahlungsinstitut in Frankreich registriert sind. Einige Kunden haben uns mitgeteilt, dass sie damit Schwierigkeiten bei Leasing-Verträgen, Versicherungsabschlüssen oder dem Finanzamt haben. Auch die Eingabe in Onlinemasken war nicht immer möglich, da die IBAN mit FR als Kürzel als fehlerhaft deklariert wurde.
Vielleicht einfach ein paar Ausreißer?
Nein. Bei unseren Niederlassungen in Italien und Spanien haben wir Ähnliches erfahren. In Deutschland gibt es bei der Finanzaufsicht Bafin seit 2017 sogar eine Beschwerdestelle für IBAN-Diskriminierung.
Wie haben Sie reagiert?
Nun bieten wir eine deutsche IBAN an. Die macht unseren Kunden das Leben angenehmer. Aber wir sehen uns mit diesen Erfahrungen auch als Botschafter für eine einheitliche EU-IBAN. Für die europäische Idee steht schließlich auch unser Name.
Was bedeutet Qonto?
Das ist Esperanto, wird "Kwonto" gesprochen und bedeutet einfach "Konto".
___________________________
Weitere News
Bildquellen: v.schlichting / Shutterstock.com, Quentin Chevrier/Qonto