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Flightright-Chef Kadelbach: "10.000 Fluggäste fordern Geld zurück"

24.05.18 08:35 Uhr

Flightright-Chef Kadelbach: "10.000 Fluggäste fordern Geld zurück" | finanzen.net
Philipp Kadelbach, Gründer und Vorstand des Markführers Flightright

Immer mehr Passagiere sichern sich bei Flugverspätungen über sogenannte Legal Techs ihre Entschädigungsansprüche. Philipp Kadelbach, Gründer und Vorstand des Markführers Flightright, über den stark wachsenden Markt.

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von Stefan Rullkötter, €uro Magazin

€uro: Herr Kadelbach, wie viele Verfahren wegen Flugverspätungen führt Flightright derzeit gegen Airlines?
Philipp Kadelbach: Momentan haben wir in Deutschland rund 3500 Verfahren laufen, europaweit sind es aktuell rund 10.000 Passagiere, die über unser Portal wegen Flugverspätungen Schadensersatzansprüche geltend machen.

Verfestigt sich der Trend, dass Fluggesellschaften bereit sind, ohne Gerichtsverfahren Entschädigungszahlungen zu leisten?
Als wir 2010 begonnen haben, haben wir praktisch jeden Fall vor Gericht bringen müssen. Keine Airline war bereit, den geschädigten Passagieren ihre Entschädigung zu zahlen. Nach vielen Erfolgen vor Gericht für uns und unsere Kunden zeigen sich viele Airlines kooperativer. Sie haben gemerkt, dass es das Doppelte kostet, wenn wir klagen und zahlen lieber direkt an uns.

Welche Airlines sind in puncto Entschädigung nicht kooperativ?
Nichts desto trotz haben wir stets "Hardliner"-Airlines, die sich stur stellen und die wir praktisch immer vor Gericht zerren müssen. Beispielsweise wie Ryanair, Turkish Airlines, Iberia, Aigle Azur und Aeroflot sind die Airlines, die uns überhaupt nicht direkt zahlen.

Ist es für betroffene Passagiere nicht lukrativer, die Entschädigung selbstständig und ohne Provisionszahlung einzufordern?
Wenn Kunden versuchen, selbstständig ihre Entschädigung einzufordern, lehnen in 75 Prozent aller Fälle die Airlines die Beschwerde von vornherein ab. Das belegt eine Studie der BEUC- European Consumer Organisation. Wir sehen oft, dass sich die Airlines mit außergewöhnlichen Umständen rausreden, um die Entschädigung an die Kunden nicht zahlen zu müssen. Aber die Probleme sind oftmals keine außergewöhnlichen Umstände. Und der Gang zum Anwalt wegen 250 Euro lohnt meist nicht. Darauf spekulieren die Airlines und lehnen die meisten Kunden ab.

Wie wollen Sie Ihr Geschäft ausbauen?
Wir haben Ende März einen Übernahmevertrag mit unserem bisherigen Konkurrenten Flugrecht aus Nürnberg unterzeichnet. Damit bauen wir unsere Marktführerposition weiter aus. Im Zuge der gemeinschaftlichen Weiterentwicklung der Marke Flugrecht wird deren jetziger Markenauftritt zunächst beibehalten werden. Die volle Übernahme der Prozesse von Flightright wird in circa zwei Jahren abgeschlossen sein.

Was ändert sich dadurch für Flugrecht-Kunden?
Die Kunden von Flugrecht können in Zukunft das komplette Serviceangebot von Flightright nutzen. Insbesondere das europaweite Anwaltsnetzwerk und die datengestützte Fallbewertung und -bearbeitung des Legal-Tech-Unternehmens werden die Einforderung der Fluggastrechte für Flugrecht-Kunden vereinfachen. Gleichzeitig wird Flightright durch die Übernahme künftig mehr rechtliche Datenpunkte zusammenfassen können. Diese werden dabei helfen, vor Gericht noch erfolgreicher zu sein.

Haben Sie noch weitere Expansionspläne?
Wir haben geraden eine Tochtergesellschaft mit dem Namen X-Right GmbH gegründet. Damit werden wir ab Sommer 2018 unser Geschäftsmodell erweitern und erstmals auch außerhalb des Gebietes der Fluggastrechte tätig. Der Kern wird ein innovatives Geschäftsmodell sein, das Kunden moderne, datengestützte Rechtsdienstleistungen bieten wird.

Wie viel Prozent des klassischen Anwaltsgeschäfts macht ein Legal Tech -Unternehmen künftig überflüssig?
Bislang war es vor allem so, dass Legal Tech das Anwaltsgeschäft ergänzt hat. Mit Flightright haben wir Anwälte nicht überflüssig gemacht. Wir haben Verbrauchern die Möglichkeit gegeben, bei kleinteiligen Verfahren zu ihrem Recht zu kommen. Ohne Flightright würden die wenigsten betroffenen Passagiere einen Anwalt aufsuchen, sondern eher frustriert auf ihre Entschädigung verzichten. Legal Tech wird natürlich auch in anderen Fällen eine Rolle spielen und in der Tat in einigen Bereichen eine Alternative zum klassischen Anwalt darstellen. Der Prozentsatz ist aber sehr vom jeweiligen Rechtsgebiet abhängig.

Kurzvita

Philipp Kadelbach ist Gründer und Vorstand von Flightright , das marktführende Verbraucherportal für die Durchsetzung von Fluggastrechten. Die Legal Tech-Firma tritt für die Rechte von Passagieren im Fall einer Flugverspätung, Annullierung oder Nichtbeförderung ein. Insgesamt hat Flightright bisher rund 150 Millionen Euro Entschädigung für Kunden durchgesetzt.

Mehr zum Thema Legal Tech lesen Sie im neuen €uro Magazin, das ab 23. Mai 2018 im Handel erhältlich ist oder hier in der digitalen Ausgabe.





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Bildquellen: istockphoto / Rawpixel, Flightright

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