Stationärer Handel am Ende? Carl Icahn wettet gegen Einkaufszentren
Der aktivistische Investor Carl Icahn entpuppte sich jüngst als wahrscheinlich größter Shortseller von Mall-Schuldtiteln. Hintergrund ist, dass die Investorenlegende keine Hoffnung mehr für Einkaufszentren in den USA hat. Behält er Recht, macht er hunderte Millionen mit seiner Wette.
• Einkaufszentren befinden sich in einer schwierigen Phase
• Zahlreiche Schließungen rufen Icahn auf den Plan
• Icahn platziert Wette, die ihm 400 Millionen US-Dollar einbringen könnte
Carl Icahn ist an der Wall Street wohl bekannt - ein milliardenschwerer, US-amerikanischer Großinvestor. Neuerdings hat es der 83-Jährige auf Einkaufszentren abgesehen: Er glaubt, dass Mall-Besitzer ihre Schulden nicht mehr bedienen können und in Schwierigkeiten dabei geraten, ihre Hypothek zu bezahlen. Deshalb wettet Icahn gegen die besicherten Kredite, berichtet The Wall Street Journal. Doch was hat den aktivistischen Investor dazu veranlasst, gegen Einkaufszentren zu wetten?
Onlinehandel verdrängt US-Shopping-Malls - gut für Icahns Wette?
Einkaufszentren haben augenscheinlich einen schweren Stand in den USA. In diesem Jahr belaufen sich die Schließungen einzelner Zentren auf eine so hohe Zahl wie wahrscheinlich nie zuvor: Im Jahresverlauf schlossen bereits 9.100 Läden, verlautet die Bank of America in einer Kundennotiz. Sogar die vielen Schließungen während Rezessionen wurden damit offenbar eingeholt. Unter den diesjährigen Ladenschließungen befanden sich bislang auch 4.087 Malls - kein gutes Zeichen für den stationären Handel. "Leider hat das Tempo der Schließungen unsere Erwartungen übertroffen", heißt es seitens der Bank of America.
Die Bank of America führt diese Entwicklung insbesondere auf den Aufschwung des Onlinehandels zurück, der beispielsweise durch den Branchenriesen Amazon angeführt wird. Kürzlich erst stellte UBS-Analyst Jay Sole in einer Mitteilung fest, dass US-Konsumenten das sechste Jahr in Folge äußern, wegen der Möglichkeit des Onlineshoppings weniger in Einkaufszentren zu gehen. Der Trend dürfte sich auch nicht ändern. Denn die UBS rechnet damit, dass der Onlinehandel Ladenverkäufe während der nächsten fünf Jahre mit einer jährlichen Performance von 7 Prozent übertreffen wird.
Carl Icahn hat mit seiner Wette also möglicherweise den richtigen Riecher. Behält er Recht und geraten somit Mall-Eigentümer immer mehr in Zahlungsbedrängnis, könnte er durch seine Wette 400 Millionen US-Dollar oder mehr gewinnen, berichtet CNBC.
Zinssenkung: Kleiner Rückschlag für Icahns Wette
Zwischenzeitlich sah es allerdings nicht ganz so gut für Icahns Wetteinsatz aus. Als im Sommer in den USA die Zinsen sanken, erwies sich das als Erleichterung für die Mall-Besitzer, Hypotheken zu zahlen oder zu refinanzieren. Dabei fiel in Folge der Zinssenkung durch die US-Notenbank Federal Reserve die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen unter 1,5 Prozent. Allerdings beläuft sich die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen gegenwärtig wieder auf über 1,74 Prozent; und sollten sich die Zinsen wieder erhöhen, könnte das die Zahlungsfähigkeit der Eigentümer wieder erschweren, berichtet CNBC.
Gespaltene Meinungen
Viele Marktbeobachter sehen hinter Icahns Wette daher das nächste große Ding, das der Milliardär ausgemacht hat. Abgesehen haben es einige daher auf den CMBX 6 Index, auf den zahlreiche Shortpositionen platziert wurden - er ist auch Bestandteil von Icahns Wette, berichtet die US-amerikanische Nachrichtenseite. Doch es gibt auch Gegenstimmen: Laut The Wall Street Journal, sehen Putnam Investments und Alliance Bernstein Holding das Umfeld für Einkaufszentren optimistischer. Brian Phillips, Direktor der Commercial Real Estate Credit Research schließt sich diesem weniger schwarzmalerischen Ausblick an: "Unsere Grundlagenforschung deutet darauf hin, dass nicht nur die Gesamtkreditausfälle wahrscheinlich gering ausfallen werden, sondern auch die Renditen der CMBX.6 letztlich attraktiv sein werden, auch unter extrem belastenden Szenarien", zitiert ihn CNBC.
Welche Haltung am Ende auf der Seite der Tatsache stehen wird, dürfte sich bald zeigen. Ob der aktivistische Investor mit seiner Wette dann tatsächlich um weitere 400 Millionen US-Dollar schwerer wird, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
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