Genossenschaften: Mehr Zinsen für Ihr Geld
Anders als bei vielen Banken gibt es bei Wohnbaugenossenschaften noch hohe Zinsen. Einziger Wertmutstropfen: Die Genossen können nicht beliebig viel Geld annehmen.
von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag
Frohe Zukunft, Ulmer Heimstätte, Familienheim Freiburg — was nach Romantik und Biedermeier klingt, ist für viele Sparer bares Geld wert. Denn Wohnbaugenossenschaften mit teils blumigen Namen zahlen Zinsen, die es locker mit Hochzinsanbietern aus dem Ausland aufnehmen können. Anders als Banken machen die 48 Wohnbaugenossenschaften, die Spareinlagen annehmen, wenig Aufhebens um sich.
Das hat Gründe: Während Banken das Geld ihrer Kunden verleihen oder anderweitig investieren dürfen, müssen Genossenschaften das Geld in ihre Wohnungen stecken oder neue Wohnungen bauen — sofern die Nachfrage da ist und die kommunalen Bebauungspläne es zulassen. Das heißt, sie müssen sehr genau steuern, wie viel Geld sie annehmen können.
Aktuell liegen bei den Spareinrichtungen der Baugenossenschaften um die 2,4 Milliarden Euro, Tendenz steigend. „Es kann vorkommen, dass Wohnbaugenossenschaften kein Geld mehr annehmen“, so Katharina Burkardt vom Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Unter dessen Dach sind auch die Genossenschaften organisiert. Das bedeutet aber nicht, dass Sparer vor die Tür gesetzt werden. Neue Mitglieder werden vor Abgabe ihres Antrags darauf hingewiesen, wenn keine Einlagen mehr angenommen werden können.
Geschlossene Gesellschaften
Sparen dürfen in der Regel nur Mitglieder und deren Verwandte. Oft können auch Großeltern, Enkel, Nichten und Neffen sparen, ohne dass sie beitreten müssen. Doch die Mitgliedschaft bringt neben etwas Aufwand — die meisten Genossenschaften verlangen, dass Neumitglieder ihren Antrag persönlich in der Geschäftsstelle abgeben — auch Vorteile: Der Genossenschaftsanteil, den jedes Neumitglied zahlen muss, wird verzinst.
Einige Anbieter zahlen bis zu fünf Prozent Dividende. Die Einlagen sind sehr unterschiedlich. Während bei der Baugenossenschaft Frohe Zukunft in Halle ein Anteil 20 Euro kostet, sind beim Spar- und Bauverein Dortmund 1.278 Euro fällig. Tritt ein Genosse aus, bekommt er den Gegenwert seiner Anteile wieder ausgezahlt. Die Kosten sind relativ niedrig: Je nach Genossenschaft liegt die einmalige Aufnahmegebühr bei zehn bis 50 Euro.
Doch welche Zinsen bieten die Genossen? Um einen Überblick zu bekommen, hat €uro am Sonntag nachgefragt. Alle der 31 Genossenschaften, deren Konditionen die Redaktion recherchieren konnte, bieten zumindest ein Sparbuch mit variablem Zins und ein Angebot mit festen Zinsen. Während die Sparbücher derzeit zwischen 0,5 und 1,25 Prozent verzinst sind, gibt es beim Festzinssparen einige attraktive Offerten. Einzige Einschränkung: Die Mindestanlagesummen liegen im Schnitt bei 2.500 Euro und können bis auf 25.000 Euro steigen.
Derzeit bietet der Eisenbahn Bau- und Sparverein (Espabau) aus Bremen aktuell 1,75 Prozent im Jahr. Das sind 0,05 Prozentpunkte mehr als bei der niederländischen NIBC Direct, die aktuell die Liste der Festgeldanbieter mit einem Jahr Zinsbindung anführt. Die Wohnbaugenossenschaft Einheit aus Erfurt oder die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft liegen knapp dahinter (siehe Tabelle).
Bei längeren Laufzeiten gibt es einige Anbieter, die Banken überflügeln. Sehr eindrucksvoll ist der Zins der Genossenschaft Espabau. Wer sein Geld fünf Jahre festlegt, bekommt drei Prozent Zinsen. Das sind 0,55 Prozentpunkte mehr als beim höchsten Vergleichsangebot einer Bank. Noch höhere Zinsen gibt es bei Sparplänen. Die laufen über mindestens sieben Jahre. Neben einem Basiszins, der in der Regel zwischen einem und zwei Prozent liegt, gibt es einen Bonus. Der kommt am Ende der Laufzeit auf einen Schlag dazu oder wird jedes Jahr auf das im betreffenden Jahr angesparte Geld angerechnet.
Dank des Zinseszinseffekts sind hier Renditen von vier Prozent und mehr drin. Für Max Herbst, dessen FMH-Finanzberatung seit 20 Jahren Zinsvergleiche erstellt, sind die hohen Zinsen kein Wunder: „Das Geld wird ausschließlich in Wohnungen investiert, diese werfen stabile Erträge ab und obendrein sind Baudarlehen derzeit sehr günstig.“ Den Genossen geht es also aktuell gut.
Sollte es dennoch einmal Probleme geben, haben die Baugenossenschaften eine eigene Einlagensicherung. Sie funktioniert wie die Institutssicherungen der Sparkassen und der Volksbanken: Bekommt eine Genossenschaft Probleme, helfen die anderen aus. Eingreifen musste dieser „Selbsthilfefonds zur Sicherung von Spareinlagen von Wohnungsgenossenschaften“ in seiner 39-jährigen Geschichte noch nicht.
Ausgewählte Konditionen von Wohngenossenschaften (pdf)