Sorglos durch den Ruhestand: Was es zu beachten gilt
Bei den Bands laufen hoch verzinste Fest- und Tagesgelder demnächst aus. Wie sollte das Ehepaar umschichten? €uro am Sonntag weiß Rat.
von Martin Reim, Euro am Sonntag
Die Turbulenzen von Beruf und Kindererziehung haben sie hinter sich. Michael und Anette Band verbrachten die meiste Zeit ihres Lebens in Hamburg. Er arbeitete als Controller in einem Verlag. Sie war als Bürokauffrau tätig und wurde nach Wegzug ihres letzten Arbeitgebers Hausfrau.
2008 ist das Ehepaar nach Bayern gezogen - hauptsächlich der beiden Töchter und des kleinen Enkels wegen. Ihr Haus im Norden haben die Bands verkauft und leben nun in einer Eigentumswohnung. Die regelmäßigen Einkünfte aus gesetzlicher und privater Rente genügen für ein auskömmliches Dasein. Hauptproblem: Was fangen sie auf lange Sicht mit ihrem Barvermögen von rund 80.000 Euro an?
Im Moment ist das Geld noch gut aufgehoben. 20.000 Euro liegen noch bis Februar 2016 auf einem Festgeldkonto der Bank of Scotland mit sage und schreibe 4,25 Prozent Verzinsung - ein Angebot aus dem Jahr 2011. Die restlichen 60.000 Euro sind noch kurze Zeit auf einem Tagesgeldkonto der Barclays Bank angelegt, die stets 1,75 Prozent mehr als den EZB-Leitzins bezahlt, derzeit also 1,8 Prozent. Auch diese Offerte ist schon lange nicht mehr erhältlich.
Mit Laufzeiten spielen
Was tun, wenn die Investments auslaufen? Die unabhängige Honorarberaterin Stefanie Kühn aus Grafing bei München weiß Rat - anhand der sogenannten Festgeldtreppe. Sie beruht darauf, dass es üblicherweise umso mehr Zinsen gibt, je länger die Laufzeit ist. Die Anlagesumme wird in fünf gleiche Beträge aufgeteilt. "Für das erste Fünftel sucht man ein gut verzinstes Ein-Jahres-Festgeld." Manchmal gibt es bei Tagesgeld höhere Zinsen als im Ein-Jahres-Bereich, sodass ein Ausweichen auf Tagesgeld naheliegt. Das zweite Fünftel wird auf zwei Jahre festgelegt, das dritte auf drei Jahre und so weiter. Ist das erste Jahr um, wird das erste Festgeld fällig. Kühn: "Nun suchen Sie ein neues Fünf-Jahres-Festgeld und packen das hinten drauf. Nach dem zweiten Jahr nehmen Sie das fällige Zwei-Jahres-Festgeld und suchen dafür ebenfalls ein Fünf-Jahres-Festgeld." Für die folgenden Jahre wird analog vorgegangen.Vorteil: "Nur im ersten Jahr ist der Zins durchschnittlich noch weit vom Fünf-Jahres-Zins entfernt, danach kann dann immer mit dem aktuellen Fünf-Jahres-Zins für die Neuanlage geplant werden." Und der sollte in der Regel deutlich höher sein als das Tagesgeld. Gleichzeitig gibt es jährliche Fälligkeiten. "Das bedeutet: Sie sind sehr flexibel. Sie können jedes Jahr überlegen, ob Sie die ganze Summe erneut anlegen, ob Sie lediglich die Zinsen ausgeben oder ob Sie für das gesamte Geld beispielsweise ein Auto kaufen."
Man kann die Festgeldtreppe unterjährig so verfeinern, dass halb- oder vierteljährliche Fälligkeiten entstehen, rät Kühn. Weiterer Tipp: "Beim derzeitig niedrigen Zinsniveau kann man überlegen, nur bis zum Vier-Jahres-Festgeld zu gehen. Letztlich können Sie aber je nach Marktlage jede beliebige Anzahl von Tranchen bilden." Das Ganze funktioniert auch mit Anleihen. Wenn es sich nicht gerade um Bundespapiere handelt, die derzeit bei fast null rentieren, gibt es hier zumeist einen höheren Zins als bei Tages- und Festgeld - aber natürlich auch höhere Risiken.
Wichtig ist ein steter Blick auf die Konditionen (sie stehen in jeder €uro am Sonntag auf den Serviceseiten). Außerdem nötig ist eine Liste, mit der man die Termine verfolgt. "Mit dem Programm Excel ist das recht einfach zu machen", sagt Kühn. "Achten Sie zudem auf die Einlagensicherung, nehmen Sie Abstand von gar zu tollen Konditionen. Denken Sie an die Pleite der isländischen Kaupthing Bank - hier wurden über Jahre über sämtliche Laufzeiten verdächtig hohe Zinsen gezahlt." Grundsätzlich gilt: pro Bank maximal 100.000 Euro anlegen, nur dann ist das Geld garantiert sicher, sofern die Bank nicht einer zusätzlichen Einrichtung zur Einlagensicherung angehört. Kühn: "Und darauf achten, dass Sie das Geld nicht tagesaktuell brauchen."
Versicherungen aus Rentnersicht
Den Versicherungsbedarf des Ehepaars Band hat sich Georg Plötz von der Verbraucherzentrale Bayern angesehen. Aus seiner Sicht gilt generell: "Der Schutzbedarf bei Rentnern ist nicht wesentlich anders als bei jüngeren Leuten, wenn man von nunmehr unnötig gewordenen Berufsunfähigkeitsversicherungen, einigen Spezialpolicen und dem generellen Umgang mit Altersvorsorge absieht."Die Bands haben folgende Versicherungen abgeschlossen: Haftpflicht, Rechtsschutz, Wohngebäude, Hausrat, Unfall. "Damit sind sie gut aufgestellt", sagt Plötz. Es handle sich ziemlich genau um jene Policen, die angesichts ihrer Lebensumstände nötig sind. "Man kann darüber diskutieren, ob die Rechtsschutzpolice nötig ist. Umgekehrt ist der Abschluss einer Pflegeversicherung überlegenswert."
Eine Rechtsschutzversicherung kann weiterhin sinnvoll sein, da Herr Band in den vergangenen Jahren diverse Schadensfälle hatte. Nachdem die Bands vor einiger Zeit das eigene Haus verkauft hatten, nahmen sie den Grundstücksrechtsschutz aus der Police heraus.
Eine Unfallversicherung ist nicht unbedingt nötig. Falls diese weiterhin gewünscht ist, sollte das Paar auf keinen Fall den Versicherer wechseln. Eventuell behauptet der neue Versicherer im Schadensfall, die Unfallfolgen seien auf Erkrankungen zurückzuführen, die schon vor Vertragsabschluss bestanden.
Eine Wohngebäudeversicherung ist für Hausbesitzer unverzichtbar. Wohnungseigentümer kooperieren mit anderen Eigentümern des Gesamtobjekts.
Eine Hausratversicherung ist nur bei wertvoller Ausstattung nötig.
Thema: Sicherheit
von Markus HinterbergerDie deutsche Einlagensicherung umfasst Sicht- und Termineinlagen, also Giro- und Tagesgeldkonten, Sparbücher sowie Festgelder und Sparbriefe. Anders als in den meisten Nachbarstaaten gibt es hierzulande unterschiedliche Sicherungssysteme. Alle Privatbanken und Bausparkassen müssen der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) angehören. Sie sichert 100 000 Euro pro Anleger und Bank ab. Eine Liste der teilnehmenden Institute gibt es online auf edb-banken.de. Friert die Finanzaufsicht Bafin im Ernstfall alle Konten einer Bank ein, bekommen die Kunden binnen 20 Tagen (ab Mitte 2015 bereits binnen sieben Tagen) ihre Einlagen zurück - inklusive der aufgelaufenen Zinsen.
Die meisten Privatbanken haben sich zusätzlich dem freiwilligen Einlagensicherungsfonds Bankenverband (BdB) angeschlossen. Er übernimmt die Einlagen, die über die 100.000-Euro-Grenze hinausgehen. Die Sicherungsgrenze ist von Institut zu Institut verschieden. Sie entspricht 20 Prozent des haftenden Eigenkapitals der jeweiligen Bank, das sind in der Regel Millionenbeträge (weitere Informationen online unter bdb.de). Spareinlagen bei Bausparkassen sind über einen Branchenfonds bis zu 250.000 Euro geschützt (siehe bausparkassen.de).
Sparkassen sowie Raiffeisen- und Genossenschaftsbanken garantieren 100 Prozent der Einlagen über die sogenannte Institutssicherung. Das bedeutet: Die Gemeinschaft unterstützt schwächelnde Institute so lange, bis sie wieder solvent sind.
So weit die Theorie. Geht eine Großbank mit Millionen Kunden pleite, werden die Sicherungsverbünde wohl an ihre Grenzen stoßen. Dann müsste der Bund mit Steuermilliarden eingreifen.
In der Eurozone gilt analog zu Deutschland die gesetzliche Einlagensicherung, die 100.000 Euro pro Konto garantiert. Die Frist, binnen derer die Kunden ihr Geld inklusive Zinsen wiederbekommen, soll - bezogen auf die Grenze von 100.000 Euro - höchstens 20 Arbeitstage betragen. Großbritannien hat seine Einlagensicherung der des europäischen Festlands angepasst.
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