Euro am Sonntag

Wetterrisiken: Elementar für Hausbesitzer

09.04.16 03:00 Uhr

Wetterrisiken: Elementar für Hausbesitzer | finanzen.net

Vor den finanziellen Folgen von Hochwasser, Starkregen oder Schneedruck schützt eine spezielle Zusatzversicherung. In Zeiten des Klimawandels ist sie oft eine sinnvolle Investition.

von Uwe Schmidt-Kasparek, Euro am Sonntag

Viele Hausbesitzer glauben, sie seien gegen alle Wettergefahren abgesichert - aber täuschen sich. Das zeigen folgende Zahlen: Bundesweit sind nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nur rund 40 Prozent der Haushalte tatsächlich auf der sicheren Seite. Hingegen meinen knapp zwei Drittel der potenziell Betroffenen, sie hätten einen kompletten Schutz. Das ergab eine Umfrage des Zentrums für Euro­päische Wirtschaftsforschung. Grund für die Verwirrung: Normale Wohngebäude- und Hausratversicherungen brauchen eine zusätzliche Elementardeckung - für Überschwemmungen durch Gewässer oder sogenannten Starkregen, Rückstau in Kanälen und Rohren, Schneedruck auf dem Hausdach, Erd­rutsch, Lawinen, Erbeben - und für Vulkanausbrüche.



"Viele Hauseigentümer haben mehrere Hunderttausend Euro in ihr Haus investiert. Daher ist es nur rational, wenn man ein paar Hundert Euro für die Absicherung von Elementarrisiken einsetzt", rät Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl, Vorsitzender des Verbands öffentlicher Versicherer. Experten beklagen ein allgemeines Wissensdefizit. So besteht die Bedrohung durch Hochwasser längst nicht mehr nur an Flüssen und Seen. Durch Starkregen sind sogar Häuser auf dem Berg gefährdet. Etwa jeder zweite Überschwemmungsschaden geht laut GDV auf dieses Wetterphänomen zurück. Von Starkregen spricht man, wenn in einer Stunde mehr als 17 Liter Regen je Quadratmeter fallen.

Hochwasser geht nach Einschätzung des Experten heute viel seltener von großen Flüssen aus als früher. Hier seien längst viele Schutzvorkehrungen getroffen worden. "Ein erhöhtes Überschwemmungsrisiko haben Hausbesitzer, die in der Nähe eines unregulierten kleinen Bachs wohnen", sagt Jo­hannes Brück vom Bundesverband mittelständischer Versicherungs- und Finanzmakler.

Schon heftige Regenfälle könnten aus dem Flüsschen einen reißenden Strom machen. Aufpassen müssen die Kunden, dass auch Rückstauschäden aus Kanälen abgesichert sind. Das war in älteren Bedingungen nicht immer der Fall.

Wie hoch das Überschwemmungsrisiko ist, können die Kunden bei ihrem Versicherer erfragen oder im Internet über den vom GDV entwickelten Naturkompass selbst ermitteln (kompass-naturgefahren.de). Noch funktioniert die Internetsuche aber nur in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Berlin. Weitere Länder sollen folgen. Basis der Risikoanzeige ist "ZÜRS Geo", ein System für Überschwemmungsrisiko und Einschätzung von Umweltrisiken, das vier Zonen umfasst. In den Klassen 1 und 2 ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass es zu einem Hochwasserschaden aufgrund eines ausufernden Flusses kommt.



Anders sieht das in den Zonen 3 und 4 aus. Hier rechnen die Experten einmal zwischen zehn und 50 Jahren (Zone 3) oder sogar alle zehn Jahre (Zone 4) mit einer Überschwemmung. Innerhalb dieser Hochrisikozonen wohnen rund 2,3 Prozent aller privaten Hausbesitzer. Sie müssen mit deutlich höheren Prämien sowie einer hohen Selbstbeteiligung pro Schaden rechnen. Manche Versicherer bieten in diesen Zonen überhaupt keinen Elementarschutz.

Dass das Wetter gefährlicher geworden ist, bestätigt der Rückversicherer Munich Re. Nach Zahlen aus dem Jahr 2012 hat sich die Zahl der verheerenden Stürme, Regenfälle und anderer wetterbedingter Naturkatastrophen in Deutschland seit den 70er-Jahren mehr als verdreifacht. Ursache ist der Klimawandel und dieser wird weiter fortschreiten.

Makler Brück verweist auf eine weitere Konsequenz neben den Hochwassergefahren: "Es könnte bei allen Häusern, die vor 1970 gebaut wurden oder ein Flachdach besitzen, ein erhöhtes Schneedruckrisiko geben." Für heutige oftmals extreme Schneefälle seien die Dächer früher nicht konzipiert gewesen. Daher drohe bei hoher Schneelast der Einsturz des gesamten Dachstuhls.

Praktiker raten Hausbesitzern, unbedingt den Wohngebäudeschutz zu prüfen. Neben der Wohngebäudeversicherung, die Schäden am Gebäude deckt, sollte auch die Hausratversicherung, die - grob gesagt - das Mobiliar schützt, im Blick sein.

Die unten stehenden Tabellen zeigen, was bei günstigen Versicherern das Extra kostet. Zudem verdeutlichen die Zahlen, wie viel man beim Wechsel des Anbieters sparen kann. Denn ein Wechsel kann durchaus akut werden, wenn man bei seinem bisherigen Versicherer einen Elementarschutz dazubuchen will. Oftmals wollen die Anbieter bei dieser Gelegenheit gleich noch die Prämie für die Basisversicherung erhöhen. Wohl dem, der ein Alternativangebot hat - oder zumindest damit drohen kann.

Was Elementarschutz kostet (pdf)

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